Mörderisches Paradies
sie den Verstand verloren.
“Ja, stimmt, die Freunde meines Vaters sind alle solche großen Naturburschen”, sagte Amber und starrte Beth weiter an. “Genau die Art, die ihre Bierflasche mit den Zähnen aufmacht.”
“Ach so”, sagte Kim und klang ziemlich verwirrt.
“Auf jeden Fall werden wir eine größere Gruppe sein. Da sind sogar ein paar Polizisten dabei”, ergänzte Beth und merkte sofort, wie lächerlich das klang.
Höchste Zeit, sich zu verabschieden.
Sie zog ein bisschen an den Schultern der Mädchen und fügte hinzu: “War uns eine Freude, Sie zu treffen. Wir sollten jetzt aber besser zu meinem Bruder zurückgehen, sonst vermisst er uns noch. Außerdem müssen wir ihm helfen, das Camp aufzubauen.”
“Wir laufen uns hier sicher wieder über den Weg”, sagte Kim freundlich zum Abschied.
“Ja, bis später”, meinte Amber.
“Okay, bis dann”, nickte Keith Henson.
Mit einem gezwungenen Lächeln drängte Beth die Mädchen von dem Mann weg in Richtung Strand, wo sie mit ihrem Schlauchboot angelegt hatten. Und wo sie auf ihren Bruder treffen würden, betete sie.
“Tante Beth”, flüsterte Amber. “Was um Himmels willen ist denn los mit dir? Du hast dich diesem Mann gegenüber so merkwürdig verhalten.”
Kimberly räusperte sich. “Also, ehrlich gesagt, waren Sie ganz schön unhöflich”, meinte sie zögernd.
“Er war allein und tauchte urplötzlich auf, als wir gerade einen Schädel entdeckt hatten”, erwiderte Beth – aber erst, nachdem sie sich umgedreht hatte, um sicherzugehen, dass sie außer Hörweite waren.
“Sie haben doch gesagt, Sie wären nicht sicher, ob es wirklich ein Schädel ist”, warf Kim ein.
“Das bin ich auch nicht.”
“Aber es sah doch so aus, als wäre er auch gerade erst hier angekommen”, meinte Amber. “Und der Schädel – es ist einer, stimmt’s? – liegt doch schon eine ganze Weile dort.”
“Verbrecher kommen fast immer zum Tatort zurück”, zitierte Beth aus irgendeiner Krimiserie und beschleunigte ihren Gang.
Amber fing an zu lachen. “Tante Beth! Gut, du hast plötzlich Angst bekommen. Aber hast du eine Waffe bei ihm gesehen?”
“Oder einen Platz, wo er sie hätte verstecken können?”, fragte Kim kichernd.
Das waren eigentlich keine so dummen Fragen.
“Nein”, gab Beth zu.
“Warum warst du dann so unfreundlich?”, hakte Amber nach.
“Ich weiß es nicht. Vielleicht wird man einfach sehr vorsichtig und misstrauisch, wenn man gerade einen Schädel oder so etwas in der Art gefunden hat, okay?”
“Na gut”, meinte Amber nach einem Moment. “Aber er sah doch ganz in Ordnung aus.”
“Das ist er wahrscheinlich auch.”
Kim kicherte plötzlich los. “Er war richtig klasse.”
“Viel zu alt für euch zwei”, antwortete Beth etwas zu scharf.
“Das ist Brad Pitt auch, aber deswegen ist er trotzdem klasse”, gab Amber zurück und schüttelte den Kopf über die begriffsstutzigen Erwachsenen.
“Stimmt”, murmelte Beth.
Ein Geräusch schreckte Beth auf, die sofort bereit war, die Mädchen notfalls mit ihrem Körper gegen eine Bedrohung zu schützen.
“Tante Beth”, sagte Amber milde, “das war doch nur ein Palmblatt.”
Die Mädchen sahen einander an – als müssten sie nachsichtig mit Beth sein.
Als würde sie gerade ihren Verstand verlieren.
“Los, lasst uns deinen Vater suchen”, schlug Beth Amber vor.
Was für eine merkwürdige Frau, dachte Keith und beobachtete, wie die drei weggingen.
Sie benahm sich, als hätte sie etwas zu verbergen.
Als ob sie irgendetwas … ausgefressen hätte.
Er schüttelte den Kopf. Nein, nicht mit diesen beiden Teenies an ihrer Seite. Die sahen viel zu unschuldig und freundlich aus, um etwas im Schilde zu führen, und hatten ganz bestimmt nichts Ernsthaftes ausgefressen. Über die Jahre war ein ganz guter Menschenkenner aus ihm geworden, und diese beiden Mädchen waren einfach nur jung und aufgeschlossen, wie zwei Püppchen, die sich die Welt eroberten und keinem Menschen etwas Böses zutrauten.
Aber die Frau …
Beth Anderson. Man sah ihr die Verwandtschaft mit dem großen Mädchen an. Sie hatten dasselbe glatte Haar. Und Beth besaß die Art Augen, die sich veränderten. Je nach Stimmung konnten sie hell oder dunkel erscheinen und hatten etwas Exotisches, Geheimnisvolles. Alle drei waren sehr gut gebaut, was die Bikinis nur allzu deutlich verrieten. Beth musste Ende zwanzig sein, sie besaß eine natürliche Sinnlichkeit und war auf eine besondere Art ausgesprochen
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