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Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Titel: Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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herauf bis über die schmalen Lippen zog, verbarg sich nur unzureichend hinter einem getrimmten schwarzgrauen Vollbart. Sein Körper steckte in einem maßangefertigten anthrazitfarbenen Designeranzug, die Füße in braunen Lederschuhen.
    „Was ist hier los?“, fragte er streng und kam auf die beiden zu. Seine Stimme war nicht viel mehr als ein Flüstern, aber sie war eindringlich und besaß eine Autorität, der man besser nicht zu widersprechen wagte.
    „Er wollte …“
    „Was hier los ist, will ich wissen, Andrej“, unterbrach ihn der Boss.  An seiner Stimmlage hatte sich nichts geändert. „Eine solche Frage kann man nicht mit ,Er wollte‘ beantworten.“
    „Er wollte …“, wiederholte Andrej verstummte jedoch abrupt. Vermutlich hatte er das Zucken in Stojics Gesicht gesehen. Der Griff an Viktors Kragen löste sich etwas, ganz ließ er aber nicht von ihm ab.
    „Habe Neuigkeiten“, krächzte Viktor und zog Petr Stojics Aufmerksamkeit damit auf sich. „Wichtige Neuigkeiten.“
    Petr schaute ihn berechnend an. Nach einer Weile legte er dem Türsteher die Hand auf die Schulter. „Lass ihn los! Unser schweigsamer Kollege Kulac hat Neuigkeiten. Ich bin gespannt, was es diesmal ist. Vielleicht hat er im Vollrausch noch jemandem von unserem kleinen Problem in Zeeland erzählt. Nun?“
    „Nein, nein. Es ist etwas passiert“, erzählte der Portier, nachdem er wieder zu Atem gekommen war, und hielt sich dabei die angeknackste Rippe. „Es lief eben im Fernsehen.“
    Stojic hob die linke Augenbraue.
    „Ich wüsste nicht, was so wichtig sein kann, dass ich mein Frühstück dafür unterbrechen muss. Noch dazu etwas, das du aus dem Fernsehen weißt“, zweifelte er und kratzte sich am Kinn.
    Das Misstrauen war bei ihm seit jeher angeboren gewesen. Viktor hatte ihn nie anders kennengelernt und seitdem herausgekommen war, dass „Kollege Kulac “ an einem unseligen Abend vor einigen Wochen bei zu viel Sliwowitz sehr vertrauliche Informationen an jemanden verraten hatte, an dessen Gesicht er sich am Morgen danach nicht mehr hatte erinnern können, war das Vertrauen in ihn ohnehin zerstört.
    „Wenn du mich reinlässt, zeige ich es dir“, beharrte Viktor deshalb mit Nachdruck. Dabei vermochte er Petrs stechendem Blick nur mühsam standzuhalten.
    Stojic runzelte die Stirn, schließlich überwand er seine Zweifel und bat ihn herein.
    „Ich habe nicht ewig Zeit. Der Kaffee wird kalt.“
    Viktor rappelte sich auf und betrat das Büro, der Chef folgte in seinem Rücken. Hinter ihnen schloss Andrej die Flügeltüren.
    Petr Stojics Büro war Wohnraum, Besprechungszimmer und Arbeitsplatz in einem. Es besaß hohe Decken, war weiträumig und prunkvoll eingerichtet. Überall waren edler Marmor, Mahagoniholz und Blattgold verwendet worden, um dem Raum einen entsprechend noblen, aber auch einen Eindruck der Macht zu verleihen. In der Mitte stand ein alles überragender schwarzer Schreibtisch, davor vier weiße Lederpolsterstühle, dahinter ein weißer Ledersessel.   Stojics Geschäftspartner sollten wissen, wie mächtig er war und mit wem sie es hier zu tun hatten, einem der skrupellosesten Balkanmafiosi den die Welt kannte.
    Petr Stojic war ein verschlagener Hund, einer der es vom Kleinkriminellen in Sarajevo innerhalb von wenigen Jahren durch harte Arbeit, Bedingungslosigkeit, Brutalität aber auch Intelligenz und Glück zu einem der einflussreichsten Drogenschieber Westeuropas gebracht hatte.  An einer der holzvertäfelten Wände hing, über einem riesigen Flachbildplasmafernseher, ein serbisches Banner, in das eine Inschrift aus rotem Garn eingewoben war. Übersetzt hieß es so viel wie: „Wer zu sehr die Wahrheit sucht, wird die Wahrheit finden, im Himmel oder in der Hölle.“ Es war das Geschenk und die gleichzeitige Drohung eines serbischen Offiziers für Stojics treue Dienste in der Armee kurz vor dem Ende der Balkankriege und dem endgültigen Zerfall seines ehemaligen Heimatlandes. Es erinnerte jeden hier daran, dass Schweigen in vielerlei Hinsicht Gold war.  An einer anderen Wand stand ein Regal mit tausenden Büchern, daneben eine alte Ledercouch, zwei weitere weiße Stühle, in deren Mitte ein altes Schachbrett auf einem eigens dafür angefertigten Tisch stand.
    Die großen Fenster des Büros gingen nach Westen hinaus und boten einen direkten Blick auf das alte Hafenviertel in Rotterdams Innenstadt. In der gerade aufgehenden Sommersonne ein toller Anblick, für den Viktor Kulac jedoch keine Zeit erübrigen

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