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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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wenn er aus gutem Grund Alarm schlug und einen flüchtigen Feind des Königs der königlichen Gerechtigkeit auslieferte. Eine Wache stand vor den Toren, hatte der Sheriff gesagt. Er brauchte die Soldaten nur auf den Flüchtigen zu hetzen, der in Reichweite war und sich in Sicherheit wiegte. Falls, natürlich, falls es wirklich der Junge war, den er als Benet gekannt hatte.
    Aber auch wenn Jerome nicht sicher war, Sanan war es, und Cadfael war ebenfalls sicher. Wer sonst kannte hier diese Gestalt und diese Haltung so gut wie sie? Und nun stürmte vor ihren Augen Jerome mit offensichtlich nicht gerade guten Absichten auf den Jungen los, und sie hatten keine Möglichkeit, die Katastrophe zu verhindern.
    Sanan ließ Diotas Arm fahren und rannte los. Cadfael, der sich aus einer anderen Richtung näherte, rief: »Bruder!«, mit einer selbstgerechten und aufgebrachten Stimme, wie Bruder Jerome es selbst immer tat. Er hoffte, Jerome abzulenken, aber es gelang ihm nicht. Jerome hatte die Fährte des Missetäters aufgenommen und zeigte sich beinahe so unbeugsam wie Vater Ailnoth. Jemand anderer mußte das Blatt wenden.
    Ninians Reiter, der mit langen Schritten ungefährdet und befriedigt das Feld verließ, traf nur ein oder zwei Schritte vor Jerome im Tor ein und ging sofort auf die Hauptstraße hinaus.
    Er hatte diese Wendung nicht erwartet, aber er war zufrieden.
    Solange niemand ihm Untreue vorwarf oder drohte, ihm sein Land oder seinen Status zu nehmen, hatte er gegen den jungen Mann, der ihm so viele Sorgen bereitet hatte, nichts einzuwenden. Sollte er doch unbehelligt davonkommen; vorausgesetzt nur, er kehrte nie zurück und machte Schwierigkeiten.
     
    Ninian sah den Reiter näherkommen und bemerkte im gleichen Augenblick mit einiger Verspätung das Frettchengesicht von Bruder Jerome, der wie ein Racheengel auf ihn losfahren wollte. Es war keine Zeit mehr, zu fliehen; er mußte sich ihm stellen. Glücklicherweise traf der Reiter knapp vor dem Jäger ein, und glücklicherweise war er mit dem zufrieden, was er drinnen gesehen hafte, denn er klopfte dem Pferdeburschen auf die Schulter, als der ihm die Zügel gab.
    Ninian beugte sich hastig vor, um dem Reiter die Steigbügel zu halten.
    Es reichte! Jerome blieb im Tor so abrupt stehen, daß Erwald, der hinter ihm kam, in seinen Rücken rannte und ihn mit einer großen Hand einfach zur Seite schob, um hinauszukommen. Und inzwischen hatte der Reiter sich beiläufig bei Ninian bedankt und ihm einen Silbergroschen in die Hand gedrückt. Er ritt in mäßigem Trab um die Ecke am Pferdemarkt und verschwand, und sein vermeintlicher Bursche lief eilig hinter ihm drein.
    Glücklich davongekommen, dachte Ninian, indem er, hinter der Ecke der hohen Mauer außer Sicht; wieder langsamer zu gehen begann. Er ließ entzückt den Silbergroschen in der Hand tanzen, den ihm ein zufriedener, großzügiger Herr geschenkt hatte. Gott segne den Mann, wer immer er auch war. Er hat mir das Leben gerettet oder wenigstens mein Fell! Ein energischer Mann, der gewiß gut bekannt war. Nur gut für mich, daß seine Burschen nicht ebenso bekannt sind, denn sonst wäre ich verloren gewesen.
    Glücklich davongekommen, dachte Cadfael, indem er erleichtert seufzte. Er kehrte zu Hugh zurück, der sich unter dem Ostfenster der Marienkapelle noch ernst mit Abt Radulfus unterhielt. Die Erlösung kommt auf seltsamen Wegen und durch unerwartete Freunde. Ein sehr stimmiges Ende!
    Glücklich davongekommen, dachte Sanan, die vor Entsetzen und Furcht zitterte, die sich auf einmal in triumphierendes Gelächter verwandelten. Und er hat keine Ahnung, was ihm da gerade geschehen ist! Keiner von beiden! Mein Gott, ich möchte Ninians Gesicht sehen, wenn ich es ihm sage!
     
    Glücklich davongekommen, dachte Jerome, der dankbar zu seinen eigentlichen Pflichten zurückeilte. Ich hätte einen schönen Narren aus mir gemacht, wenn ich ihn gestellt hätte.
    Eine zufällige Ähnlichkeit in Gestalt und Haltung, aber nichts weiter. Welch ein Segen für mich, daß sein Herr rechtzeitig kam, so daß ich ihn als einen Burschen erkannte und meinen Irrtum einsah.
    Denn natürlich hatte Ralph Giffard nicht gerade den in seinen Dienst genommen, den er so rechtschaffen dem Gesetz übergeben hatte!
     
    13
     
    »Es bleibt nur eine Frage«, sagte der Abt, »die noch nicht beantwortet und bisher nicht einmal gestellt wurde.«
    Er hatte gewartet/, bis der Tisch abgeräumt und sein Gast mit dem anschließenden Becher Wein versorgt war. Radulfus

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