Mondkuss
Sarah, das Geburtstagskind. Er deutete auf die junge Frau in Rot, die ihnen undefinierbare Blicke zuwarf. „Und das sind Corinna, Carlos, Jasmin und Markus.“ Seine Erklärung galt dem Grüppchen Leute, die sich um Sarah versammelt hatten „Komm, ich stell dich ihnen vor.“ Alles in ihr sträubte sich dagegen. Es war wieder da: Das bedrückende Gefühl, nicht hierher – und auch nicht zu Rafael – zu passen. „Geh nur. Ich komme nach. Ich muss mal eben wohin.“ Sie setzte ein betont fröhliches Lächeln auf. Rafael jedoch spürte, dass etwas nicht stimmte. Seine Hand legte sich unter ihr Kinn. „Was ist los?“ „Ach … nichts.“ „Das nehme ich dir nicht ab.“ „Es ist nur … ich … alles ist so … nun, ich passe nicht hierher.“ „Für mich schon. Alles andere ist unwichtig.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, es ist nicht unwichtig. Alle sind so viel jünger als ich, so anders.“ Sie wies zu der ausgelassenen Gruppe junger Leute. „Das da, das ist dein Leben. Es ist eine andere Welt. Eine Welt, die mir nicht behagt. Außerdem bin ich viel zu alt für dich.“ Rafaels Augen begannen zu funkeln. Er ergriff ihre Schultern. „Wir zwei passen gut zueinander, unabhängig von all den Konventionen! So einen Blödsinn will ich nie wieder hören, verstanden?“ „Deine Kollegin, das Geburtstagskind … sie würde viel besser zu dir passen. Außerdem ist sie wunderschön.“ „Was soll das? Willst du mich loswerden? Mein Herz schlägt für dich. Bitte verletz’ es nicht.“ „Das habe ich nicht vor. Es ist nur …“ „Schluss jetzt. Wir verschwinden von hier. Komm.“ Ein Gefühlschaos breitete sich in ihr aus, als sie mit ihm durch das schmiedeeiserne Gartentor das Grundstück verließ. Einerseits war sie froh, schnell fortzukommen, andererseits fühlte sie sich schlecht, weil sie ihm den Abend verdorben hatte. „Es tut mir leid.“ „Es gibt keinen Grund für Schuldgefühle. Ich habe das Fest verlassen, weil ich es wollte.“ „Ja – aber wegen mir.“ „Du bist mir wichtiger als jede Fete der Welt.“ Er führte sie in ein angrenzendes Waldstück zu einer Stelle, die sie vor neugierigen Blicken schützte. Dort legte er sanft seine Hand unter ihr Kinn. „Ich werde dir nun zeigen, wie sehr ich dich will. Dich! Und nur dich!“ Rafael senkte den Kopf, ließ seine Lippen über ihren Hals gleiten. Sie hinterließen eine heiße Spur, tanzten genau da, wo jede Berührung eine Explosion zündete. Sanft drückte er ihren Körper gegen einen Baumstamm. „Es ist mein Traum, mein Leben mit dir zu teilen. Zweifle bitte nie wieder daran, denn derartiges Gift kann das, was uns verbindet, porös machen und letztendlich zerstören. Glaube an uns – wie ich es tu! Und such nicht nach der Nadel, die unsere Traumblase zersticht.“ „Ich … was kannst du mit mir schon großartig anfangen? Wenn du in Partylaune bist, bin ich müde. Ich bin zehn Jahre älter als du. Und deine Freunde sind alles andere als meine Kragenweite. Sie sind nämlich das absolute Gegenteil von mir. Ich …“ „Küss mich, Prinzessin“, unterbrach er sie flüsternd. Er zog sie eng an sich, empfing ihre Lippen. Sie umschlang seinen Nacken, und dann spürte sie seine Hände überall. Sie bahnten sich einen Weg unter ihr Kleid. Gierig, wie von Sinnen spielten ihre Zungen miteinander. Marleen stöhnte leise auf, als er sie wie von Zauberhand geführt umdrehte und ihre Hüften umfasste. Ihre Finger krallten sich in die Rinde des Baumes. Sie wollte ihn. Jetzt. Hier. Mit klopfendem Herzen nahm sie wahr, wie er seine Hose öffnete. Und dann spürte sie ihn in sich. Der Sex war genussvoll, langsam, nah, innig. Rafael flüsterte ihr zärtliche Worte ins Ohr, seine Hände erkundeten ihren Körper, während er sich rhythmisch in ihr bewegte. Sie tauchte ein in ein Meer aus Sternen. Später lagen sie sich atemlos in den Armen. „Ach, Rafael, ich liebe dich. Liebe dich von ganzem Herzen.“ „Und ich liebe dich.“
Kapitel Dreiundzwanzig
In bester Laune standen Marleen und Rafael ein paar Tage später in der kleinen Küche des „Moonlight“. Nachdem am Vormittag noch die restlichen Handwerksarbeiten erledigt wurden, traf am Nachmittag die Spedition ein und lieferte den letzten Teil der Einrichtung.
Nun standen sie müde und zufrieden inmitten der Möbel und Kartons. Ein weiches Lächeln überzog Rafaels Gesicht, als er eine Champagnerflasche hervorzauberte und sie köpfte. Ein Lächeln, das ihn noch anziehender machte, als er ohnehin
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