Mörderische Vergangenheit (German Edition)
schon mit wenig zufrieden. Er hatte Susan einem seiner Konkurrenten ausgespannt. Vielleicht weil er sie unbedingt wollte, oder um sie dem anderen wegzunehmen. Aus irgendeinem Grund verließ sie ihn nicht, obwohl er sie aus allem ausschloss, niemals offenbarte, wer er war und was er fühlte. Oder ob er das überhaupt tat. Sie war verdammt hartnäckig, ertrug seine Kälte bisher mit großer Geduld und versuchte weiter, seinen Panzer zu knacken. Sie hoffte wohl, dass es sich eines Tages auszahlen würde.
„Da liegt sie aber leider falsch!“, da chte er.
Do ch es tat gut, sie zu spüren, ab und zu. Als er fertig war, wollte er ihren Nacken küssen. Er streckte auch kurz die Hand aus, um über ihr Gesicht zu streicheln, entschied sich aber, beides zu lassen und ihr besser einen Klaps auf den Hintern zu geben wie einem guten Pferd. Sie sollte keine falschen Schlüsse ziehen. Dann legte er sich neben sie und hielt sie sogar im Arm. Er kraulte dabei ihren Rücken und schloss für einen Moment die Augen. Ihre Küsse fühlten sich warm und liebevoll an, er mochte ihr Gesicht mit den kleinen Sommersprossen. Ihr braunes Haar roch auch am Morgen noch ein wenig nach Zitrone und Honig. Für einen Augenblick war er beinahe glücklich, doch der ging immer schnell vorüber. Dann konnte er das Gefühl nicht mehr aushalten und in ihm sprang wieder dieser Motor an. Sie hatten noch jede Menge Zeit, doch er musste die unerträgliche Intimität zerstören. Deshalb beendete er die Knutscherei und rollte sie auf den Bauch,
„Lass uns no ch eine Runde drehen!“, schlug er vor und war schon mittendrin. Hinterher ging er in sein Designer-Badezimmer, um sich zu waschen und schloss die Tür hinter sich ab. Er sah in den Spiegel und atmete durch. Eigentlich war sie schon eine tolle Frau, tat er wirklich das Richtige? Doch dann klopfte sie an, während er sich gerade den Mund ausspülte.
„Lass mi ch rein!“, verlangte sie.
„Was ist? Da ist extra ein zweites Badezimmer!“, wunderte er si ch.
W ollte sie beim Pinkeln zusehen? Oder noch schlimmer, über Gefühle reden?
„Wir müssen die Zukunft besprechen!“, rief sie von draußen. Er zu ckte zusammen, dieses Thema schon wieder. Was sollte er dazu sagen? Welche Zukunft meinte sie überhaupt? Es war doch gut, so wie es lief. Das sollte man nicht mit unnötiger Planung kaputt machen. Er verstand ohnehin nicht, weshalb sie ihn liebte.
„Das ist do ch ganz schön!“, druckste er dann immer herum. Er wusste, dass sie auf dem Absprung war, dass sie ihn verlassen würde, wenn er ihr nicht mehr gab. Mehr als er in sich trug. Das hatte sie oft genug angekündigt.
„Mach di ch jetzt fertig, wir müssen gleich den Deal durchziehen!“, rief er ihr zu.
„Ja, klar!“, seufzte sie und ging in das Bad für Frauen und Gäste.
Keppler brachte seine etwas zu langen blonden Haare in Ordnung, klatschte sich Aftershave ins Gesicht und trommelte mit den Fingern gegen die beginnenden Tränensäcke unter seinen grünen Augen an. Dann ging er sich anziehen. Er würde wieder auffällig gut aussehen. Ganz im Gegensatz zu den Gestalten, mit denen er sich geschäftlich abgeben musste. Er drückte auf den Knopf und auf einem elektrischen Karussell zogen seine Krawatten an ihm vorbei. Er entschied sich für ein dunkelblaues Modell aus Seide zu einem ebenfalls dunkelblauen Anzug, Einreiher standen ihm gut, sie streckten seinen Körper.
„Eigentlich Perlen vor die Säue! Ich könnte auch im Trainingsanzug gehen!“, da chte er. Doch seine edle Garderobe und seine eitle Frisur dienten eben auch als Statements, als Distinktionsmerkmale zwischen ihm und denen, die er verachtete, oder fürchtete. Elemente einer Rüstung, die alle anderen auf Abstand halten sollte. Susan war schon soweit, als er vorbei an Möbelklassikern und vereinzelten Grafiken zu ihr in die Küche kam. Sie hatte ihm Waffeln gebacken und Früchte klein geschnitten, doch ihm war ihre Fürsorge unangenehm. Und die Tatsache, dass Teigkleckse an den Rührköpfen seiner Küchenmaschine zurückbleiben würden. Er ignorierte das Essen und sagte auch nichts zu den Krümeln, die sie beim Aufschneiden der Brötchen auf dem Terrazzoboden verteilt hatte. Er wischte bloß den wässrigen Ring vom Tresen, den ihr Saftglas hinterlassen hatte. Er griff sich einen Becher Kaffee und ging auf die Garage zu.
„Lass uns losfahren!“, nuschelte er im Türrahmen. Susan stieg zu ihm in den Wagen und sah s chweigend zu, wie sich das Garagentor elektrisch hob und
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