Mondlicht steht dir gut
aufrechtzuerhalten.
Sie hatte vorgehabt, Neil den ganzen Abend hindurch mit deutlicher Reserviertheit zu behandeln, aber die warmherzige Begrüßung durch seine Eltern und ihre offenbar aufrichtige Bestürzung über das, was mit Nuala geschehen war, machten es Maggie unmöglich, nicht ein wenig aufzutauen.
»Sie Arme, sie kannten ja keine Menschenseele hier in der Gegend«, sagte Dolores Stephens. »Wie grauenhaft für Sie, das alles alleine durchzustehen.«
»Also, eine Person kenne ich immerhin ganz gut – den Mann, der mich zu der Party im Four Seasons mitnahm, auf der ich dann Nuala wiederbegegnet bin.« Maggie blickte zu Neil hinüber. »Vielleicht kennst du ihn, Neil. Liam Payne. Er ist auch in der Finanzbranche tätig. Er hat sein eigenes Unternehmen in Boston, kommt aber regelmäßig nach New York.«
»Liam Payne«, sagte Neil nachdenklich. »Ja, den kenne ich tatsächlich flüchtig. Er ist ein guter Mann in unserer Branche. Zu gut für seine früheren Chefs bei Randolph und Marshall, wenn ich mich recht erinnere. Er hat einige ihrer besten Kunden mitgenommen, als er sich selbständig gemacht hat.«
Maggie konnte einem Gefühl der Genugtuung nicht widerstehen, als sie Neils Stirnrunzeln bemerkte. Soll er sich doch den Kopf darüber zerbrechen, ob Liam mir wichtig ist, dachte sie. Er hat es schon deutlich genug gezeigt, wie unwichtig ich ihm bin.
Nichtsdestotrotz machte sie die Entdeckung, daß sie sich bei einem entspannten Mahl inklusive Hummer und Chardonnay sehr gut mit Neils Eltern unterhielt, und es schmeichelte ihr zu hören, daß Dolores Stephens mit ihren Modeaufnahmen vertraut war.
»Als ich den Zeitungsartikel über den Tod Ihrer Stiefmutter las«, erklärte Mrs. Stephens, »und als Neil dann etwas von einer Maggie erzählte, brachte ich Sie noch nicht mit Ihren Arbeiten in Zusammenhang. Aber als ich dann heute nachmittag die Vogue gelesen hab, ist mir Ihr Name unter der Armani-Werbeseite aufgefallen. Vor tausend Jahren – als ich noch nicht verheiratet war – hab ich mal in einer kleinen Werbeagentur gearbeitet, und wir hatten Givenchy als Kunden. Das war noch, bevor Givenchy berühmt wurde. Ich mußte damals immer zu den ganzen Shootings hingehen.«
»Dann wissen Sie ja Bescheid, was für …«, begann Maggie und erzählte bald die wildesten Geschichten über unberechenbare Designer und schwierige Models und schloß mit dem letzten Auftrag, den sie vor ihrer Fahrt nach Newport durchgeführt hatte. Sie waren sich darin einig, daß es für einen Fotografen nichts Schlimmeres gab als einen nervösen und unentschlossenen Art-director.
Während sie nun mehr aus sich herausging, erzählte Maggie ihnen auch spontan von ihrer Neigung, das Haus zu behalten. »Es ist noch zu früh, als daß ich mir sicher sein könnte, daher ist es wohl am besten, eine Zeitlang gar nichts zu unternehmen. Aber diese eine Woche, die ich in dem Haus verbracht habe, hat mir irgendwie verständlich gemacht, wieso es Nuala so gegen den Strich ging, es aufzugeben.«
Auf Neils Frage hin berichtete sie ihnen, daß Nuala ihre Reservierung im Latham Manor abgesagt hatte. »Es war sogar die große Wohneinheit, die sie besonders gern haben wollte«, erklärte sie. »Und soviel ich weiß, gehen die ganz schnell weg.«
»Neil und ich waren heute dort«, berichtete Robert Stephens. »Er hat für einen seiner Kunden Erkundigungen eingezogen.«
»Es kommt mir so vor, als ob das Apartment, das deine Stiefmutter nicht genommen hat, dasselbe ist, das zur Zeit angeboten wird«, bemerkte Neil.
»Und es ist auch dasselbe, das Laura Arlington haben wollte«, ergänzte sein Vater. »Sieht so aus, als seien alle wie wild hinter diesen Dingern her.«
»Noch jemand anders wollte es haben?« fragte Maggie rasch. »Hat sie ihre Meinung wieder geändert?«
»Nein. Sie hat sich überreden lassen, den Großteil ihres Geldes in unsolide Aktien zu investieren, und hat leider alles verloren«, sagte Neil.
Die Unterhaltung berührte noch viele weitere Themen, und Neils Mutter entlockte Maggie nach und nach einiges über ihre Kindheit. Während Neil und sein Vater in eine Diskussion darüber gerieten, welchen Weg Neil am besten bei seiner Untersuchung der Fehlinvestition von Mrs. Arlington einschlagen sollte, erzählte Maggie Dolores Stephens, daß ihre leibliche Mutter bei einem Unfall ums Leben gekommen sei, als sie noch ein Säugling war, und wie glücklich sie in den fünf Jahren gewesen sei, als Nuala und sie zusammengelebt hatten.
Als sie schließlich
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