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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Kaufleute beim Essen genüsslich um ein paar Seidenmuster, die vor ihnen auf dem Tisch lagen. Daneben umwarb ein junger Mann ein hübsches Mädchen. Sie vergaß sogar das Essen, als er ihr etwas ins Ohr flüsterte, das sie in stürmisches Gelächter ausbrechen ließ. An der Tür saßen fünf Soldaten, vier Männer und eine Frau mittleren Alters, alle in leichter Rüstung, jedoch ohne Schwerter, wie es das Gesetz hier vorschrieb. Sie trugen die feste, rote Tunika mit dem Abzeichen des Prinzen Velden von Grib, der weißen Kerze.
    »Meath?«, fragte Pol leise. »Was machen die denn hier in Graypearl?«
    »Wer?« Meath sah sich um. »Ach, die. Der Botschafter von Grib ist heute Morgen angekommen. Es geht irgendwie um Seide.«
    »Aber es gibt doch einen Vertrag; dass alle Seide für immer über Radzyn geht.«
    »Na, sie können schließlich versuchen, Lleyn herumzukriegen. Aber ich glaube nicht, dass sie irgendetwas ausrichten können. Ihr braucht Euch wahrhaftig nicht um die Einkünfte Eures Onkels zu sorgen – oder um Eure eigenen«, schloss er scherzhaft.
    Pol sagte verärgert: »Dorval kann mit seiner Seide tun, was es will …«
    »Solange die Wüste den Gewinn sieht?« Meath lachte und hob dann beschwichtigend die Hand, als ihn Pols blaugrüne Augen anblitzten. »Tut mir leid. Das ist mir einfach herausgerutscht.«
    »Ich habe von Verträgen und vom Gesetz gesprochen, nicht von Gewinn«, sagte Pol streng.
    »Ihr werdet sicher auch noch lernen, dass die Begriffe sehr dehnbar sind, wenn es um Geld geht.«
    »Nicht, seit mein Vater Hoheprinz ist«, protestierte Pol. »Gesetz ist Gesetz, und er sorgt dafür, dass die Gesetze befolgt werden.«
    »Also, das ist alles viel zu abstrakt für einen einfachen Lichtläufer wie mich, Hoheit«, sagte Meath, wobei er kaum ein neuerliches Grinsen unterdrücken konnte.
    Giamo kam mit einem Tablett und stellte zwei gewaltige Teller mit Essen vor sie hin, dazu einen Krug Bier für Meath und einen fironesischen Kristallkelch mit einer klaren blassrosa Flüssigkeit, auf der goldfarbene Perlen einen leichten Schaum bildeten. Unter dem aufmerksamen Blick seines Gastgebers nahm Pol einen Schluck und lächelte überrascht. »Köstlich! Was ist das?«
    »Meine Hausmarke«, erwiderte Giamo zufrieden. »Der beste und raffinierteste Apfelwein, ganz leicht rötlich.«
    »Er schmeckt wie der Frühling selbst«, sagte Pol, »und ich fühle mich auch durch den Kelch geehrt, in dem er serviert wird.«
    »Die Ehre gebührt meiner Frau«, antwortete Giamo und verbeugte sich. »Nicht jede Frau kann von sich sagen, dass ein so hoher Herr an ihrem Tisch gespeist und aus ihrem wertvollsten Besitztum getrunken hat.«
    »Wenn sie nicht zu viel zu tun hat, kann ich sie vielleicht in der Küche aufsuchen und ihr danken.«
    »Wenn Ihr in Ruhe aufgegessen habt«, lachte Giamo. »Meine gute Willa könnte einem Drachen den Schwanz abschwatzen.«
    Lichtläufer und Prinz langten zu. Der gesunde Appetit eines Jungen im Wachstum und eines so kräftigen Mannes wie Meath machte sich schnell bemerkbar. Meath rief nach einem Nachschlag von dem Fleisch und dem leichten Brot, und Pol tat es ernstlich leid, dass er zu satt war, um es ihm nachzutun. Er hielt sich an ein Schälchen Beeren, nippte an seinem Apfelwein und fragte sich, ob sich Giamo wohl von einer Flasche trennen würde. Er wollte sie seiner Mutter mitbringen, denn sie liebte guten Wein.
    Die Perlentaucher waren gegangen und hatten drei Schiffszimmerleuten Platz gemacht, die sich einige Krüge Bier gönnen wollten. Der junge Mann und das Mädchen wurden jetzt von den zwei Seidenkaufleuten geneckt. Pol grinste in sich hinein, als die beiden erröteten. In ein paar Jahren würde er sicher auch einmal dort drüben in der angenehmen Gesellschaft eines charmanten Mädchens sitzen. Doch das hatte keine Eile.
    Als Meath schließlich zum Platzen voll war, lehnte er sich mit seinem Krug Bier in der Hand zurück und war wieder ansprechbar. »Ihr habt Euch noch nicht darüber geäußert, ob Ihr in den Geschäften etwas entdeckt habt.«
    »Hm. Die grünen Seidenschuhe waren hübsch und auch dieser Perlmuttkamm. Aber Prinz Chadric hat mir gesagt, ein Mann sollte einer Dame nur dann ein Geschenk kaufen, wenn er sich auf den ersten Blick vorstellen kann, wie sie es trägt oder benutzt.«
    Der Lichtläufer lachte. »Eine ausgezeichnete Regel – und zweifellos der Grund dafür, warum Audrite immer so bildhübsch aussieht.«
    »Wendet diesen Rat doch mal bei dem neuen

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