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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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werden darf, bevor sie einen schon ersetzt haben.«
Sanftes Läuten gab zu verstehen, daß nun der Brunch aufgetragen werde. Sobald sie Platz genommen hatten, bemerkte Maggie, daß sich alle an ihrer Tischrunde umgesetzt hatten, und fragte sich, ob das wohl nach einem Todesfall üblich war.
Sarah Cushing war die richtige Person für die heutige Gruppe, dachte sie. Wie ihre Mutter war sie eine gute Erzählerin. Während Maggie sich an ihren Eggs Benedict und an ihrem Kaffee gütlich tat, folgte sie mit Anerkennung Sarah Cushings geschickter Gesprächsführung, die bewirkte, daß alle an der Unterhaltung teilnahmen und guter Dinge waren.
Als jedoch zum zweitenmal Kaffee gereicht wurde, kam die Runde auf Greta Shipley zu sprechen. Rachel Crenshaw, die mit ihrem Mann gegenüber von Maggie saß, bemerkte:
»Ich kann mich immer noch nicht daran gewöhnen. Wir wissen natürlich, daß wir alle sterben müssen, und wenn jemand in die Pflegeabteilung umzieht, dann weiß man, daß es nur noch eine Frage der Zeit ist. Aber Greta und Constance – es war einfach so plötzlich!«
»Und letztes Jahr sind Alice und Jeanette ganz genauso von uns gegangen«, sagte Mrs. Bainbridge und seufzte.
Alice und Jeanette, dachte Maggie. Diese Namen standen doch auf zwei der Gräber, die ich mit Mrs. Shipley aufgesucht habe. Bei beiden Gräbern waren neben den Grabsteinen Glocken eingebettet. Die Frau, deren Grab keine Glocke hatte, hieß Winifred Pierson. So beiläufig wie möglich sagte Maggie nun: »Mrs. Shipley hatte eine gute Freundin, Winifred Pierson. Hat sie auch hier gewohnt?«
»Nein, Winifred wohnte in ihrem eigenen Haus. Greta hat sie regelmäßig besucht«, antwortete Mrs. Crenshaw.
Maggie spürte, wie ihr Mund plötzlich trocken wurde. Sie wußte auf der Stelle, was sie tun mußte, und die klare Erkenntnis stellte sich mit solcher Wucht ein, daß Maggie fast vom Tisch aufgestanden wäre, so schockiert war sie. Sie mußte Greta Shipleys Grab aufsuchen und nachsehen, ob jemand dort eine Glocke deponiert hatte.
Nachdem man sich voneinander verabschiedet hatte, strömten die meisten der Latham-Bewohner allmählich der Bibliothek zu, wo zur sonntagnachmittäglichen Unterhaltung ein Geiger spielen sollte.
Sarah Cushing blieb noch da, um ihrer Mutter Gesellschaft zu leisten, und Maggie ging zum Vordereingang. Auf eine plötzliche Eingebung hin machte sie jedoch kehrt und ging die Treppe hinauf zur früheren Wohnung von Greta Shipley. Laß die Verwandten dasein, betete sie im stillen.
Die Tür zum Apartment stand offen, und Maggie erblickte die typischen Anzeichen des Packens und Aussortierens, womit die drei Angehörigen beschäftigt waren, die sie bei der Beerdigung gesehen hatte.
Da sie wußte, daß es keine einfache Methode gab, ihre Bitte vorzubringen, sprach sie kurz ihr Beileid aus und sagte dann einfach direkt, worum es ihr ging. »Als ich am Mittwoch bei Mrs. Shipley zu Besuch war, zeigte sie mir eine Skizze, die meine Stiefmutter und sie zusammen gemacht hatten. Sie ist gleich da drüben in der Schublade.« Maggie deutete auf den Tisch neben der Couch. »Es war eine der letzten Zeichnungen, die Nuala gemacht hat, und falls Sie vorhaben, das Blatt wegzuwerfen, würde es mir eine Menge bedeuten, wenn ich es haben könnte.«
»Aber selbstverständlich«, »Machen Sie nur zu«, »Nehmen Sie’s doch«, riefen sie liebenswürdig im Chor.
»Wir sind bisher nur bis zum Schreibtisch gekommen«, fügte eine von ihnen noch hinzu.
Maggie zog erwartungsvoll die Schublade auf. Sie war leer. Die Skizze, zu der Nuala ihr eigenes Gesicht, das von Greta Shipley und das Bild der heimlich lauschenden Schwester Markey hinzugefügt hatte, war verschwunden.
»Es ist nicht da«, erklärte sie.
»Dann hat es Greta entweder woandershin geräumt oder weggeschmissen«, stellte eine Kusine fest, die Mrs. Shipley auf verblüffende Weise ähnlich sah. »Dr. Lane hat uns gesagt, daß im Falle, daß irgend jemand dahinscheidet, die Wohnung sofort abgeschlossen wird, bis die Angehörigen herkommen und die persönlichen Habseligkeiten ausräumen. Aber sagen Sie uns doch, wie die Zeichnung aussieht, falls uns das Blatt noch in die Hände fällt.«
Maggie beschrieb es, gab ihnen ihre Telefonnummer, bedankte sich und ging wieder. Jemand hat die Skizze weggenommen, dachte sie, als sie aus dem Zimmer ging. Doch warum nur?
Als sie den Gang betrat, stieß sie beinahe mit Schwester Markey zusammen.
»Oh, Entschuldigung«, sagte die Pflegeschwester. »Ich möchte bloß

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