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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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sie reagiert. Wenn ich ehrlich sein soll, war ich erleichtert, dass sie wieder angefangen hat zu arbeiten, es war, als hätte das Zusammensein mit den Kollegen einen guten Einfluss auf sie.«
    »War sie früher auch so labil?«, fragte Margit.
    Urban Melin kippelte mit dem Stuhl.
    »Sie war schon immer sehr verletzlich. Es ist schwer vorstellbar, sie wirkt ja nach außen eher selbstsicher, zumal sie groß und stattlich ist. Aber innerlich ist sie wie ein kleines Kind, mit einer panischen Angst, verlassen zu werden. Gleichzeitig stößt sie Leute leicht zurück, und sie fühlt sich wertlos.«
    »Hat sie mal einen Psychologen aufgesucht?«, fragte Thomas.
    »Dazu wäre sie nie bereit.«
    Die Antwort kam schnell und mit Nachdruck.
    »Es ist sicher nicht leicht, damit umzugehen«, sagte Margit.
    »Nein, das ist es tatsächlich nicht. Ich versuche natürlich, sie zu trösten, ich versichere ihr, wie großartig sie ist, aber es ist schwer, an sie heranzukommen, wenn sie in dieser Stimmung ist.«
    »Sind Sie schon lange zusammen?«, erkundigte sich Thomas.
    »Seit neun Jahren.«
    »Wie haben Sie sich kennengelernt?«
    »Das war in der Apotheke, in der sie arbeitet. Meine damalige Freundin hatte mich wegen eines anderen verlassen, und ich war ziemlich deprimiert. Ich hatte mir Schlaftabletten verschreiben lassen und war in der Apotheke, um das Rezept einzulösen. Da traf ich Annika. Wir kamen ins Gespräch, und so kam eins zum anderen.«
    Er raffte ein paar Zeitschriften zusammen, die auf dem quadratischen Glastisch verteilt lagen. Eine schnelle, nervöse Geste.
    »Wir verliebten uns und zogen bald darauf zusammen. Sie war ein richtiger Wirbelwind, alles musste sofort passieren. Verlobung, Hochzeit, und sie hat auch dieses Haus für uns gefunden.«
    Er blickte sie aus traurigen Augen an.
    »Nur das Baby ließ auf sich warten.«
    »Aber das muss anstrengend gewesen sein«, warf Margit ein, »wenn sie so launisch ist, wie Sie sagen.«
    »Ja.«
    Urban Melin schob seinen Ehering am Finger auf und ab.
    »Das war es«, sagte er leise. »Sie konnte furchtbare Anfälle kriegen. Sie ist sehr stark. Einmal hat sie mir meinen Arm so verdreht, dass der Knochen anbrach. Ich musste wochenlang einen Gips tragen, ehe es verheilt war.«
    »So etwas ist Misshandlung«, sagte Margit. »Haben Sie Anzeige erstattet?«
    Sein beschämtes Schweigen war Antwort genug.
    Gleichzeitig schien es, als wäre Urban Melin erleichtert, über das ungleiche Verhältnis zwischen ihm und seiner Frau sprechen zu können.
    »Wer hätte mir denn geglaubt?«, sagte er, und seine Miene drückte Hilflosigkeit aus. »Männer misshandeln Frauen, nicht umgekehrt. Annika hat danach geweint und sich tausendmal entschuldigt. Sie hat gesagt, wenn ich sie verlasse, bringt sie sich um. Ich habe ihr natürlich verziehen, wie immer.«
    »Immer?«, echote Margit. »Hat sie so etwas schon öfter gemacht?«
    Urban Melin sah nervös weg.
    »Ja«, er zeigte auf eine Narbe an seinem Unterarm. »Einmal, als sie vor Wut außer sich war, hat sie mich geschnitten.«
    »Mit einem Messer?«, fragte Margit.
    »Ja, sie hat ein Fleischmesser aus der Küchenschublade gerissen. Sie war nicht wiederzuerkennen. Ich hatte einige Abende lang Überstunden gemacht, und sie behauptete, ich hätte eine Affäre mit einer Kollegin. Das war natürlich völlig aus der Luft gegriffen. Ich habe meine Frau nie betrogen.«
    »Was haben Sie da gemacht?«, wollte Thomas wissen.
    Urban Melin beugte sich vor und schob den bereits perfekten Stapel Zeitschriften erneut zurecht. Er sah die beiden Polizisten nicht an, als er antwortete.
    »Ich habe ihr verziehen. Und sie hat versprochen, es nie wieder zu tun.«
    »Und Sie haben ihr geglaubt?«, fragte Margit.
    »Ja. Wenn alles friedlich ist, dann ist sie lieb und nett und umsorgt mich. Sie liebt mich sehr.«
    Häusliche Gewalt, dachte Thomas. Du bist nicht der einzige Mann, der darunter leidet. Es kommt häufiger vor als man glaubt, dass die Frau den Mann schlägt. Aber kaum jemand will das zugeben, geschweige denn, Anzeige bei der Polizei erstatten. Du bist nicht allein. Wenn man den Menschen, den man haben will, nicht bekommen kann, muss man den lieben, den man kriegt. Bist du deswegen bei ihr geblieben? Oder hast du nicht gewagt, sie zu verlassen, aus Angst, sie könnte ihre Selbstmorddrohung wahr machen? Oder noch etwas anderes tun?
    Thomas erhob sich.
    »Können wir uns mal im Haus umsehen?«
    Urban Melin nickte.
    »Wo wollen Sie anfangen?«
    »Wie sieht es im

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