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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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hin, daß ich damit eine Sünde begehe«, erklärte Radulfus mit einem Lächeln, das traurig begann und resigniert endete, »finde ich es tröstend. Auf jeden Fall haben wir keinen Mörder unter uns.«
     
    »Da wir gerade vom Fall in die Sünde sprachen«, sagte Cadfael später, als er mit Hugh gemütlich in der Hütte im Kräutergarten saß, »sehe ich mich veranlaßt, auch mein eigenes Gewissen zu prüfen. Ich genieße einige Privilegien, weil ich oft zu Kranken außerhalb der Enklave gerufen werde, und weil ich ein Patenkind zu besuchen habe.
    Aber ich dürfte diese Erlaubnis nicht zu eigenen Zwecken mißbrauchen. Und das habe ich seit dem Weihnachtsfest drei oder viermal getan.
    Der Vater Abt muß genau wissen, daß ich heute morgen ohne seine Erlaubnis den Klosterbezirk verließ, aber er verlor kein Wort darüber.«
     
    »Zweifellos weil er glaubt, daß Ihr schon freiwillig morgen im Kapitel beichten werdet«, sagte Hugh mit undurchdringlicher Miene.
    »Das bezweifle ich! Er würde sich kaum darüber freuen. Ich müßte dann meine Gründe darlegen, und ich weiß inzwischen, wie er denkt. Hier drinnen sind alte Füchse wie Radulfus und ich, die einem Sturm trotzen können, aber es gibt auch Unschuldige, denen ein kleiner Wind sofort durch die Kutte fährt. Er machte sich schon genug Sorgen um Ailnoths Wirken, und jetzt will er, daß die Sache abgeschlossen und bald vergessen wird. Und ich wage zu prophezeien, Hugh, daß die Vorstadt bald einen neuen Priester haben wird, der nicht nur uns, die wir das Recht der Amtseinsetzung haben, bekannt und willkommen ist, sondern auch denen, die jeden Tag mit ihm zu tun haben. Es gibt keine bessere Art, Ailnoth zu bestatten.«
    »Bei allem Respekt«, sagte Hugh, »wäre es schon eine sehr delikate Angelegenheit gewesen, einen Priester
    zurückzuweisen, der vom päpstlichen Legaten empfohlen wurde, selbst für einen Mann von der Statur Eures Abtes. Und der Bursche war für Auge und Ohr beeindruckend und außerdem gebildet… kein Wunder, daß Radulfus glaubte, Euch einen Schatz zu bringen! Möge Gott Euch das nächste Mal einen bescheidenen, anständigen und ganz gewöhnlichen Mann schicken.«
    »Amen! Ob er nun das Lateinische beherrscht oder nicht!
    Und unterdessen sage ich gute Wünsche und bin vielleicht sogar der Komplize eines Feindes des Königs, eines Kriminellen und Sünders! Sagte ich nicht, daß ich mein Gewissen erforschen muß? Aber nicht allzu gründlich - das macht nur Schwierigkeiten.«
    »Ich frage mich«, sagte Hugh, indem er nachsichtig lächelnd in die glühende Kohlenpfanne blickte, »ob sie schon unterwegs sind.«
    »Erst bei Dunkelheit, würde ich sagen. Morgen früh sind sie fort. Ich hoffe, sie hat Ralph Giffard eine Nachricht hinterlassen«, sagte Cadfael nachdenklich. »Er ist kein schlechter Mann, er steht nur unter Zwang wie so viele heute, und er will das Beste für seinen Sohn. Sie hat ihm nichts vorzuwerfen, außer, daß er zu seinem Gewinn die Hoffnungen auf die Kaiserin aufgegeben hat. Da sie mehr als dreißig Jahre jünger ist als er, findet sie das unverständlich. Aber Ihr und ich, Hugh, wir können es nur zu gut verstehen. Sollen die Jungen in ihrem eigenen Schritt gehen und ihren eigenen Weg finden.«
    Er lächelte in sich hinein und dachte an Hugh und sich selbst und dann an Ninian, der so lebendig und kühn und frech war, der mit dem Spaten so gut umgehen konnte, obwohl er noch nie im Leben einen in der Hand gehabt hatte, und der das Handwerk rasch gelernt hatte. »Ich hatte seit Bruder John nie wieder einen so unerschütterlichen Helfer - es müssen fast fünf Jahre sein! Er blieb in Gwytherin und heiratete die Nichte des Schmieds. Er ist inzwischen bestimmt ein tüchtiger Schmied geworden.
    Benet hat mich irgendwie an ihn erinnert… alles oder nichts, immer bereit fürs Abenteuer.«
    »Ninian«, sagte Hugh, ihn beinahe abwesend korrigierend.
    »Richtig, Ninian müssen wir ihn jetzt nennen. Ich vergesse es immer wieder. Aber ich habe Euch noch nicht gesagt«, erklärte Cadfael, der im Strom der Erinnerungen lebhafter wurde, »wie schön alles ausging. Inmitten von soviel Kummer und Mißtrauen und Tod ist ein Scherz keine schlechte Sache.«
    »Das möchte ich nicht abstreiten«, stimmte Hugh zu, indem er sich vorbeugte und einige genau abgewogene Stücke Holzkohle nachlegte. Er zeigte die stille Freude eines Menschen, dem solche Kleinigkeiten gewöhnlich von anderen abgenommen werden. »Allerdings habe ich heute keinen Scherz

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