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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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für das warme Bad, das ihr zu dieser Tageszeit schon eine liebe Gewohnheit geworden war. Und dann würde sie sich für das gemeinsame Abendessen mit Neil feinmachen, einen Anlaß, an den sie den Tag über kaum gedacht hatte, auf den sie sich aber inzwischen freute, wie ihr jetzt klar wurde.

53
    Janice und Malcolm Norton waren gemeinsam zu Greta Shipleys Totenmesse und Beisetzung gefahren. Sie hatten beide Mrs. Shipley schon ihr ganzes Leben lang gekannt, waren jedoch nie mehr als lose Bekannte von ihr gewesen. Als Janice sich während der Gedenkrede in der versammelten Gemeinde umgesehen hatte, war ihr von neuem und voller Bitterkeit die finanzielle Kluft bewußt geworden, die zwischen ihr und so vielen der Anwesenden bestand.
Sie sah die Mutter von Regina Carr am Ende einer der
    Sitzreihen. Regina war jetzt Regina Carr Wayne. Sie hatte mit Janice zusammen eine Studentenbude in der Dana Hall bewohnt, und sie hatten auch beide in Vassar studiert. Mittlerweile war Wes Wayne der Hauptaktionär und leitende Geschäftsführer des Unternehmens Cratus Pharmaceuticals, und man konnte mit Sicherheit davon ausgehen, daß Regina keine Buchhalterin in einem Altersheim war.
    Arlene Randel Greenes Mutter weinte leise. Arlene gehörte ebenfalls zu den damaligen »Dana-HallMädchen« aus Newport. Bob Greene, ein unbekannter Drehbuchautor zu der Zeit, als Arlene ihn geheiratet hatte, war inzwischen ein einflußreicher Hollywood-Produzent. Wahrscheinlich vergnügte sie sich gerade in diesem Moment auf irgendeiner Kreuzfahrt, dachte Janice, während ihr der Neid ins Gesicht geschrieben stand.
    Und da waren noch andere: lauter Mütter ihrer Freundinnen und Bekannten. Sie waren alle hergekommen, um ihrer lieben Freundin Greta Shipley das letzte Geleit zu geben. Als Janice sie später auf dem Rückweg von der Grabstätte begleitete, lauschte sie neiderfüllt, wie sie sich gegenseitig mit ihren Berichten über das rege gesellschaftliche Leben »der Mädchen« und ihrer Enkelkinder zu übertrumpfen suchten.
    Sie empfand ein Gefühl, das schon an Ekel grenzte, als sie beobachtete, wie Malcolm vorauseilte, um Maggie Holloway einzuholen. Mein gutaussehender Ehemann, dachte sie verbittert. Wenn ich doch bloß nicht all diese Jahre an den Versuch vergeudet hätte, ihn in etwas zu verwandeln, was er nie sein konnte.
    Und er schien damals doch alles zu bieten: das gute Aussehen, die tadellose Herkunft, die erstklassigen Schulen – Roxbury Latin, Williams, Columbia Law –, sogar eine Mitgliedschaft im Klub Mensa, bei dem ein Intelligenzquotient der Genie-Klasse die Aufnahmebedingung war. Doch letzten Endes stellte sich das alles als belanglos heraus; trotz all seiner guten Zeugnisse – Malcolm Norton war ein Versager.
    Und um all dem die Krone aufzusetzen, dachte sie, hatte er vor, mich wegen einer anderen Frau zu verlassen, und er hatte nicht die Absicht, irgend etwas von der Beute mit mir zu teilen, die er sich von dem Verkauf dieses Hauses versprach. Ihre wütenden Grübeleien wurden unterbrochen, als ihr bewußt wurde, daß Reginas Mutter gerade über den Tod von Nuala Moore sprach.
    »Newport ist auch nicht mehr, was es früher mal war«, sagte sie. »Und man überlege sich nur, das Haus ist völlig auf den Kopf gestellt worden. Ich frage mich, wonach der Mörder bloß gesucht haben kann?«
    Arlene Greenes Mutter erklärte: »Ich habe gehört, daß Nuala Moore am Tag vor ihrem Tod noch ihr Testament geändert hat. Vielleicht hat jemand, der aus dem alten Testament gestrichen worden ist, das neue gesucht.«
    Janice Nortons Hand flog auf ihren Mund zu, um ein entsetztes Luftholen zu unterdrücken. Hatte jemand den Verdacht gehabt, Nuala wollte womöglich ein neues Testament verfassen, und sie dann getötet, um das zu verhindern? Falls Nuala gestorben wäre, bevor sie das neue Testament tatsächlich niederschrieb, dann wäre der Verkauf ihres Hauses an Malcolm besiegelt gewesen, dachte Janice. Es lag eine unterzeichnete Übereinkunft vor, und Malcolm als Nualas Bevollmächtigter und Testamentsvollstrecker hätte den Kauf durchziehen können. Im übrigen, überlegte Janice, hätte sich niemand, der nicht über die bevorstehende Änderung der Verordnung zum Schutz der Feuchtgebiete im Bilde war, für das Grundstück interessiert.
    War Malcolm verzweifelt genug, Nuala umzubringen, nur um sich dieses Haus unter den Nagel zu reißen? dachte sie und fragte sich plötzlich, ob ihr Mann noch mehr Geheimnisse hatte, die er vor ihr zu verbergen

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