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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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erklärte, sie habe elf geeignete Selbstmordfälle beisammen, »ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie heute nachmittag mal in der Exerzierhalle vorbeikämen. Ich möchte Ihren Rat, wie man ein paar Tunten wieder in den Normalzustand zurückbefördern könnte.«

14
    Als der Kommandant zur Exerzierhalle hinunterfuhr, in der Sergeant Breitenbach zweihundertzehn lautstark protestierende Polizeibeamte versammelt hatte, fühlte er sich zufrieden damit, wie die Dinge sich entwickelten. Natürlich lägen noch Schwierigkeiten vor ihm, aber zumindest war ein Anfang gemacht, die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Es würde einen oder zwei Tage dauern, bis man die Selbstmörder so weit hätte, daß man sie verhaften könnte, nur war sich der Kommandant immer noch nicht schlüssig, wie er die Sache genau anpacken sollte. Wieder einmal studierte er Wachtmeister Elsens Hinterkopf und fand Trost in dessen Form und Farbe. Was menschliche Absicht und Erfindungsgabe beim Vernichten lästiger Beweise nicht zuwege bringen konnten, das brachte Wachtmeister Els durch Zufall und gedankenlose Bosheit fertig, und der Kommandant hatte öfter schon die Hoffnung gehegt, Els selber würde sich diesem Prozeß einfach anschließen. Aber irgendwie erschien das unwahrscheinlich. Der Zufall, so schien es, begünstigte den Wachtmeister. Ganz sicher begünstigte er nicht die, die mit Els in Berührung kamen, und der Kommandant hatte wenig Zweifel, daß der Wachtmeister die Verhaftung der elf Patienten so verpfuschen würde, daß alle späteren Versuche, ihre Unschuld zu beweisen, sich erübrigten.
    Als sie vor der Exerzierhalle ankamen, war Kommandant van Heerden etwas fröhlicherer Stimmung. Das war von den zweihundertzehn Polizisten nicht zu behaupten, die sich dem Gedanken widersetzten, sich der Aversionstherapie ein zweites Mal unterziehen zu müssen.
    »Man weiß doch nicht, als was man diesmal rauskommt, Süßer«, sagte einer von ihnen zu Sergeant Breitenbach. »Ich meine, man weiß es doch einfach nicht, gell?«
    Sergeant Breitenbach mußte zugeben, daß er es angesichts dessen, was vorher passiert war, wirklich nicht wußte.
    »Schlimmer als so könnt ihr auch nicht werden«, sagte er mit Mitgefühl.
    »Ich weiß nicht«, lächelte der Wachtmeister, »wir könnten doch völlig zu Tieren werden.«
    »Ich bin bereit, es darauf ankommen zu lassen«, sagte der Sergeant.
    »Und was ist mit uns, Herzchen? Was ist mit uns? Ich meine, es ist doch nicht gerade lustig, wenn man nicht weiß, was von einem Moment zum anderen aus einem wird, nicht? Es ist beunruhigend, das ist es.«
    »Und was wird aus dem ganzen Kram, den wir uns gekauft haben?« fragte ein anderer Beamter. »Hat ‘n kleines Vermögen gekostet. BHs und Höschen und all das. Die nehmen das nämlich nicht mehr zurück, verstehen Sie?«
    Sergeant Breitenbach erschauerte und fragte sich soeben, wie er die Leute überhaupt jemals in die Halle kriegen solle, als der Kommandant eintraf und ihn von der Verantwortung befreite.
    »Ich werde an ihre Vaterlandsliebe appellieren«, sagte er und blickte mit sichtlichem Widerwillen auf Wachtmeister Bothas Perücke. Er griff zu einem Megafon und wandte sich an die schwulen Beamten.
    »Männer«, rief er. Seine Stimme, in der Zweifel mitschwangen, dröhnte über den Exerzierplatz hinweg in die Stadt hinein. »Männer der Südafrikanischen Polizei, mir ist klar, daß die Erfahrung, der ihr euch kürzlich unterzogen habt, nicht so ist, daß ihr sie noch einmal machen wollt. Ich kann nur sagen, daß es im Interesse dieses Landes als ganzen liegt, daß ich diese neuerliche Behandlung angeordnet habe, die euch wieder zu der edlen, aufrechten Männerschaft machen wird, die ihr einmal wart. Diesmal wird eine ausgebildete Psychiaterin die Behandlung überwachen, und es werden keine solchen Böcke mehr vorkommen.« Lautes Gelächter unterbrach den Kommandanten an dieser Stelle, und ein besonders einfältiger Beamter, der offenbar falsche Wimpern trug, zwinkerte ihm zweideutig zu. Kommandant van Heerden, durch die rasche Entwicklung der Ereignisse bereits am Ende seiner Kräfte, verlor die Beherrschung.
    »Hört zu, ihr Drecksgesindel«, schrie er, wobei er seiner wahren Meinung mit einer Verstärkung Ausdruck verlieh, daß sie zwei Meilen entfernt zu hören war, »ich habe in meinem Leben schon ein paar Arschbanditen zu sehen gekriegt, aber ihr stellt alles in den Schatten. Eine widerlichere Rotte von Schwuchteln und Tunten ist mir wirklich noch nie begegnet. Wenn ich

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