Mohrenwäsche
ist ja unerhört«, schimpfte sie. Kommandant van Heerden lächelte grausam.
»Sie können meinen Balthasar nicht verhaften«, fuhr die Ärztin fort und versuchte, angesichts dieses Lächelns ein bißchen Mut zu bewahren. »Erst gestern haben Sie mir doch gesagt, er hätte die ganze Angelegenheit sehr geschickt und mit äußerster Gewissenhaftigkeit gehandhabt.«
»Geschickt?« bellte der Kommandant. »Geschickt? Ich werde Ihnen erzählen, wie geschickt dieser Mistkerl gewesen ist. Ihr verdammter Balthasar war für die riesigste Sabotagewelle verantwortlich, die dieses Land je erlebt hat. Wirklich, verglichen mit ihm spielen die Guerillas am Sambesi bloß Soldaten. Er ist persönlich verantwortlich für die Zerstörung von vier Straßenbrücken, zwei Eisenbahnlinien, einem Transformator, dem Telegrafenamt, vier Kraftstofflagern, einem Gasometer, fünftausend Morgen Zuckerrohr und einem Sendemast, und Sie haben den Nerv, mir zu erzählen, er habe geschickt gehandelt.«
Dr. von Blimenstein plumpste in ihren Sessel und starrte ihn an.
»Dafür haben Sie keine Beweise«, wimmerte sie endlich. »Und außerdem ist er nicht auf der Höhe.«
Kommandant van Heerden lehnte sich über den Schreibtisch und sah ihr fest ins Gesicht. »Auf der Höhe?« sagte er. »Auf der Höhe? Wenn der Henker mit ihm fertig ist, wird er sich noch verdammt viel niedriger vorkommen, glauben Sie mir.«
Dr. von Blimenstein glaubte ihm. Sie schloß die Augen und schüttelte den Kopf, um den Blick des Kommandanten und das entsetzliche Bild ihres Verlobten auf dem Schafott loszuwerden. Zufrieden darüber, daß er seine Absicht erreicht hatte, schöpfte der Kommandant erleichtert Atem.
»Schließlich heißt das nur, daß wir tun, was die armen Kerle selber versucht haben und was nicht geklappt hat«, erklärte er. »Es ist ja nicht so, daß wir von ihnen verlangen, gegen ihre Neigung zu handeln.«
Dr. von Blimenstein öffnete ihre Augen und sah ihn flehentlich an.
»Aber Balthasar und ich, wir wollen heiraten«, sagte sie.
Nun war Kommandant van Heerden an der Reihe, entsetzt zu sein. Die Vorstellung, daß die vollbusige Doktorin mit dem affenähnlichen Wesen verheiratet sei, das er tags zuvor in seiner Zelle hatte herumsausen sehen, verschlug ihm den Atem. Er begann, den Ausdruck äußersten Schreckens zu verstehen, den er in Verkramps Augen erblickt hatte.
»Gratuliere«, murmelte er. »In dem Fall gibt es nur desto mehr Ursache für Sie, das zu tun, was ich vorschlage.«
Dr. von Blimenstein nickte kleinlaut. »Wahrscheinlich ja«, sagte sie.
»Na schön, dann machen wir uns mal an die Einzelheiten«, sagte der Kommandant. »Sie sorgen dafür, daß elf Patienten mit einem Rekord an Selbstmordversuchen in einer Isolierstation untergebracht werden. Dann wenden Sie Ihre Perversionstherapie an, um sie mit marxistischleninistischem Gedankengut vollzustopfen… «
»Aber das geht doch nicht«, sagte die Ärztin. »Man kann die Aversionstherapie nicht dazu benutzen, den Leuten Ideen einzutrichtern. Man kann sie nur von Eigenarten kurieren.«
»Das glauben Sie«, sagte der Kommandant. »Dann kommen Sie mal und sehen Sie sich an, was für Ideen Ihr Balthasar meinen Beamten beigebracht hat. Er hat sie nicht von irgendwelchen Eigenarten kuriert, das kann ich Ihnen flüstern.«
Dr. von Blimenstein probierte es in einer anderen Richtung. »Aber ich weiß nichts über den Marxismus-Leninismus«, sagte sie.
»Das ist schade«, sagte der Kommandant und überlegte, ob ihm jemand einfiele, der dafür in Frage käme. Der einzige Mensch, den er wußte, saß gerade eine fünfundzwanzigjährige Gefängnisstrafe in Piemburg ab.
»Lassen Sie sich darüber keine grauen Haare wachsen«, sagte er schließlich. »Ich sorge dafür, daß jemand rübergeschickt wird, der das kann.«
»Und was werden Sie dann tun?« fragte die Ärztin.
Kommandant van Heerden lächelte. »Ich glaube, das übrige können Sie unbedenklich mir überlassen«, sagte er und stand auf. Als er das Büro verließ, drehte er sich um und dankte der Ärztin für ihre Hilfsbereitschaft.
»Vergessen Sie nicht, es geschieht alles nur zu Balthasars Bestem«, sagte er und ging, gefolgt von Wachtmeister Els, hinaus zu seinem Wagen. In ihren Büro dachte Dr. von Blimenstein über die schreckliche Aufgabe nach, die ihr der Kommandant übertragen hatte. »Ach, es ist sicher bloß eine andere Form von Euthanasie«, dachte sie und machte sich daran, eine Liste geeigneter Selbstmordpatienten
Weitere Kostenlose Bücher