Moerderische Schaerennaechte
war Cronwall, der versucht hat zu verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Er konnte ja nicht ahnen, dass Nielsen sein Wissen bereits an Annika Melin weitergegeben hatte.«
Margit setzte sich auf den Bürostuhl.
»Ich glaube tatsächlich, du hast recht. Aber ich verstehe nicht, warum sie Cronwall entführt hat, anstatt ihn in seinem Haus zu töten.«
Sie verschränkte die Hände hinter ihrem Kopf, eine Geste, die ihre Frustration ausdrückte.
»Was machen wir jetzt? Wir müssen die beiden so schnell wie möglich finden. Wenn sie ihn nicht schon gekillt hat …«
Thomas’ Blick fiel auf die ausgebreitete Seekarte auf dem Schreibtisch.
Die Antwort lag direkt vor ihrer Nase.
»Ich glaube, ich weiß, wo sie ist«, sagte Thomas. »Sie hat ihn nach Korsö verschleppt.«
»Wie soll sie das angestellt haben?«, fragte Margit. »Es geht schließlich keine Fähre dahin.«
»Mit unserem Boot«, sagte Urban Melin leise.
Er war zum Arbeitszimmer zurückgekehrt, ohne dass sie es bemerkt hatten. Jetzt stand er in der Türöffnung, und sein Gesicht war vor Angst und Sorge verzerrt.
»Wir haben einen Bayliner 265«, flüsterte er. »Annika fährt oft damit, sie ist eine routinierte Skipperin.«
»Fehlen die Zündschlüssel?«, fragte Thomas sofort.
»Ich muss nachsehen.«
Urban Melin drehte sich um und ging ins Schlafzimmer. Kurz darauf war das Geräusch einer Schublade zu hören, die aufgezogen wurde.
»Sie sind weg«, rief er.
Seine Stimme zitterte.
Thomas trat auf den Flur.
»Wo liegt das Boot?«
»In der Marina von Bullandö.«
Das war ganz in der Nähe von Djurö, wo die Polizeiboote lagen. Von dort brauchte man höchstens dreißig Minuten nach Korsö.
»Sie ist da draußen, ich bin mir ganz sicher«, sagte Thomas. »Wir müssen sofort hin. Am besten, wir fordern einen Einsatzhubschrauber an.«
Kapitel 75
Der Regen trommelte aufs Autodach, als sie in den Wagen stiegen. Dicke Regentropfen, die gegen die Frontscheibe platschten und von den Scheibenwischern rasch beiseitegeschoben wurden.
Margit fuhr, und Thomas scrollte auf seinem Handy durch die Kontaktliste. Er suchte die Nummer von Martin Larsson, dem Psychiater in der Täterprofilgruppe der Landeskripo, der ihnen im letzten Winter bei einem Fall geholfen hatte.
Damals hatten sie versucht, die Psyche eines verbitterten Mörders zu verstehen, der auf Sandhamn ein junges Mädchen zerstückelt hatte.
Und jetzt ging es um Annika Melin.
Er fand die Nummer und drückte die Anruftaste. Am anderen Ende klingelte es einmal, zweimal, dann meldete sich eine bekannte Stimme.
»Martin Larsson.«
»Thomas Andreasson hier. Mats, ich habe eine Frage. Und wir haben wenig Zeit.«
Er war sich bewusst, dass sein drängender Tonfall fast schon unhöflich war, aber er konnte sich nicht mit langen Einleitungen aufhalten. Jetzt galt es zu verstehen, wie Annika Melin tickte, um sie und Cronwall finden zu können.
Larsson hörte seiner Stimme an, dass es ernst war.
»Was kann ich für dich tun?«
»In unserem derzeitigen Fall hat eine Person, die schon drei Leute ermordet hat, jetzt ein viertes Opfer entführt.«
»Aha. Lass hören.«
»Ich versuche, ihr Verhalten zu verstehen. Womit wir zu rechnen haben.«
»Kannst du die Person beschreiben?«
»Ihr Mann sagt, dass sie aggressiv ist und unter enormen Stimmungsschwankungen leidet. Sie hat auch mit Selbstmord gedroht und war gewalttätig gegen ihn, hat ihn sogar mit einem Messer verletzt. Eine Form von häuslicher Gewalt mit vertauschten Rollen, könnte man sagen.«
»Es geht also um eine Frau?«
»Ja. Hat das was zu sagen?«
»Nein, nur dass gewalttätiges Verhalten bei Männern häufiger ist, aber es kommt auch bei Frauen vor. Ist sie labil oder hat sie eine Angststörung?«
Was hatte Melin noch über seine Frau berichtet? Thomas versuchte nachzudenken.
»Ihr Mann sagt, dass er fürchtet, sie könnte sich etwas antun. Sie gibt wohl anderen oft die Schuld oder ist der Meinung, alle Welt sei gegen sie.«
Larsson überlegte.
»Es könnte sich um eine sogenannte Borderline-Persönlichkeit handeln«, sagte er schließlich. »Das ist eine Diagnose für Menschen im Grenzgebiet zwischen Psychose und Neurose. Sie haben häufig Wutanfälle und können selbstzerstörerisch agieren.«
Der Psychiater räusperte sich.
»Du verstehst sicher, dass alles, was ich jetzt sage, nur ganz generell sein kann«, sagte er. »Ich kann niemanden fundiert beurteilen, den ich nicht zu Gesicht bekommen habe.«
»Das ist mir
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