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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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in einer Prozession zur Nordtür hinaustragen; nicht über den Hof, sondern durch die Hauptstraße der Vorstadt und durchs große Doppeltor hinter der Ecke des Pferdemarktes, von wo aus die Laien eintreten durften, wieder hinein. Man mußte, der Regel entsprechend, die bei solchen Anlässen Schweigen gebot, eine gewisse Zurückhaltung an den Tag legen.
    Schon eine ganze Weile vor Beginn der Messe herrschte im großen Hof eine etwas gedämpfte Unruhe. Die Brüder beeilten sich, um ihr Tagewerk vorzubereiten, oder um Kleinigkeiten zu erledigen, die am vergangenen Tag liegengeblieben waren. Die Bewohner der Vorstadt begannen sich vor dem großen Westtor der Kirche zu sammeln. Einige warteten auch am Torhaus auf Freunde, bevor sie eintraten. Sie kamen mit verschlossenen und undurchdringlichen Gesichtern, in pflichtschuldigem Ernst und feierlich, aber sie sahen sich mit raschen, vorsichtigen Augen um, ob ihnen ein Hinterhalt lauerte, denn sie waren unsicher, ob dieser verhaßte Plagegeist wirklich von ihnen genommen war. Noch ein Tag vielleicht, und sie konnten Luft schöpfen und aus ihren Verstecken kriechen und brauchten keine Angst mehr zu haben, offen mit ihren Nachbarn zu sprechen. Vielleicht! Aber wenn Hugh seine Falle vergeblich aufstellte?
    Cadfael fühlte sich bei der ganzen Sache nicht recht wohl, aber noch schlimmer fand er den Gedanken, diese Unsicherheit könnte ewig bestehen bleiben, bis Mißtrauen und Furcht nach langer Zeit durch Abstumpfung und Vergeßlichkeit schwanden.
    Nein, es war besser, alles ans Licht zu bringen, es zu bewältigen und damit fertig zu sein. Dann konnten alle bis auf einen endlich wieder Frieden finden. Nein - dieser eine auch!
    Und gerade der!
    Die Würdenträger der Vorstadt kamen. Erwald der Vogt machte ein düsteres Gesicht und schien sich der Stellung bewußt, die im angemaßten Titel des Stadtvorstehers zum Ausdruck kam. Der walisische Hufschmied Rhys ab Owain kam einige Handwerker in der Vorstadt stammten aus Wales - , Erwalds Vetter, der Schafhirte, und Jordan Achard der Bäcker, groß und stämmig und gut im Fleisch, mit hölzernem Gesicht wie die anderen, aber dennoch eine Art düstere Zufriedenheit ausstrahlend, da er überlebt hatte und nun seinen Beleidiger zu Grabe tragen konnte. Und die Leute von geringerem Stand kamen. Aelgar, der für den Priester gearbeitet und seine Stellung als freier Mann verteidigt hatte, Eadwin, dessen Grenzstein durch Ailnoths Pflug versetzt worden war, Centwin, dessen Kind in ungesegnetem Grund begraben und aufgegeben worden war, die Väter der Jungen, die zitternd Ailnoths Unterricht über sich ergehen gelassen und durch blaue Flecken gelernt hatten, sich dem Ebenholzstab fernzuhalten.
    Die Jungen sammelten sich ein Stück von ihren Eltern entfernt, flüsterten, scharrten mit den Füßen und liefen herum, weil sie in die Kirche lugen wollten. Doch sie traten nicht ein. Manchmal war auf ihren ängstlichen Gesichtern ein unsicheres Grinsen zu sehen, und manchmal wurde ihr Tuscheln von Gekicher unterbrochen, halb aus trotziger Tapferkeit und halb aus unwillkürlicher Ehrfurcht. Die Hunde der Vorstadt, die in der allgemeinen Aufregung ebenso nervös wurden wie ihre Herren, rannten zwischen den gedrängten Zuschauern herum, schnappten wütend nach den Hufen vorbeikommender Pferde und beantworteten jedes plötzliche Geräusch mit lautstarkem, schrillen Gebell.
    Die meisten Frauen waren daheim geblieben. Zweifellos kümmerte Jordans Frau sich um die Bäckerei, nahm nach der ersten Ofenladung die Asche aus dem Feuer und bereitete die zweite Ladung von Broten vor, die schon geformt bereitlagen.
    Nur gut, daß sie in sicherer Entfernung von den Dingen war, die da kommen würden, denn Hugh wollte die arme Seele gewiß nicht mit hineinziehen, nachdem sie die Seitensprünge ihres Mannes nur zugegeben hatte, um ihn vor einer schlimmeren Anklage zu behüten. Nun, das mußte Hugh überlassen werden, und gewöhnlich konnte er mit Menschen und Ereignissen gut umgehen. Aber einige Frauen waren gekommen; ältere Matronen, die Witwen solider Handwerker, die auch dann noch zur Kirche hielten, wenn andere wankelmütig wurden. Diese älteren, in Schwarz gekleideten Frauen waren selbst bei äußerst unzeitigen Gottesdiensten Stammgäste und nahmen sogar, wie die Laienbrüder der Gemeinschaft selbst, an den Vespern der Mönche und den Messen der Gemeinde teil. Sie wollten sich die Feier dieses Tages nicht entgehen lassen.
    Cadfael betrachtete die Ankömmlinge etwas

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