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Mondkuss

Mondkuss

Titel: Mondkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Martini
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einem Blick dar, der sie gegen ihren Willen zum Lachen brachte. Einen solchen Mann hatte sie noch nie kennengelernt. Er brachte Saiten in ihr zum Klingen, von denen sie nichts geahnt hatte. „Sind Sie immer so hartnäckig?“ Sie bemühte sich erneut um einen kühlen Gesichtsausdruck. „Kommt drauf an. Übrigens, Sie sehen reizend aus, wenn Sie versuchen, hochmütig in die Welt zu schauen.“ „Ich …“, setzte Marleen erneut ärgerlich an, wurde aber von Rafael unterbrochen. „Bitte nicht böse sein. Ich möchte Sie nicht verärgern. Ich trage einfach mein Herz auf der Zunge, ganz ohne böse Absicht. Friede?“ Marleen musste lächeln. „Friede.“ „Prima. Und weil ich Ihre Gegenwart genieße, möchte ich Sie einladen. Also, was trinken Sie? Einen guten Wein? Oder darf es ein Aperitif sein?“ „Danke, ich will Sie nicht ruinieren. Ein Mineralwasser, bitte.“ Das Herz klopfte ihr bis zum Hals und sie spürte, wie sie Gefallen an der Hartnäckigkeit dieses Mannes fand. Warum also nicht mit ihm zusammen etwas zum Lunch essen, statt alleine dazusitzen und sich eventuell zu langweilen? Loswerden konnte sie ihn immer noch, und nach diesem Restaurantbesuch würden sich ihre Wege sowieso unwillkürlich trennen. Deswegen beschloss sie, das Ganze mit einem Augenzwinkern zu betrachten und die Aufmerksamkeit dieses Draufgängers zu genießen. Sie beobachtete, wie er ihre Getränke bestellte und setzte ein kokettes Lächeln auf. „Sie lassen sich also tatsächlich nicht abwimmeln? Also, gut. Ich hoffe, Sie wissen, worauf Sie sich einlassen. Ich kann ganz schön kompliziert sein und möchte Sie warnen vor den dunklen Charaktereigenschaften, die sich zusätzlich in mir verbergen.“ „Na und? Sie sind die entzückendste Frau, die mir seit Langem begegnet ist. Erfrischend und wundervoll wie Musik und Poesie. Das reicht.“ „Ach, ja?“ „Ja.“ „Ich finde Musik grausam. Sie bringt dich innerhalb von Sekunden in Momente, zu Personen und an Orte zurück, mit denen du eigentlich nichts mehr zu tun haben wolltest. Holt Erinnerungen so klar und intensiv zurück, dass du glaubst, es wäre Echtzeit. Und ohne es zu wollen stehst du da und hörst und siehst Erinnerungsfetzenbilder aufblitzen, die schmerzen und dich traurig machen.“ „Das ist alles eine Sache der Perspektive. Denn man kann es auch anders herum sehen. Musik ist wundervoll. Sie bringt dich innerhalb von Sekundenbruchteilen zu Momenten, Personen, Orten zurück, die dir wichtig sind und waren, an die du dich gerne erinnerst. Sie weckt Gefühle in dir. Bringt dich zum Lachen, zum Träumen … okay, auch zum Weinen … aber sie hält dich lebendig. Sanft wie Schneeflocken rieselt die Musik auf unser Gemüt, entspannt, setzt Gedanken frei und animiert zum Tanzen. Im Mondschein. Die ganze Nacht durch.“ Rafael lächelte. „Mit Ihnen würde ich gerne einmal im Mondlicht tanzen. Eine ganze Nacht lang. Umgeben von Tausenden von Sternen und ein paar Sternschnuppen, die nur für uns fallen.“ Marleen war nervös und sprachlos, was nur selten vorkam, denn sie hatte für gewöhnlich immer einen passenden Spruch auf den Lippen. Sie war froh, als in diesem Augenblick der Kellner an ihren Tisch trat und die Getränke servierte. Rafael prostete ihr zu. „Wie heißen Sie eigentlich?“ Über den Rand des Glases hinweg schaute er sie an. „Übrigens haben Sie ein reizendes Muttermal.“ Er streckte seine Hand aus und berührte sanft mit dem Zeigefinger die Stelle neben ihrem Mundwinkel. Sie musste lachen. „Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie unmöglich sind?“ „In den letzten vierundzwanzig Stunden noch nicht. Verraten Sie mir Ihren Namen?“ „Marleen.“ Hastig griff sie zum Glas und trank einen Schluck. Dabei gelang es ihr nur mühsam, das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken. In ihrer Magengegend war der Teufel los. Eine Armee Ameisen schien sich dort eingenistet zu haben. „Okay, Marleen. Es ist mir eine Freude, Sie zum Essen einzuladen.“ „Oh, no! Mein Essen bezahle ich selbst. Darauf bestehe ich.“ Rafael pfiff leise durch die Zähne. „Eine Frau, die weiß, was sie will.“ Der Schalk sprang ihm aus den Augen, als er hinzufügte: „Mein Glück, denn eine Einladung würde mich ruinieren. Nicht auszudenken, wenn ich mich die nächsten Tage von Pellkartoffeln und Hering ernähren und das Ganze dann auch noch mit einem kräftigen Schluck aus der Wasserleitung herunterspülen müsste.“ Er zwinkerte ihr belustigt zu. Marleen lächelte. Sie

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