Mörderische Tage
Kullmer lakonisch ein
»Aber das hier ist unsere Stadt.«
Sie waren kaum eine Stunde zusammengesessen, als Hellmer und Kaufmann sich verabschieden wollten, doch Berger hielt sie zurück.
»Bevor Sie gehen, möchte ich Ihnen im Namen aller meinen Dank und meine Hochachtung aussprechen. Sie haben der Polizei einen hervorragenden Dienst erwiesen, indem Sie das getan haben, was eigentlich selbstverständlich sein sollte, aber längst nicht immer ist – Sie haben daran geglaubt, diesen Fall zu lösen, und haben sich über unsinnige Vorschriften hinweggesetzt. Und das meine ich ausnahmsweise einmal ernst. Und Frau Kaufmann, ich habe gehört, dass Sie gerne innerhalb des Präsidiums wechseln würden. Ich habe zwei Plätze frei, einer davon könnte Ihnen gehören, vorausgesetzt, Sie möchten das wirklich.«
Sie errötete, lächelte und nickte. »Sehr gerne, es wäre mir ein Vergnügen, in dieser Chaostruppe mitzumischen. Letzteres meine ich aber nicht ernst. Ich würde mich freuen.«
»Gut, dann werde ich mit Ihrem Vorgesetzten sprechen und alles in die Wege leiten. Bis zu Frau Durants vollständiger Genesung werden Sie und Herr Hellmer ein Team bilden.«
»Ich denke, Sie wollten erst mit …«
»Frau Kaufmann«, sagte Berger schmunzelnd, »das habe ich bereits heute Vormittag getan. Er hätte Sie zwar gerne behalten, aber ich konnte ihn davon überzeugen, dass Sie hier besser aufgehoben sind. Willkommen im Klub.«
»Danke«, sagte sie strahlend und nahm die ihr entgegengestreckte Hand. »Danke, danke, danke.«
»Danken Sie sich selbst, denn Sie haben sich dafür qualifiziert, in dieser Chaostruppe mitzumischen. Und jetzt raus, und lassen Sie sich nicht vor morgen Mittag blicken, um Holzer kümmern wir uns.«
Draußen sagte Sabine Kaufmann: »Wusstest du davon?«
»Nein«, gab sich Hellmer ahnungslos, »wie kommst du darauf?«
»Woher wusste Berger dann, dass ich …«
»Er hat manchmal so was wie den sechsten Sinn. Hast du
Lust, mit zu Julia und Alina zu kommen?«
»Klar doch, Partner.«
Nach dem hochemotionalen Besuch bei Julia Durant in der Klinik fuhren Hellmer und Kaufmann noch zu Lara und Frederik Jung. Sie berichteten ihnen von dem Erfolg und dass dieser nicht zuletzt dank Laras Hilfestellung zustande gekommen war.
»Ich sagte doch, ihr schafft es. Gratulation. Sehen wir uns irgendwann mal wieder?«
»Wann bist du denn wieder in Deutschland?«, fragte Hellmer.
»Keine Ahnung. Aber ich hab ja deine Karte, und die werde ich in Ehren halten. Ich schreib dir eine E-Mail oder ruf kurz durch. Wenn ihr Lust habt, mich zu besuchen, kommt vorbei, Frederik und ich wohnen in einem großen Haus. Jetzt muss ich aber los, ich habe einen dringenden Arzttermin in Frankfurt.«
»Kein Thema. Mach's gut und toi, toi, toi«, sagte Hellmer und umarmte Lara.
»Und du vergiss nie, was ich dir gesagt habe, lass es nie zur Routine werden. Es war schön, euch kennengelernt zu haben. Bye-bye.«
Epilog
Julia Durant wurde nach vier Tagen aus der Klinik entlassen und flog noch am selben Tag mit ihrem Vater und Susanne nach Nizza, sie mussten vorher nur noch die längst gepackten Koffer aus ihrer Wohnung abholen.
Die Geschehnisse zwischen dem zweiundzwanzigsten und vierundzwanzigsten Juni holten sie über Monate hinweg beinahe Nacht für Nacht heim. Aus den vier Wochen bei Susanne wurde ein Jahr, sie hatte sich krankschreiben lassen und eine Therapie gemacht. Mitte Juni des darauffolgenden Jahres kehrte sie nach Frankfurt zurück. Ihr Vater, der bereits nach drei Monaten wieder in seinen kleinen Ort in der Nähe von München gefahren war, war zu ihrer Ankunft nach Frankfurt gekommen, um sie in den ersten Wochen zu unterstützen. Susanne Tomlin war mit ihr angereist, denn sie hatte noch ein Versprechen einzulösen. Zwei Tage nach ihrer Ankunft fuhren sie und Julia zu Susannes Wohnung am Holzhausenpark. Dort angekommen, sagte Susanne: »Julia, eigentlich wollte ich das schon vor einem Jahr machen. Ich brauche diese Wohnung nicht mehr, wann bin ich schon mal in Frankfurt, und ich denke, bei dir wäre sie in besseren Händen, jetzt mehr denn je. Und keine Widerworte. Mein kleiner Beitrag für einen Neuanfang, auch wenn es so was gar nicht gibt.«
Julia Durant wusste im ersten Moment nicht, was sie sagen sollte, sie war überwältigt und dankbar, eine Freundin wie Susanne zu haben. Nur zwei Wochen später zog sie um in eine Wohnung, die kaum fünf Fußminuten vom Präsidium entfernt lag.
Sie nahm Kontakt zu
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