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Monde

Titel: Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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erfolgreichen Laufbahn: Er betreibt einen Großhandel mit Austin-Bier und ist Teilhaber bei einer Mannschaft lesbischer Schlammcatcherinnen. ‹ O nein, Richard, ich will wissen, was diese Burschen empfinden. Ich will wissen, was sie ihren Frauen nicht verraten, wenn sie nachts nicht schlafen können. Ich will wissen, was sie in ihrem tiefsten Inneren bewegt. Mir ist völlig egal, wie schlecht wir Ex-Raumfahrer uns ausdrücken können, ich erwarte, dass du mit deinem kleinen epistemologischen Proktoskop da reintauchst … verdammt, das ist gut … ich kann nicht so besoffen sein, wenn ich das aussprechen kann, hm? Ich möchte, dass du rausfindest, was wir über uns selbst wissen müssen, okay?«
    »Ich glaube nicht … «, begann Baedecker.
    »Bitte halt den Mund«, sagte Dave. »Denk einfach da r ü ber nach. Lass es mich wissen bis, sagen wir, wenn das Bab y a uf der Welt ist. Ein paar Wochen später fahren wir nochma l n ach Salem und Lonerock raus. Denk bis dahin drüber nach . D as ist ein Befehl, Baedecker.«
    »Jawoll, Sir.«
    »Himmel«, sagte Dave. »Du hast diese arme Schlange da hinten überfahren, dabei war es nicht mal eine Klapperschlange.«  
    Baedecker liegt auf dem Sofa in Daves Arbeitszimmer, beobachtet, wie Rechtecke aus Licht von vorbeifahrenden Autos über die Bücherregale wandern, und denkt nach. Er erinnert sich an Daves Bemerkung: »Ich glaube, so glücklich wie damals bin ich nie gewesen«, und versucht, einen vergleichbaren Augenblick für sich selbst zu finden. Dutzende von Momenten fallen ihm ein – aus der Kindheit, den ersten Jahren mit Joan, die Nacht, in der Scott zur Welt kam –, aber so wichtig und befriedigend jeder Einzelne ist, sie werden einer nach dem anderen verworfen. Dann plötzlich erinnert er sich an ein einziges, einmaliges Ereignis, das ihn durch die Jahre begleitet hat wie ein abgegriffener Schnappschuss und ihm immer wieder über Einsamkeit und Enttäuschungen hinweggeholfen hat.
    Es war nur eine Kleinigkeit. Ein paar Minuten. Er flog in den letzten Monaten der Ausbildung vom Cape nach Houston zurück. Er saß allein in seiner T-38 – genau wie Dave vor einer Woche –, und hatte das kleine Viertel überflogen, wo er wohnte. Baedecker erinnert sich, wie seine Frau und sein Kind in genau dem richtigen Moment ins Freie kamen, und daran, wie deutlich er sie aus einer Höhe von zweihundertvierzig Metern und bei einer Geschwindigkeit von vierhundertdreißig Knoten erkennen konnte. Er erinnert sich an das Sonnenlicht, das auf der Plexiglaskuppel tanzte, als er mit der T-38 einen triumphierenden Looping beschrieb, und dann noch einen, um dem Himmel, dem Tag, der bevorstehenden Mission und seiner Liebe zu den beiden winzigen Gestalten da unten zu huldigen.
    Jemand im Haus hustet laut, und Baedecker schreckt aus seinem leichten Dösen auf, immer noch darauf konditioniert, jahrelang auf das keuchende Atmen seines Sohnes zu lauschen. Er beobachtet ein Rechteck aus weißem Licht, das über die dunklen Bücher zieht, und versucht sich zu entspannen.
    Schließlich schläft er ein. Und der Traum kommt.
    Es ist einer von zwei oder drei Träumen, von denen Baedecker weiß, dass es keine Träume sind. Es sind Erinnerungen. Er hat sie seit Jahren. Als er stöhnend erwacht und sich an der Armlehne festklammert, weiß er sofort, dass es der Traum gewesen ist. Und als er sich in Daves dunklem Arbeitszimmer aufrichtet und der Schweiß auf seinem Gesicht trocknet, weiß er auch, dass der Traum dieses Mal – das erste Mal – anders gewesen ist.
    Bisher war der Traum stets derselbe. Es ist August 1962, und er startet von Whiting Field bei Pensacola, Florida. Der Tag ist schwindelerregend heiß und unglaublich schwül, daher empfindet er es als Erleichterung, als das Cockpit der F-104 Starfighter geschlossen wird und er kühlen Sauerstoff atmet. Es handelt sich nicht um einen Testflug. An dieser F-104 ist nichts ungetestet; das Flugzeug aus einer Chromlegierung enthält ausschließlich auf Herz und Nieren geprüfte Ausrüstung und soll zu einer Luftwaffenschwadron der Homestead-Air-Force-Basis südlich von Miami über füh rt werden. Baedecker hat zwei Wochen damit verbracht, mit der Maschine kreuz und quer durchs Land zu fliegen, sein erster politischer Job f ü r die NASA, bei dem er bedeutende Persönlichkeiten der Marine und Armee, die neugierig auf das neue Kampfflugzeug waren, zu Freiflügen mitnehmen musste. Ein Admiral im Ruhestand in Pensacola – ein Bär von einem Mann, zu dick

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