Mondgefluester - Ladies and Legends Trilogie

sie sein persönliches Königreich? Wenn ihm seine Macht zu Kopf gestiegen wäre und er sich in etwas Gefährliches außerhalb des Gesetzes eingelassen hätte?
    Kate riss sich zusammen. „Letty, was wissen Sie über Max Butterfield?“
    „Max? Nicht viel. Er ist schon ewig hier. Er hält sich für einen neuen Hemingway und schafft zwar das Trinken genauso gut, nicht aber das Schreiben. Warum? Ist er Ihnen zu nahe getreten?“
    „Nein. Ich war nur neugierig.“ Sie wollte gerade noch etwas fragen, als Jason sie unterbrach.
    „Da bist du, Kate.“ Er trat hinter sie und küsste sie besitzergreifend. „Ich habe nach dir gesucht. Hallo, Letty. Wie
    geht’s?“
    „Fein. Kate hat mir gerade von Amelia Cavendishs Tagebuch erzählt. Es wird auch Zeit, dass jemand es ganz liest.“
    „Ich habe es mal versucht, bin aber nicht weit gekommen. Ziemlich langweilig. Rogers Aufzeichnungen und das Logbuch sind viel interessanter.“ Er ließ sich auf das Fußende von Kates Liegestuhl fallen. „Wer will schon das Tagebuch einer Frau lesen?“
    Kate gab ihm einen Stoß in die Rippen. „Es ist wesentlich interessanter als ein Logbuch.“
    „Autsch.“ Jason sah sie vorwurfsvoll an. „Das ist eine feine Art, einen Mann zu behandeln, der dich gerade zu einem Dinner in sein Haus einladen will.“
    „Hat David wieder das Personal des Restaurants für uns beschäftigt?“
    „Äh, nein, nicht direkt.“
    Kate hob die Augenbrauen, als sie bemerkte, wie Jasons Augen glänzten. „Wirklich? Wer wird kochen? Du oder David?“
    „Ehrlich gesagt, haben wir geplant, es dir zu überlassen.“ Jason schenkte ihr sein bestes Piratenlächeln. „Dave hat seit einer Ewigkeit keine selbst gekochte Mahlzeit mehr bekommen und ich auch nicht.“
    Letty lachte. „Vorsicht, Kate. Das klingt, als wollten die beiden Sie ausnützen.“
    „Ich bin im Urlaub“, betonte Kate.
    „Wenn du nicht kochen kannst, sag es einfach. Dave und ich verstehen das. Wir können Essen aus dem Restaurant bestellen.“
    „Ich kann kochen.“ Kate fühlte sich herausgefordert.
    Jason schien daran zu zweifeln. „Es ist schon in Ordnung, wenn du es nicht kannst. Ich meine, dies ist das frühe einundzwanzigste Jahrhundert. Es gibt wahrscheinlich eine Menge Frauen, die nie richtig kochen gelernt haben. Sie haben ihre Karriere und solche Dinge, an die sie denken müssen, und ..."
    „Ich habe gesagt, ich kann kochen.“
    „Nun, wenn du wirklich denkst, dass du damit fertig wirst ...“
    „Das werde ich, verdammt noch mal. Hast du nicht irgendwelche Arbeit, die du tun solltest?“
    „Ja.“ Jason stand auf und gab Kate einen schnellen Kuss. „Wir haben eine Panne im Südflügel. Ich sollte besser nachprüfen, wie der Klempner bei der Reparatur vorankommt. Ich sehe dich gegen sechs. Du kannst alles, was du brauchst, in Chans Laden im Ort kaufen. Letty wird dir zeigen, wo das ist. Sag Chan, dass ich dich geschickt habe, und er gibt dir den üblichen Hotelrabatt.“
    Jason schlenderte pfeifend davon.
    Kate starrte ihm nach. „Verbessern Sie mich, Letty, wenn ich mich irre, aber habe ich mich gerade übers Ohr hauen lassen, eine Gratismahlzeit für Jason und David zu kochen?“ „So klang es für mich.“ Letty sah sie neugierig an. „Können Sie es?“
    „Sie sehen die beste Pizzabäckerin von Seattle vor sich.“ „Pizza!“ Letty sah zuerst erstaunt, dann entzückt aus. „Falls David nicht sowieso schon verliebt in Sie ist, wird er es heute Abend sein. Seit Gabriellas Tod hat der Junge jeden Tag nur Restaurantessen bekommen. Er ist mit Dingen wie gefüllten Champignons und Ragout aus Meeresfrüchten aufgewachsen. Das ist ganz und gar nicht das, was Kinder normalerweise mögen.“
    Die Frage war, ob Davids Vater genauso einfach zu beeindrucken war. Und falls Jason sich verliebte, würde er das zugeben, sich selbst oder Kate gegenüber?
    Die Tatsache, dass sie über solch eine Frage überhaupt nachdachte, schockierte Kate. Das bedeutete, dass sie sich etwas eingestehen musste, vor dem sie in den letzten Tagen zurückgeschreckt war.
    Sie war dabei, sich bis über beide Ohren in den Piraten von Amethyst Island zu verlieben.

6. KAPITEL
    Der kurze Ausflug in die winzige Inselstadt bewies auf beunruhigende Weise alles, was Letty über Jasons Macht gesagt hatte. Kate wurde sogar noch nervöser, als sie feststellte, dass sie bereits überall bekannt war, obwohl sie das Hotelgelände nie verlassen hatte.
    „Miss Inskip, es ist wirklich ein Vergnügen.“ Der Besitzer