Mohrenwäsche
mit euch fertig bin, habe ich euch alle wieder scheißnormal.« Er ließ den Beamten mit den falschen Wimpern wegen persönlicher Beleidigung raustreten und verkündete ihm gerade, daß er nie wieder so einem Arschloch ins Auge sehen werde, ohne aber total wuschig zu werden, als Dr. von Blimenstein die Szene betrat und die Ordnung wiederherstellte. Während die Ärztin langsam, aber bedeutungsvoll auf die Beamten zuschritt, wurden sie still und blickten respektvoll auf ihre kolossale Gestalt.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Kommandant«, sagte sie, während sein Blutdruck sich zu etwas runterbewegte, was dem Normalzustand nahekam, »werde ich’s, denke ich, auf etwas andere Weise versuchen.« Kommandant van Heerden reichte ihr das Megafon, und einen Augenblick später hallte ihre wohlklingende Stimme über den Paradeplatz.
»Jungs«, sagte die Ärztin, womit sie eine etwas geeignetere Anrede benutzte, »ich möchte, daß ihr mich alle«, sie machte eine verführerische Pause, »als Freundin betrachtet, nicht als jemanden, vor dem man Angst haben muß.« Ein Beben nervöser Erregung lief durch die Mannschaften. Die Aussicht, jemanden zur Freundin zu haben, der dermaßen von frustriertem Sex, gleich welchen Geschlechts, umwittert war, sagte den Wachtmeistern offensichtlich zu. Während Dr. von Blimenstein in ihrer Rede fortfuhr, stahl sich der Kommandant beiseite, zufrieden darüber, daß alles wieder unter Kontrolle war, nun da das faszinierende Zwitterwesen dieser Ärztin seinen Einfluß auf die warmen Brüder spielen ließ. In der Exerzierhalle fand er Sergeant Breitenbach, der den Transformator überprüfte.
»Was für ein schreckliches Weib«, sagte der Sergeant. Dr. von Blimenstein erzählte den Beamten gerade was von den Freuden, die sie vom heterosexuellen Geschlechtsverkehr zu erwarten hätten.
»Die zukünftige Mrs. Verkramp«, sagte der Kommandant kummervoll. »Er ist mit ihr verlobt.« Er verließ den Sergeant, der über diesen neuerlichen Beweis für Verkramps Wahnsinn nachdachte. Der Kommandant hatte sich um ein anderes Problem zu kümmern. Eine Abordnung von Geistlichen der Holländischen Reformiertenkirche war eingetroffen, um ihre Einwände den Einsprüchen der Wachtmeister an die Seite zu stellen.
Der Kommandant führte sie in ein Büro auf der Rückseite der Halle und wartete, bis Dr. von Blimenstein ihre Patienten dazu überredet hatte, sich hinzusetzen, bevor man das Problem mit den schwarzberockten Pastoren erörterte.
»Sie haben kein Recht, in die Natur des Menschen hineinzupfuschen«, sagte Hochwürden Schachbals, als die Ärztin dazukam. »Gott hat uns so gemacht, wie wir sind, und Sie mischen sich in sein Werk ein.«
»Gott hat nicht alle diese Männer als Schwuchteln erschaffen«, sagte die Ärztin, ein Jargon, der den Pfarrer in seiner Meinung bestärkte, daß sie ein Werkzeug des Teufels sei. »Der Mensch hat den Fehler begangen, und der Mensch muß ihn auch wieder ausbügeln.«
Kommandant van Heerden nickte zustimmend. Er war der Ansicht, sie habe den Fall sehr richtig dargelegt. Hochwürden Schlachbals war zweifellos anderer Meinung.
»Wenn der Mensch sittsame junge Christen mit wissenschaftlichen Mitteln zu Homosexuellen machen kann«, beharrte er, »dann ist der nächste Schritt, daß man Schwarze in Weiße verwandelt, und wo bleiben wir dann? Die gesamte abendländische Kultur und die christliche Religion stehen auf dem Spiel.«
Wieder nickte Kommandant van Heerden. Es war klar, daß der Pfarrer einen wichtigen Punkt angeschnitten hatte. Dr. von Blimenstein war nicht der Ansicht.
»Sie haben ohne Frage das Wesen der Verhaltenspsychologie mißverstanden«, erklärte sie. »Wir tun nichts anderes, als Fehler zu berichtigen, die gemacht worden sind. Wir verändern keine wesentlichen Charaktermerkmale.«
»Sie wollen mir doch wohl nicht erzählen, daß diese jungen Männer in ihrem Wesen… äh… Homosexuelle sind«, sagte der Schulpfarrer. »Sie stellen ja die moralischen Grundlagen unseres ganzen Gemeinwesens in Frage.«
Dr. von Blimenstein weigerte sich, das zuzugeben.
»Was für ein absoluter Blödsinn«, sagte sie. »Ich sage nur, daß die Aversionstherapie ein Maß an moralischem Druck ausüben kann, dem nichts sonst gleichkommt.«
Kommandant van Heerden, der über den Gedanken, Schwarze mit Elektroschocks in Weiße zu verwandeln, ein bißchen nachgedacht hatte, mischte sich wieder ein, um darauf hinzuweisen, daß, wenn das der Fall wäre, schon Tausende von
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