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Mogelpackung: Roman

Mogelpackung: Roman

Titel: Mogelpackung: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schröter
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Minuten Zeit hast, wenn wir reden. Hast du doch jetzt hoffentlich?«
    »Klar. Was gibt’s?«
    »Was macht dein Job?«
    Oh Mann, dachte Fredo, was soll das Herumeiern? »Läuft.«
    »Und deine Freundin? Wie heißt das Mädel noch …«
    »Sandra.«
    »Genau. Die hat doch auch nichts Festes …?«
    »Was heißt hier ›auch nicht‹? Ich stehe noch für knapp ein halbes Jahr unter Vertrag bei der SIGMA. Und Sandra modelt. Wenn sie gebucht wird.« Das klang selbst in Fredos Ohren ziemlich bescheuert. Himmel, ärgerte er sich, als ob ich mich rechtfertigen müsste. Was will der bloß?
    »Na ja, die ist ja auch noch jung.«
    Fredo hörte genau hin, konnte aber keinen ironischen Unterton aus Markus’ letzter Bemerkung herausfiltern. »Genau, Sandra ist vierundzwanzig, zehn Jahre jünger als ich, und ich weiß immer noch nicht, womit ich nächstes Jahr mein Geld verdiene. Das haben wir also durch, Markus. Reden wir doch zur Abwechslung über deinen Job! Immer noch bei der Bank?«
    »Gut, dass du das ansprichst«, konterte Markus gelassen. »Deswegen habe ich dich angerufen.«
    Fredo verstand gar nichts mehr. »Haben sie dich gefeuert oder so?«
    »Oder so. Die befördern mich.«
    Na klar, dachte Fredo, Markus feuert man nicht. »Und ich soll dich jetzt feiern?«
    »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten, Fredo. Ich muss für ein paar Monate nach China, wir steigen ganz groß in den asiatischen Markt ein …«
    »Von asiatischen Märkten habe ich keine Ahnung. Ich könnte da höchstens Texte für Glückskekse verfassen.«
    »Ich brauche dich nicht in China. Ich brauche dich hier. In Bornstedt.«
    Fredo überlegte kurz. »Im Mai haben wir zwei Wochen Drehpause, da könnte ich vielleicht mal ein, zwei Tage …«
    »Ich rede nicht von ein paar Tagen. Es geht um ein Vierteljahr.«
    Fredo schwieg fassungslos, während Markus endlich zur Sache kam: Er müsste also nach Shanghai, und Nicole wollte unbedingt mit. China sei schon immer der Lebenstraum seiner Frau gewesen, und darüber hinaus, nun ja, sie wären bald zwanzig Jahre miteinander verheiratet, in den letzten Jahren sei die Glut ein bisschen erkaltet, als Mann mit Phantasie könne sich Fredo da vielleicht hineindenken, auch ohne jemals verheiratet gewesen zu sein – jedenfalls brächten ein paar Monate in exotischer Kulisse bestimmt wieder Pfeffer ins Eheleben, außerdem zahle die Firma alles, sei wahrscheinlich besser und garantiert billiger als eine Therapie beim Psycho-Beziehungsklempner.
    »Und eure Kinder?«, fiel Fredo ein, als Markus zwischendurch mal Luft holen musste.
    »Genau, die Kinder. Du denkst mit. Das gefällt mir, Bruder. Du bist genau der Richtige!«
    »Der Richtige wofür?«
    »Du ziehst für ein Vierteljahr zu uns nach Bornstedt. Kannst mein Arbeitszimmer benutzen, die Sauna, Garten, Grillhütte, Auto – alles deins. Die Kinder sind total selbständig, die stressen dich nicht. Hauptsache, sie haben eine Vertrauensperson an Bord.«
    »Und was ist mit meiner Arbeit? Und mit Sandra?«
    »Du kannst deinen Kram doch per E-Mail in die Firma schicken! Und was Sandra betrifft, das Haus ist groß genug. Bring sie mit!«
    Sandra, die Weltstadtpflanze, in Bornstedt, dem Enddarm der Provinz. »Du hast echt einen Knall!« Fredo konnte es nicht fassen, mit welcher Selbstverständlichkeit sein Bruder davon ausging, er und Sandra könnten mal ganz locker ihren Alltag für ein Vierteljahr unterbrechen. Für Markus war Fredo ja auch bloß ein verkrachter Lebenskünstler, und lebenskünsteln könne man schließlich jederzeit überall. Ein wichtiger Manager eines börsennotierten Finanzunternehmens unterlag natürlich ganz anderen Sachzwängen, und daran sollten sich gefälligst alle anderen Familienmitglieder ausrichten. Sogar der kleine Bruder, mit dem man sonst nur sporadisch telefonierte. »Wir produzieren jede Woche fünf Bücher! Ich kann hier nicht einfach weg.« Und ich will auch gar nicht, fügte Fredo gedanklich hinzu. Kinder hüten in Bornstedt. Dann lieber den ganzen Tag Krisenkonferenzen mit Plöger und Bert.
    »Ich frag dich ja auch nicht gerne, Kleiner«, gestand Markus.
    Wenigstens gibst du’s zu, dachte Fredo. »Warum fragst du mich dann überhaupt?«
    »Weil ich hoffte, du bist flexibel genug, bis übermorgen hier zu sein.«
    »Übermorgen? Die schicken dich von heute auf übermorgen für ein Vierteljahr nach China?«
    »So plötzlich kommt das nicht … Eigentlich war alles anders geplant …«, druckste Markus herum. »Ursprünglich

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