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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Kaffer, komm her!« Aber er hörte keine Antwort. Da Fox demselben Selbsterhaltungstrieb gehorchte wie sein Namensvetter, hatte er sich quer durch den Garten in die Büsche verzogen, indem er so viel Gelände wie nur möglich zwischen sich und den Mann in der Uniform der Südafrikanischen Polizei brachte, den er als Forebode kannte. Fox witterte den Tod, wenn er ihn sah.
    Colonel Heathcote-Kilkoon und seine Gäste im Inneren des Hauses waren weniger scharfsichtig.
    »Möchte bloß wissen, was Daphne zugestoßen ist«, dachte der Colonel, als er sich zu der Party anzog. »Typisch für sie, heute abend zu spät zu kommen.« Er blickte in den Spiegel und war sofort wieder versöhnt. Ein Kleid aus blaßrosa Georgette mit langen Glockenärmeln und einem schwarzen Samtgürtel, der auf einer Seite geknotet war, paßte ihm anscheinend wie ein Handschuh. Ein riesiger Florentinerhut, dessen schwarze Samtbänder unter dem Kinn des Colonels befestigt waren und der sich unter dem Gewicht einer vollerblühten Rose über ein Auge nach unten bog, drohte, seinen widerspenstigen Haarschopf fast zu verbergen. Weiße Seidenstrümpfe und ein Paar gewöhnliche Pumps vervollständigten seine Kleidung. Eine Miniaturschürze mit der aufgemalten Inschrift »Eine englische Rose« auf ihrem Musselin ließ keinen Zweifel an seiner Identität.
    »Berry, wie er leibt und lebt«, murmelte er und schlug im 11. Kapitel von Jonah & Co. nach, um zu sehen, ob er irgendwas vergessen hätte. Dann griff er zu seinem Perlentäschchen und stieg die Treppe hinab, wo sich die anderen schon versammelt hatten und darauf warteten, daß die Lustbarkeiten begännen.
    »Ich bin ein Incroyable«, sagte Major Bloxham zu La Marquise, die als Sycomore Tight gekommen war.
    »Absolut, Darling«, kreischte sie schrill.
    Colonel Heathcote-Kilkoons Auftritt als Berry in der Rolle von »Eine englische Rose« wurde mit stürmischem Applaus begrüßt. Der Colonel wartete, bis sich das Gelächter gelegt hatte, ehe er das Wort an seine Gäste richtete.
    »Wie ihr alle wißt«, sagte er, »feiern wir unser alljährliches Zusammentreffen jedesmal damit, daß wir eine der großen Episoden aus dem Leben von Berry & Co. in letztgültiger Form nachstellen. Heute abend ist es das 11. Kapitel aus Jonah & Co. >Berry opfert seine Männlichkeit« Ich sehe mit Freuden, daß der Besuch dies Jahr hervorragend ist.«
    Nach ein paar weiteren Worten über die Notwendigkeit, die Fahne in fremden Ländern hochzuhalten, was La Marquise als Kompliment auffaßte, forderte der Colonel Major Bloxham auf, den Plattenspieler einzuschalten, und tanzte wenig später einen Tango mit ihm.
    »Diese Schlüpfer von Daphne sind verdammt eng«, sagte er, als er eine Drehung linksrum machte.
    »La Marquise auch«, sagte der Major.
    Im Dunkeln draußen vor dem Fenster sah Wachtmeister Els den Dingen interessiert zu. »Und ich hab’ mich immer gewundert, warum er auf Rosen so versessen ist«, dachte er und betrachtete den Colonel mit ganz neuen Augen.
    Er ging zum Lkw zurück und begann, die Beweise für den Versuch des Colonel, die Regierung Südafrikas zu stürzen, in die Sattelkammer zu schleppen. Nachdem er mehrere Zentner Sprengstoff in die Regale gepackt hatte, in denen vorher nichts Belastenderes als Sattelschmiere gewesen war, tat es ihm allmählich leid, daß er Fox hatte entwischen lassen. Als schließlich der letzte Karton Durex Federleicht sicher verstaut war, zündete sich Els eine Zigarette an und machte es sich im Dunkeln bequem, um darüber nachzudenken, welche weiteren Maßnahmen er ergreifen solle.
    »Die Party wird, scheint’s, ja noch ein toller Knaller«, hörte er den Dicken auf der Terrasse zu Major Bloxham sagen, wo die zwei Männer ohne Unterbrechung auf ein Begonienbeet pinkelten. Els verstand den Wink und drückte seine Zigarette aus, aber die Bemerkung hatte ihn auf eine neue Idee gebracht. Er schlich sich vorsichtig aus der Sattelkammer und trug wenig später aus dem Treibstoffmagazin kübelweise Petroleum über den Hof, das er in den Weinkeller des Colonel goß, wo es unbemerkt über den australischen Burgunder plätscherte. Um die Mischung noch explosiver zu machen, nahm Els mehrere Pakete Sprengstoff und warf sie in den Keller. Und um schließlich zu verhindern, daß jemand das Haus ohne einen Hinweis darauf verließe, wohin er gegangen sei, goß er eine Lösung aus Anissamen auf die Fußabtreter, ehe er wieder in den Lastwagen stieg und ihn zum Haupttor fuhr, um auf den

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