Mond-Elfe
daran, daß gelegentlich böse Magier zu guten wurden. König Emeritus Trent war dafür das denkwürdigste Beispiel. Murphy hatte geschworen, die gegenwärtigen Gesetze aufrechtzuerhalten – und wenn selbst König Dor ihm vertraute, so würde sie es nicht weniger tun. »Danke dir, Magier«, sagte sie.
Murphy sprach in einen Zauberspiegel. »Nun höre dies«, sagte er. »Hier spricht Murphy, der Vertreter des Königs. Chex’ Zentaurfohlen ist von Unbekannten entführt worden und muß so schnell wie möglich gefunden und gerettet werden, ASAP. An alle Bediensteten, die nicht anderweitig eingespannt sind: Bringt euren Hintern umgehend für die Zusammenstellung von Suchtrupps in Richtung Schloß in Bewegung. Das ist alles.«
Chex lauschte mit Überraschung. Offensichtlich hatte Murphy einige mundanische Begriffe während seines Exils übernommen. Wie dem auch sei, der Kern seiner Aussage kam durch.
Sie gingen zur Vorderseite des Schlosses. Aus jeder Richtung kamen Leute: Holzschuhbauer, Milchkrautmädchen, Erd- und Kopfnußpflanzer und sogar ein junger Oger, der offensichtlich keine Lust mehr hatte, durch Gewirrbäume zu stürmen. Auch aus dem Schloß kamen Leute: Prinz Dolph, Nada Naga, Grundy Golem und ein oder zwei Geister. Selbst aus Richtung der Spaltenschlucht kam eine Dampfwolke: Stanley Dampfer näherte sich. Es schien, als ob alle Welt helfen wollte.
»Sehr gut«, sagte Murphy, als sich eine ansehnliche Gruppe versammelt hatte. »Wir haben keine Ahnung, wo Che hingebracht worden sein könnte, aber wir haben Grund zu der Annahme, daß ihm für einige Zeit nichts Schlimmeres passieren wird. Ich halte es für die beste Vorgehensweise, in den nächsten Stunden so viel wie möglich von Xanth zu erkunden. Da es für die Leute nicht sicher ist, alleine in den Urwald zu gehen…« Er unterbrach sich, da der Oger verwundert aufsah. »Oger natürlich ausgenommen«, sagte er, und die Verwirrung des Ogers legte sich. »Die meisten Gruppen werden deshalb aus zwei oder mehr Leuten bestehen. Mindestens einer von ihnen sollte in der Lage sein, sie solange zu verteidigen, bis Hilfe kommt. Hier sind magische Pfeifen aus der Waffenkammer des Schlosses. Man kann sie weit und breit hören. Also wird jede Person eine tragen und sie einsetzen, falls Gefahr im Verzug ist.«
Er verteilte die Pfeifen. Der Oger, wie immer etwas blöde, blies augenblicklich hinein. Aber kein Ton war zu hören.
Überrascht schaute der Oger auf. »Ich blies fix, aber hörte nix.«
»Das liegt daran, weil du momentan nicht in genügend räumlicher Entfernung bist«, erklärte Murphy. »Wir stehen alle dicht und eng zusammen, das ist außerhalb des Aktionsbereichs. Versuche es aus der Ferne.«
Der Oger stürmte zum Horizont und fällte dabei beiläufig einen vereinzelten Baum, dann blies er erneut. Jetzt war der Ton durchdringend.
Bald waren die Gruppen eingeteilt und in alle Richtungen aufgebrochen. »Chex, Grundy will mit dir gehen«, sagte Murphy. »Du kannst als Verbindungsperson zwischen den Suchtrupps agieren, so daß du es als erste erfahren wirst, wenn dein Fohlen gefunden wird. Grundy wird dir bei der Befragung der Pflanzen oder Kreaturen helfen, falls das erforderlich ist. Ich glaube, du solltest zuerst die Pflanzen in der näheren Umgebung der Entführung befragen. Sie müssen etwas gesehen haben.«
»Ja!« sagte Chex, die sich dumm vorkam, weil sie nicht selbst daran gedacht hatte. Murphy machte seine Arbeit großartig!
Grundy kletterte auf ihren Rücken. Er war ein winziger Mann, der sich auch ohne Zauber leicht tragen ließ. Ursprünglich ein richtiger Golem – aus Lumpen, Bindfaden und Holz gemacht –, war er nun ein wirklicher Mann, doch immer noch in seiner ursprünglichen Größe. Etwas anderes hatte sich auch nicht verändert: Er hatte noch immer ein großes Mundwerk und machte sich dadurch mit einer Gleichgültigkeit Feinde, die andere zutiefst verschreckte. Chex versetzte sich selbst einen Klaps, breitete ihre Schwingen aus und hob ab. Sie war über die effiziente Vorgehensweise bei der Suche froh. Wenn Che zu finden war, dann so.
»Wo ist Rapunzel?« erkundigte sie sich, als sie nach Norden flogen, denn Grundy hatte in Rapunzel endlich die Frau gefunden, die nach seinem Geschmack war – es konnte vielleicht aber auch anders herum sein. Rapunzel konnte jede Größe annehmen, die sie sich wünschte, denn sie stammte von beiden Arten ab, von Menschen und Elfen. Aber sie liebte es, klein zu sein. Sie war eine liebliche Dame,
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