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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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um es unter Carlos’ Kopf zu legen. Als sie auf den
schwachen Strahl der Taschenlampe zukroch, stießen ihre Hände an ein Paar
Schuhe. Fast im selben Augenblick begriff sie, daß sie sich an den Füßen von
jemandem befanden. Und dieser Jemand hatte die Taschenlampe aufgehoben.
    Das Licht traf ihre Augen und blendete sie.
»Mädchen, was suchst du hier?« Fran stieß mit seinem Spazierstock hart an ihre
Schulter. Ein scharfer Schmerz fuhr durch ihren Arm. »Habe ich dir nicht
gesagt, du sollst die Finger davon lassen?« Er klang wütend.
    »Fran, bitte tu mir nicht weh. Carlos liegt
blutend da drüben. Kannst du mir helfen, ihn von hier wegzubringen?«
    »Fran?« Eine Frau rief die Treppe hinunter.
»Bist du dort unten?«
    »Ja, Edna.«
    »Ist Phil bei dir?«
    »Nein. Der wird wohl bei Sardi‘s sein.«
Fran langte grob nach unten und zerrte Wetzon auf die Beine. »Verschwinde, auf
der Stelle.«
    »Aber Carlos...«
    »Ich kümmere mich um Carlos.«
    Einem Mörder vertrauen, dachte sie. Unmöglich.
Sie würde hinaufgehen, und seine Komplizin würde ihr eins mit dem Schläger
überziehen. »Laß dir von mir helfen.«
    Er knurrte etwas, das sie als Zustimmung nahm.
    Auch zusammen konnten sie Carlos’ volles Gewicht
nicht heben.
    »Hol einen Krankenwagen«, sagte Fran. Seine
Stimme war schwach geworden. Sie spürte, daß sein Körper zitterte. Die
Taschenlampe fiel zuerst, dann der Stock. Schließlich Fran. Krachend wie eine
alte Eiche.
    »Fran, mein Gott, was ist los?«
    Er stöhnte. Ein ekelhafter Gestank vertrieb den
süßlichen Geruch nach Blut. Wetzon hob sich der Magen. »Mädchen«, krächzte
Fran, »sag ihnen... sag... ich war es. Lenny... mein Freund... sterben...«
Seine Stimme wurde so leise, daß sie ihn kaum hören konnte.
    »Fran?« Sie legte ihr Ohr nahe an seine Lippen.
Seine Brust hob sich und zuckte.
    »Das Auto... Weibstück mußte haben... sag ihnen,
ich war es... Sie war... gespürt, daß sie einen übers Ohr haut, während sie...
dagestanden und mit einem geredet hat.« Er brach hustend ab und bekam keine
Luft.
    Wetzon hob den Kopf und berührte Carlos’
Handgelenk. Der Puls war noch da, Gott sei Dank. »Fran?« Er atmete immer noch
pfeifend.
    Fran bekam wieder Luft und begann. »Sie hat
alles genommen... der Schlüssel... nichts im Kasten gelassen...« Er packte
Wetzons Hand mit einem eisernen Griff. »Sag... ich war es...«
    Als er schwieg, versuchte Wetzon, ihre Hand zu
befreien, aber er wollte sie nicht loslassen. Sein qualvolles Röcheln ließ sie
frösteln. »Fran? Kannst du mich hören? Laß mich einen Krankenwagen rufen.«
    »Mieser Schauspieler... Edna und denjungen
verlassen...« Husten rumpelte wieder in seiner Kehle, und seine Stimme wurde
schwächer. »...immer gesagt, daß sie den Kasten nicht genommen hat... der
Kasten... ihr geglaubt und dann... Celias Ring getragen...«
    »Fran, warum hast du Sam getötet?« Fran
antwortete nicht. Sein Atem kam in kurzen Stößen. Vielleicht lag er im Sterben.
    Carlos stöhnte. »Häschen?«
    »Carlos, meinst du, du kannst stehen?«
    »Fran, wo bist du? Was ist dort unten los?« Edna
wieder.
    Wetzon rief: »Edna, rufen Sie einen
Krankenwagen! Fran geht es sehr schlecht.« Sie hörte einen Schrei, danach
hastige Schritte.
    Carlos tastete nach ihr, kam auf die Knie hoch.
»Scheiße! Ich habe ganz schöne Kopfschmerzen.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe den verdammten
Schläger geholt und bin hierhergekommen, um ihn zu verstecken.« Sie merkte, daß
er auf dem Boden herumtastete. »Wo ist er?«
    »Fran muß dir eins auf die Birne gegeben haben.«
Sie hob die Taschenlampe auf und ließ den Strahl kreisen. »Ich sehe keinen
Schläger.«
    »Fran? Herrgott, Häschen, nicht Fran.«
    »Ich fürchte doch. Er hat gestanden.« Sie half
Carlos auf, und mit ihrem Arm um seine Taille und seinem Arm um ihre Schulter
stiegen sie unbeholfen die Treppe hinauf, während sie das Licht auf jede Stufe
richtete.
    »Ich glaube es nicht. Himmel, die Kritiken, sind
sie gekommen?« f
    »Nur du kannst in so einem Augenblick an
Kritiken denken.«
    »Häschen, wenn Fran gestanden hat und nur du ihn
gehört hast, reicht das?«
    »Ich weiß nicht. Er ist noch nicht tot, aber ich
glaube, er liegt im Sterben.«
    »Ja, Leberkrebs.«
    Als sie oben ankamen, war von Edna keine Spur zu
sehen. »Sie ruft einen Krankenwagen, hoffe ich«, sagte Wetzon.
    Mit kreischendem Heulen fegten eisige Windstöße
durch das Theater und zerrten an den Wänden des Hauses. »Was ist

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