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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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Tempo eigentlich noch mehr zurücknehmen musste, aber der Gedanke an Annika Melin ließ ihm keine Ruhe.
    »Fass nichts anderes an«, brüllte er, um den Sturm zu übertönen. »Konzentriere dich nur darauf, das Boot auf Kurs zu halten.«
    Margit umklammerte das Steuer, und Thomas arbeitete sich gebückt zur Türöffnung vor.
    Als das Boot sich in einem Wellental auf die Seite legte, kam die Tür zurück, und Thomas gelang es, den Griff zu packen. Er knallte die Tür zu, und urplötzlich hörte der Lärm in der Kajüte auf. Stattdessen war es jetzt unwirklich ruhig.
    Thomas beugte sich vor, um zu Atem zu kommen. Der Regen tropfte ihm von der Stirn. Er wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht. Die ganze Kajüte war nass von dem Wasser, das hereingespült war.
    Plötzlich schrie Margit auf und Thomas hob den Kopf.
    Eine Riesenwelle türmte sich vor der Frontscheibe auf.
    Sie kam von schräg vorn, in einem Winkel von fünfundvierzig Grad, dem denkbar ungünstigsten Winkel unter den gegebenen Umständen. Wenn sie seitlich auf den Bug traf, hatten sie keine Chance.
    Es schien, als wäre die massive Wasserwand nur wenige Meter entfernt.
    Margits Blick war glasig, sie stand wie angewurzelt hinter dem Steuer.
    Thomas machte einen Riesensatz auf sie zu und stieß sie beiseite. Er packte das Steuer und griff nach dem Gashebel. Er musste direkt auf die Welle zuhalten und sie erklettern, andernfalls würde der Aufprall von der Seite sie zum Kentern bringen.
    Der Motor brüllte auf, als er versuchte, das Boot zur Kursänderung zu zwingen, sodass sie den Wellenkamm mit dem Bug schneiden konnten.
    Plötzlich legte sich das Schiff auf die Seite.
    Sie befanden sich gerade auf dem Gipfel des Wellenbergs, und es schien, als schwebte der Rumpf frei in der Luft.
    Sie waren im Begriff, in der aufgewühlten Bucht abzusaufen.

Tagebucheintrag August 1977
    Morgen früh beginnt das Abschlussmanöver.
    Zwei Wochen lang Angriffe, Landungsoffensiven, Gefechtskontakt und scharfe Munition.
    Wir sollen uns in 200-Boote quetschen, sollen so dicht stehen, dass wir nicht umfallen, wenn das Boot auf den Strand gesetzt wird, und sollen an Land stürmen wie ein Mann. Dort sollen wir die Fähigkeiten einsetzen, die wir in den elf Monaten bei der Küstenartillerie erworben haben.
    Danach ist es vorbei. Dann verlassen wir Korsö.
    Nur noch zwei Wochen, dann lassen wir diese künstliche Welt hinter uns und kehren in unser normales Leben zurück. Ein Leben, in dem man seine Muskeln nicht quält, bis sie vor Erschöpfung schreien, in dem man nicht nach Dreck und Schweiß stinkt, in dem man nicht dauernd unter Hochspannung steht, aus Angst, etwas falsch zu machen.
    Bald werden wir der Knute des Feldwebels entkommen sein.
    Es ist, als würde er begreifen, dass er auf verlorenem Posten steht. Er säuft fast jeden Abend. Am nächsten Morgen sind seine Augen rot, und er benimmt sich schlimmer denn je. Er will die Kontrolle behalten, doch seine Macht schwindet, langsam aber sicher.
    Bald kann Andersson seinem Vater sagen, dass er ihn mal kreuzweise kann.
    Es ging furchtbar in die Hose. Gerade als wir bereit für die Rückkehr nach Korsö waren. Der Abend war schon spät, und wir hatten uns im Glied aufgestellt. Der finnische Oberbefehlshaber, der zu Besuch war, sollte die Truppen inspizieren, bevor das Manöver beendet wurde.
    Alles war gut gegangen, wir hatten unsere Brückenköpfe erobert und das Gelände gesichert, so wie wir sollten. Wir hatten unsere Aufgaben ehrenvoll gemeistert.
    Ich blickte mich um und war stolz, zu meiner Gruppe zu gehören. Wir waren Kameraden fürs Leben und bereit, füreinander in den Tod zu gehen.
    Kihlberg stand breitbeinig da und erwartete die Inspektion. Er merkte, dass ich ihn ansah, und zwinkerte mir aufmunternd zu. Wir haben’s geschafft, sagte das Zwinkern. Oh Mann, wir haben’s geschafft.
    Ich nickte zufrieden zurück.
    Da fiel mir Andersson auf. Er sah nicht gut aus. Er hatte schon die ganze Woche Magenprobleme gehabt, und er war müde und erschöpft. Jetzt sah ich, dass er ganz grün im Gesicht war und schwankte.
    Mit einem Knuff versuchte ich, Kaufman, der neben ihm stand, auf ihn aufmerksam zu machen, damit er ihn stützte. Andersson durfte während der Inspektion nicht schlappmachen. Er musste noch ein paar Minuten durchhalten.
    Die finnische Delegation näherte sich. Sie wurde von schwedischen Offizieren eskortiert: Der Leiter der Küstenjägerschule ging neben dem finnischen Oberbefehlshaber, unser Feldwebel

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