Monde
für den Kampfanzug und sogar fast zu dick für den Rücksitz – hatte Baedecker nach dem Rundflug auf die Schulter geklopft und gesagt: »Absolut erstklassiges Flugzeug.« Wie die meisten Piloten, die mit der Maschine geflogen sind, kann Baedecker dem nicht uneingeschränkt zustimmen. Das Flugzeug beeindruckt mit seiner rohen Kraft – tatsächlich wurde es in Edwards als Leistungstest für die X-15 benutzt, die Baedecker Anfang dieses Sommers erstmalig geflogen hat –, aber es ist definitiv kein erstklassiges Flugzeug; es ist ein Triebwerk mit zwei daran befestigten Schleudersitzen sowie zwei kurzen Stummelflügeln, die etwa so viel Oberfläche bieten wie die Federn an einem Pfeil.
Baedecker sitzt an diesem ausnehmend heißen Augusttag im Cockpit und ist froh, dass er diese Touren hinter sich hat; er hat einen zehnminütigen Alleinflug nach Homestead vor sich, dann kehrt er mit einem C-130-Transporter nach Kalifornien zurück. Er beneidet die Luftwaffenpiloten nicht, die die F-104 tagtäglich fliegen müssen.
Hitzeflimmern steigt empor und verzerrt die Startbahn und die Mangrovenbäume dahinter. Baedecker rollt in Position, erbittet Starterlaubnis vom Tower und hält die Bremsen, während er die Maschine auf volle Leistung hochjagt. Er kann spüren, dass alles klar ist, noch bevor die Skalen die erwarteten Werte verkünden. Die Maschine wehrt sich gegen das mechanische Zaumzeug wie ein halbwildes Vollblut in der Startbox.
Baedecker funkt den Tower noch einmal an und lässt dann die Bremsen los. Die Maschine schnellt nach vorn und rammt ihn in den Sitz, während die Mittelstreifen der Startbahn unter dem Bug der Maschine zu einer einzigen Linie verschmelzen. Dennoch beansprucht das Monster einen unangemessenen Teil der Startbahn, bevor es endlich Startgeschwindigkeit erreicht. Baedecker reißt den Bug brutal zu einer unsichtbaren Linie zwanzig Grad über der heranrasenden Baumreihe hoch, spürt das Flugzeug vom Boden abheben, zieht das Fahrgestell ein und kickt den Nachbrenner.
Dann geschieht alles gleichzeitig. Die Energie sinkt auf zehn Prozent des erforderlichen Maßes, Baedeckers Armaturenbrett leuchtet rot auf, er weiß sofort, dass die Flansche um den Nachbrenner herum aufgegangen sind und der Schub nutzlos als brennende Spur hinter ihm verglüht; der Stauflugalarm heult panisch in seinen Ohren. Baedecker drückt den Bug instinktiv nach unten, erkennt, dass er weder genügend Zeit noch ausreichend Flughöhe hat, und reißt den Knüppel genau in dem Augenblick scharf zurück, als die ersten Äste unter dem Bauch der abstürzenden F-104 brechen. Baedecker kauert sich beinahe in Embryonalhaltung zusammen, zieht den D-Ring, sieht die Haube in einem seltsam stummen Akt der Levitation davonfliegen und wartet endlose 1,75 Sekunden, bevor der Schleudersitz zündet und er der Haube folgt. Aber zu spät, das Flugzeug streift jetzt dicke Äste, mäht ganze Stämme von Pinien ab, und das trudelnde Heck streift den hochschießenden Schleudersitz, der sich überschlägt, so dass Baedecker verkehrt herum herausgeschleudert wird. Der Fallschirm öffnet sich in Richtung der Vegetation zwölf Meter unter ihm, Baedeckers beide Knöchel sind schon beim Aufprall gebrochen, sein Kopf dröhnt. Dann bauscht sich der Hauptfallschirm auf, Baedeckers Füße zeigen zum Himmel wie die eines Kindes, das zu hoch schaukelt, der Ruck ist zu stark und bricht ihm die linke Schulter. Die rechte bricht ihm, nachdem er einmal fast vollständig herumgewirbelt wurde; der Hauptfallschirm schleift jetzt unter ihm dahin, ein inverser orangeroter Schirm, der versucht, in sich zusammenzufallen und ihn zu dem fliegenden Flammenball nach unten zu ziehen, aber so weit kommt es nicht, denn Baedecker schwingt noch einmal einen vollen Bogen nach vorn, seine gebrochenen Füße berühren fast die oberen Zweige und die Blumen brennenden Treibstoffs, seine Lungen atmen die giftigen Dämpfe und die Hitze ein. Dann hängt er zwei endlose Sekunden so unter dem Seidenbaldachin, wie Gott und der Mensch es gewollt haben, gleitet vorwärts wie ein Tourist unter einem Drachenflieger, der von einem Boot gezogen wird, aber er hat kein Wasser unter sich, sondern einen Morgen zerklüftete Baumstümpfe und Äste, zehntausend Punji - Pfähle, die innerhalb von drei Sekunden Absturz geschaffen wurden, und Flammen, soweit das Auge reicht, Flammen rings um ihn herum und über ihm; schon lecken sie mit rasiermesserscharfen Zungen nach seinem Anzug und den Seilen und seinen
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