Moerderische Schaerennaechte
mit.
Große Sorge.
Thomas bemerkte, dass Margit ihn von der Seite ansah. Er ballte eine Hand zur Faust. Beherrsch dich, dachte er, bleib ruhig. Wir müssen dahin, und das hier ist die einzige Möglichkeit.
»Du traust mir nicht zu, dass ich das schaffe? Nicht nach …« Thomas zögerte. »Nicht nach dem, was im Winter passiert ist?«
»Ich weiß, dass du dich mit dem Meer auskennst, Thomas. Aber es ist ja nicht mal gesagt, dass die Gesuchten wirklich auf Korsö sind. Ich will nicht, dass du dein Leben für eine vage Idee aufs Spiel setzt.«
»Sie hat ihn auf die Insel gebracht, da bin ich mir sicher.«
Margit machte einen scharfen Schlenker, um einer Wasserlache auf der Straße auszuweichen. Durch den Regen sah Thomas den Fahrer des entgegenkommenden Autos. Innerlich schrie er für einen Moment auf, als die beiden Fahrzeuge sich aufeinander zubewegten. Doch Margit hatte das Steuer schon wieder herumgeworfen, und das Auto auf der Gegenfahrbahn verschwand außer Sicht.
»Ich kann in einer Stunde auf Djurö sein.«
Der Alte sagte nichts dazu.
»Verlass dich einfach auf mich.«
Der Widerstand war gebrochen.
»Ich hoffe, du weißt, worauf du dich einlässt«, sagte der Alte.
»Ja, das weiß ich.«
Er beendete das Gespräch. Margit sah ihn an.
»Ich komme mit«, sagte sie.
»Es wird ordentlich schaukeln.«
»Ich komme mit.«
Kapitel 77
Die Wellen hatten weiße Schaumkronen, als sie die Bogenbrücke nach Djurö passierten. Das Meer war von einer tief bleigrauen Farbe, die mit dem dunklen Himmel verschmolz.
Kaum hatten sie das abgesperrte Tor zum Hafengelände erreicht, sprang Thomas aus dem Auto und lief geduckt unter dem Regen hindurch zum Codeschloss, um die vier Ziffern einzugeben. Ohne abzuwarten, bis das Tor sich ganz geöffnet hatte, rannte er das kurze Stück bis zum Hafenbecken. Margit folgte ihm mit dem Wagen.
Während sie vor dem großen Gebäude parkte, in dem auch die Küstenwache untergebracht war, hastete Thomas auf den letzten Bootssteg zu. Auf dem äußersten Liegeplatz am Ende des Stegs war das blaue Polizeiboot festgemacht.
Ein paar einsame Straßenlaternen warfen ihr Licht auf den nassen Asphalt. Der Boden war durch das herabgefallene Herbstlaub rutschig, und Margit in ihren Turnschuhen glitt mehrmals aus, hielt sich aber auf den Beinen.
Nach wenigen Minuten waren sie beide nass bis auf die Haut. Keiner von ihnen trug Kleidung, die sie vor dem Regen geschützt hätte. Thomas hoffte, dass sich an Bord etwas finden würde, was sie anziehen konnten.
Als sie den Steg erreichten, sah er, dass das Boot an der Vertäuung zerrte. Seit seinem Telefonat mit dem Alten hatte der Wind nochmals zugenommen.
Sie stiegen an Bord, und Thomas zog den Schlüsselbund aus der Tasche.
Der Schlüssel passte.
Routiniert startete er den Motor, setzte die Lichter und schaltete Radar und GPS ein. Der Regen störte das Radar, er verursachte Echos auf dem Schirm, aber an einem Abend wie diesem war Thomas dankbar für alles, was die Navigation erleichterte, obwohl er die Fahrwasser wie seine Westentasche kannte.
Eilig machte er achtern die Leine los und rief Margit zu, das Bugtau an Land zu werfen, sobald er das Kommando gab. Automatisch blickte er über die Schulter, bevor er den Rückwärtsgang einlegte, um das Boot vom Steg zu manövrieren.
Weit und breit war kein Mensch zu sehen.
Vor Djurö wartete der Kanholmsfjärden.
Die ungewöhnlich breite und tiefe Meeresbucht war bei den Skippern berüchtigt. Bei schlechtem Wetter herrschte hier hoher Seegang, und es gab nichts, was gegen die kräftigen Windstöße schützte. Das Meer wurde hier schnell kabbelig, und die kurzen Wellen, die gegen den Rumpf schlugen, machten die Durchquerung selbst für geübte Bootsführer beschwerlich.
Wenn Sturm aufkam, war es noch schlimmer.
Aber es gab keine Alternative, um schnell nach Korsö zu kommen, das wusste Thomas. Alle anderen Wege würden sie nur wertvolle Zeit kosten.
Zeit, die sie nicht hatten.
Sie mussten über den südlichen Teil der Bucht. Wenn sie den »Kana«, wie der Fjärd von den Küstenbewohnern genannt wurde, erst geschafft hatten, würden sie Korsö trotz des Unwetters erreichen.
Es blies aus Nordost, vom Södermöjafjärden. Das war die denkbar ungünstigste Windrichtung, da schlugen die Wellen um den Backbordbug. Aber es musste gehen.
Thomas spähte durchs Fenster hinaus. Die Sicht war durch den Regen gleich null, und wider besseres Wissen schaltete er den Scheinwerfer auf dem Dach ein. Das
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