Mohrenwäsche
Schwarzen weiß wären.
»Wir geben ihnen doch bereits Elektroschocks«, sagte er, »das gehört zu unserer üblichen Vernehmungsmethode.«
Hochwürden Schachbals beeindruckte das nicht. »Das ist ganz was anderes, Strafen sind gut für die Seele«, sagte er. »Aber was die Frau Doktor macht, das heißt, Gott ins Handwerk pfuschen.«
»Wollen Sie mir damit etwa erzählen, es ist Gottes Wille, daß diese Polizisten Tunten bleiben?« fragte der Kommandant.
»Gewiß nicht«, sagte der Geistliche, »ich will damit nur sagen, daß sie kein Recht hat, wissenschaftliche Mittel anzuwenden, um sie zu verändern. Das kann nur durch moralische Anstrengungen unsererseits geschehen. Hier ist Beten vonnöten. Ich werde jetzt in die Halle gehen und niederknien… «
»Tun Sie, was Sie wollen«, sagte der Kommandant, »aber machen Sie mich nicht verantwortlich für das, was passiert.«
»… und für die Vergebung der Sünden beten«, fuhr der Pfarrer fort.
Schließlich einigte man sich, daß man es mit beiden Meinungen zu dem Problem gleichzeitig probieren wolle. Dr. von Blimenstein würde sich an die Aversionstherapie halten, während Hochwürden Schachbals in der Hoffnung, eine geistige Bekehrung zu bewirken, einen Gottesdienst abhalten sollte. Die gemeinsamen Anstrengungen waren auch wirklich erfolgreich, obwohl es einige Zeit dauerte, bis Hochwürden Schlachbals sich damit abfand, daß er mit der Gemeinde »Zu dir flieh ich, verstoß mich nicht« sang, während gleichzeitig Fotos von nackten Männern beider Rassen in doppelter Lebensgröße über seinem Kopf projeziert wurden. Anfangs war der Gemeindegesang tatsächlich ziemlich holprig, bald aber riß Dr. von Blimenstein den Rhythmus an sich und drückte jedesmal höchst nachdrücklich auf den Schockknopf, wenn ein besonders hoher Ton verlangt war. Auf ihre Stühle geschnallt, ließen die zweihundertzehn Polizeibeamten ihren Gefühlen mit einer Inbrunst freien Lauf, die Hochwürden überaus lohnend fand.
»Es ist lange her, daß ich mal eine so begeisterte Gemeinde hatte«, sagte er zu Hochwürden Diederichs, der ihn nach drei Stunden ablöste.
»Ja, Gottes Wege sind wunderbar«, sagte Hochwürden Diederichs.
In Fort Rapier hatte Aaron Geisenheimer so ziemlich denselben Gedanken, obwohl es in seinem Fall weniger Gott als die Geschichte war, deren Wege ihm wunderbar erschienen. Die Ankunft der elf Patienten, deren Intelligenz dadurch gekennzeichnet war, daß die politische Situation in Südafrika sie alle veranlaßt hatte, Selbstmord zu begehen, ohne daß sie dämlich genug waren, ihr Ziel auch zu erreichen, gab dem hervorragenden Marxisten Stoff zum Nachdenken. Das tat auch das Verhalten der Irrenhausleitung, die ihm keine Hindernisse in den Weg legte, den Leuten Vorlesungen über die Feinheiten des dialektischen Materialismus zu halten, sondern im Gegenteil alles in ihrer Macht Stehende tat, daß er’s auch wirklich machte. Während er noch über diese außerordentliche Veränderung in seinem Schicksal nachgrübelte, kam er zu dem Schluß, daß die Polizei darauf aus sei, frische Beweise für einen neuen Prozeß gegen ihn in die Hand zu bekommen, aber warum sie ein Interesse daran haben sollte, sein Lebenslänglich noch zu verschärfen, konnte er sich nicht denken. Ganz egal, was sie für Motive hätten, er beschloß, ihnen keine Chance zu geben, und sah entschieden davon ab, mit seinen neuen Gefährten über den Kommunismus zu reden. Um aber seinem Bedürfnis nach Gesprächen Luft zu machen, das vor seiner Verurteilung schon recht dringend gewesen war und sich in sechs Jahren Einzelhaft nicht verringert hatte, unterrichtete er die elf Männer statt dessen in biblischer Geschichte, und zwar mit so durchschlagendem Erfolg, daß er sie nach einer Woche nicht nur allesamt von ihrer Selbstmordneigung geheilt, sondern auch zu überzeugten Christen gemacht hatte.
»Gott verdamm ihn«, fauchte der Kommandant unlogischerweise, als Dr. von Blimenstein ihm erzählte, daß Geisenheimer nicht mitmache. »Man sollte doch denken, der Kerl wäre nur allzu erpicht darauf, ihre Seelen mit dem Gift des Marxismus zu verderben. Wir können doch nicht zwölf fanatische Christen auf die Anklagebank setzen.«
»Ach, ich weiß nicht«, sagte die Ärztin, »schließlich hatten Sie ja schon den Dechanten von Johannesburg dort.«
»Das war was anderes«, sagte der Kommandant, »der war Kommunist.« Er versuchte, irgendeinen Weg um das Problem herum zu finden. »Können Sie die
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