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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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denn schließlich brachte ich sie her. Wenn wir einen neuen Priester bekommen, der weder Mutter noch Schwester hat, die sich um sein Haus kümmern können, dann soll sie ihn so versorgen, wie sie Ailnoth versorgt hat, und ich hoffe, sie wird außer bei der Beichte nie wieder Grund haben, vor einem Priester zu knien, und niemand soll mehr die Hand gegen sie erheben. Was den Jungen angeht…« Er blickte mit resignierten, mitfühlenden Augen zurück und schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Ich erinnere mich, daß wir ihn zu Cadfael gaben, damit er bei der schweren Arbeit vor den Winterfrösten half. Ich sah ihn einmal im Garten, wo er ein großes Beet umgrub. Wenigstens hat er anständig gearbeitet. FitzAlans Knappe war sich nicht zu schade, den Garten umzugraben.« Er blickte auf, legte den Kopf schräg und sah Hugh in die Augen. »Ihr wißt nicht zufällig, wo er ist?«
    »Ich will es lieber nicht wissen«, erwiderte Hugh.
    »Nun… ich bin froh, daß er seine Hände nicht mit einem Mord besudelt hat. Ich sah sie schwarz von Gartenerde, nachdem er die großen Unkräuter vor dem Umgraben ausgerissen hatte«, sagte Radulfus und lächelte etwas abwesend. Er sah aus dem Fenster in den perlmuttgrauen, verhangenen Himmel. »Ich hoffe, es wird ihm gut ergehen. Eine Schande, wenn ein so junger Mann die Waffen gegen einen Landsmann erhebt; aber wenn er es tut, dann wird sein Stahl nur offen auf dem Feld zu sehen sein und nicht heimlich in der Nacht.«
     
     
    Cadfael legte die Hinterlassenschaft von Vater Ailnoth auf dem Tisch des Abtes aus: Den Ebenholzstab, die mißhandelte schwarze Mütze mit dem aufgerissenen Band, das aufgewickelte Stück Wolle, das den Kreis vervollständigte.
    »Cynric hat nichts als die Wahrheit gesagt, und hier ist der Beweis. Erst heute morgen, als ich Frau Hammets offene Hand wiedersah und mich an die Schnitte erinnerte, die ich versorgt hatte, begriff ich, wie sie die Verletzungen bekam. Nicht durch einen Sturz - es gab keinen Sturz. Die Kopfwunde wurde ihr durch diesen Stab beigebracht, denn ich fand einige lange Haare von ihrem hellbraunen, ergrauten Ton, die sich am gezackten Rand dieses Silberbeschlages verfangen hatten. Ihr seht, daß das Silber hauchdünn ist, und die Ränder sind umgebogen und schartig.«
    Radulfus ließ einen langen, schlanken Finger über den zerknitterten, rasiermesserscharfen Rand gleiten und nickte ernst. »Ja, ich sehe es. Und dieser Rand fügte ihr auch die Schnitte in den Händen zu. Er hob ein zweites Mal den Stab gegen sie, wie Cynric berichtete, und sie fing den Schlag ab und klammerte sich daran, um ihren Kopf zu schützen…«
    »… und er riß ihr den Stab n 1t aller Macht aus den Händen und schürfte dabei ihre Haut auf«, sagte Hugh, »und fand dabei selbst den Tod.«
    »Sie müssen knapp hinter der Mühle gestanden haben«
    sagte Cadfael, »denn Cynric stand noch weiter hinten an den Weiden. An der Seite des ersten Stumpfes, der über den Teich geneigt ist, fand ich ein paar zerbrochene Triebe und dieses schwarze Stück Wolle im rissigen, toten Holz des Stumpfes eingeklemmt. Der Priester stürzte betäubt oder benommen ins Wasser, die Mütze flog von seinem Kopf, ein Teil des Bandes verfing sich im Baum, wie das Silberband ihre Haare gefangen hatte. Der Stab wurde ihm aus der Hand gerissen. Das Gras steht dort in hohen Büscheln, also ist es kein Wunder, daß er stolperte und rückwärts fiel, als sie losließ. Er prallte auf den Stumpf. Die Axt, die den Baum vor langer Zeit fällte, hinterließ einige ungleichmäßige Schnittkanten, und die zackige Kante traf ihn tief am Hinterkopf. Vater, Ihr habt die Wunde gesehen, und der Sheriff sah sie auch.«
    »Ich sah sie«, sagte Radulfus. »Und die Frau wußte nicht, was geschah, nachdem sie fortgelaufen war?«
    »Sie weiß kaum, wie sie nach Hause kam. Gewiß
    durchwachte sie ängstlich die ganze Nacht, da sie fürchtete, er könnte vollenden, was er gegen den Jungen im Sinn hatte, um zu seinem Haus zurückzukehren und auch sie anzuzeigen und zu verstoßen. Aber er kam nicht.«
    »Hätte er gerettet werden können?« grübelte der Abt, bekümmert über die störrische und widerspenstige Herde ebenso wie über den toten Hirten.
    »Im Dunkeln«, sagte Cadfael, »hätte ihn wohl kein Mann unter der Böschung hervorholen können, auch nicht mit noch so viel Kraft. Selbst wenn man hätte Hilfe holen können, wäre Ailnoth, so glaube ich, ertrunken, ehe man ihn aus dem Wasser gezogen hätte.«
    »Auch auf die Gefahr

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