Mörderische Tage
dann ist Jackie wieder da, aber sie hat uns nicht einmal erkannt. Was hat dieses verdammte Schwein mit ihr gemacht? Das kann doch nur ein krankes Hirn sein, das sich so was ausdenkt. Oder? Sie sind doch die Profis, Sie wissen doch, was sich in solchen perversen Köpfen abspielt! Sagen Sie's mir.« Dabei sah er Durant an, als erwarte er von ihr eine befriedigende Antwort.
»Wir wissen ja nicht einmal, wo sie sich aufgehalten hat …«
»Aufgehalten!«, stieß er bitter hervor. »Das hört sich an, als hätte sie sich in den letzten Monaten rumgetrieben und vergnügt. Oder als hätte sie Urlaub gemacht.« Seine Augen wurden zu glühenden Kohlen, als er aufsprang und plötzlich losbrüllte, während seine Frau nur weiterhin stumm dasaß: »Hören Sie, unsere Tochter ist am Abend des achtzehnten Dezember um kurz nach halb elf in Frankfurt in die S-Bahn gestiegen und bis Eddersheim gefahren. Aber das steht ja alles in Ihren Akten. Sie ist immer, ich betone: immer, mit der S-Bahn zur Uni gefahren und mit der S-Bahn auch wieder nach Hause gekommen. Von der Station bis zu unserem Haus sind es zu Fuß keine fünf Minuten …«
»Niemand hat gesehen, wie Ihre Tochter in die S-Bahn gestiegen ist«, bemerkte Hellmer behutsam.
»Was, verdammt noch mal, soll sie denn sonst gemacht haben? Vielleicht ein bisschen durchs Rotlichtviertel streifen und ein paar Hurenböcke aufgabeln oder …« Unwirsch winkte er ab. »Warum sollte sie ausgerechnet am Abend ihres Verschwindens nicht mit der S-Bahn gefahren sein? Sie ist immer mit der Bahn gefahren, immer, immer, immer! Wie oft soll ich das noch wiederholen? Und sie hatte ihre festen Zeiten, und an die hat sie sich auch immer gehalten. Verstehen Sie – immer!«
»Das glauben wir Ihnen doch auch, aber Sie wissen selbst, manchmal gibt es Ausnahmen«, warf Durant ein.
»Bei andern vielleicht, aber nicht bei Jacqueline. Haben Sie sich die Überwachungsbänder der S-Bahn-Stationen wirklich genau angesehen?«
»Das haben wir, und zwar mehr als ein Mal, unsere Spezialisten haben sie mit den modernsten Methoden überprüft, ohne Ihre Tochter …«
»Gewäsch! Nichts als Gewäsch!«
»Herr Schweigert, wir haben Ihnen mehrfach gesagt, dass auf keinem dieser Bänder Ihre Tochter zu erkennen ist. Deshalb müssen wir auch, und auch das haben wir bereits versucht, Ihnen zu erklären, eine andere Möglichkeit in Betracht ziehen. Es tut mir leid, aber es ist immerhin möglich, dass Ihre Tochter ausgerechnet am achtzehnten Dezember nicht die Bahn genommen hat. Vielleicht hat sie sie ja verpasst.«
»Warum hätte sie das tun sollen?«, brüllte er noch lauter.
»Dann sehen Sie sich diese verdammten Bänder eben noch mal an! Irgendwo muss sie zu sehen sein. Geben Sie mir die Bänder, ich werde schon was finden.«
»Das geht leider nicht. Aber ich versichere Ihnen, wir haben sie zigmal angesehen. Unsere Techniker haben jedes Detail überprüft, sie haben Vergrößerungen angefertigt … Ihre Tochter ist auf keinem einzigen Band zu sehen. Wir haben auch Vergleichsbänder analysiert, auf denen Ihre Tochter klar und deutlich zu erkennen ist. Aber das hatten wir Ihnen doch alles schon etliche Male zu erklären versucht.«
Schweigert hielt sich mit beiden Händen den Kopf und stieß hervor: »Ich kann das nicht glauben, egal, wie oft Sie das sagen. Sie ist mit der S-Bahn gefahren wie jeden Abend. Sie ist hier am Bahnhof ausgestiegen, und da muss sie ihrem Entführer in die Arme gelaufen sein. Es gibt doch keine andere Erklärung, oder?«
»Bis jetzt nicht, wir hoffen jedoch, eine zu finden.«
»Wissen Sie, diese Gegend galt bisher als ziemlich sicher … Obwohl sie ein eigenes Auto hatte, fand sie es bequemer, mit der Bahn zu fahren, statt ständig einen Parkplatz suchen zu müssen. Na ja, Sie wissen ja, wie das in Frankfurt ist. Sie hatte sich mit drei Kommilitonen getroffen … Ach, was rede ich, lesen Sie den ganzen Kram doch nach. Gehen Sie und suchen Sie diesen verfluchten Schweinehund, der ihr und uns das angetan hat. Und dann lassen Sie mich mit ihm für eine halbe Stunde allein.«
Er weiß nicht, was er sagt, dachte Durant und vermied den Blickkontakt mit Schweigert, sie wollte sich nicht anmerken lassen, was sie fühlte und dachte. »Sie wissen, dass das nicht zulässig ist.«
»Ja, leider«, antwortete er bitter. »Ich kann inzwischen gut verstehen, dass jemand die Sache selbst in die Hand nimmt, denn mir ist danach, dieses Dreckschwein umzubringen. Und zwar ganz langsam. Genau so, wie
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