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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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andere. Das Angebot war zwar nicht so reichhaltig wie weiter unten an der Küste im Haupthafen von Dorval oder im Hafen von Radzyn. Doch auch hier gab es so manches, was Interesse erregen konnte: Kunsthandwerk aus Dorval, das anderswo kaum erhältlich war, kleine Gegenstände aus Seidenresten und raffiniert gefasste Perlen, denen man die kleinen Fehler nicht mehr ansah, die in rohem Zustand ihren Wert gemindert hatten. Pol und Meath banden ihre Pferde vor einem Gasthaus an, wo sie später essen wollten. Dann schlenderten sie die Straße auf und ab, um die Auslagen zu begutachten.
    Die Kaufleute kannten Pol natürlich. Ihre Taktik, wenn sie ihm etwas verkaufen wollten, war unterschiedlich. Die einen hatten den Reichtum seines Vaters im Hinterkopf und nannten schamlos überhöhte Preise. Sie hofften, dass dadurch etwas von diesem Reichtum auch für sie abfallen könnte. Den anderen ging es mehr um die Gunst des Herrschers. Diese boten ihre Ware daher weit unter Wert an, um den Prinzen als Stammkunden zu gewinnen. Pol sah sich gewöhnlich die Schaufenster an und fragte seinen Gefährten erst einmal nach einem vernünftigen Preis für das, worauf er ein Auge geworfen hatte. Erst dann kaufte er es. Geduldig begleitete Meath den Prinzen zweimal die Straße hinauf und hinunter, doch schließlich fragte er, ob Pol den ganzen Tag so verbringen wolle. Nur ein drittes Mal noch – doch dann sollte erst mal im Wirtshaus für ihr leibliches Wohl gesorgt werden.
    Prinz Lleyn duldete keine rauflustigen Seeleute in seinem Hafen. Auch anderswo waren sie nicht wohlgelitten, doch von dem Palast hatten sie sich unbedingt fernzuhalten. Darum gab es in dem kleinen Hafen von Graypearl auch nichts, was solche Männer angezogen hätte: keine Schenken mit Schnaps und Schlägereien, keine verrufenen Gasthäuser, wo sie auf ihren Reisen logieren konnten, keine käuflichen Mädchen. Das Gesetz garantierte Sicherheit sowohl für die Anwohner als auch für die jungen Herren edler Abstammung, die als Knappen nach Dorval kamen. Und der alte Prinz selbst kam häufig herunter in den Hafen, um dort zu speisen oder einfach einen Tag an der frischen Luft zu verbringen. Das Wirtshaus, auf das sie zusteuerten, hatte Lleyn Meath vor Jahren gezeigt. Ein sauberes, freundliches Haus, in dem der Erbe des Hoheprinzen gut aufgehoben war. Doch selbst unter anderen Bedingungen wäre Pols Sicherheit durch Meaths imponierende Gestalt, seine breiten Schultern und seine Faradhi -Ringe gewährleistet gewesen.
    »Seid gegrüßt im Namen der Göttin, Lichtläufer! Und der junge Herr desgleichen!« Giamo, der Wirt, kam hinter seiner Theke hervor, verbeugte sich respektvoll und führte sie dann an einen Tisch. »Euer Besuch ehrt mich! Also, wir haben heute guten kalten Braten und Brot, frisch aus dem Ofen, und die ersten Beeren des Jahres, so süß, dass sie eigentlich gar keinen Honig brauchen. Meine Frau, dieses Schleckermaul, tut allerdings jede Menge darüber. Ist das in Eurem Sinne?«
    »Prächtig«, sagte Meath mit einem glücklichen Seufzer. »Bringt mir noch einen Humpen dazu und etwas Passendes für meinen Freund hier.«
    Pol warf ihm einen äußerst vorwurfsvollen Blick zu. Als der Gastwirt gegangen war, sagte er: »Was ist denn ›passend‹ für mich? Ein Glas Milch etwa? Ich bin doch kein Kleinkind, Meath!«
    »Nein, aber weder groß noch stämmig genug für Giamos Bier. Nicht mit gerade mal vierzehn! Wachst noch ein paar Fingerbreit, und seht zu, dass Ihr etwas Fleisch auf die Rippen bekommt, dann werden wir weitersehen.« Meath grinste. »Außerdem mag ich nicht einmal daran denken, was Eure Mutter mir erzählt, wenn ich Euch betrunken mache.«
    Pol zog einen Flunsch und widmete seine Aufmerksamkeit dann den anderen Besuchern des Gasthauses. Ein paar Perlentaucher saßen herum. Man erkannte sie leicht an ihren schlanken, sehnigen Körpern, den gut entwickelten Brustmuskeln und den Narben an den Händen. Wenn sie die Muscheln aus den Felsspalten lösten, verletzten sie sich leicht. Ihre von Wasser und Salz gegerbte Haut war in den Wintermonaten blasser geworden, doch bald würden sie wieder in ihren kleinen Booten hinausfahren und von der Sommersonne während der Arbeit von Kopf bis Fuß gebräunt werden. Lleyns Knappen segelten gerne mal einen Tag hinaus zu den Perlenbuchten – Pol allerdings nicht. Als er zum ersten Mal diese winzigen Boote ohne Tiefgang an der Mole gesehen hatte, war ihm entsetzlich schlecht geworden.
    In einer Ecke feilschten zwei

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