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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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merkte, daß sie den Tränen nahe war, sagte sie: »Jetzt keine Reminiszenzen und auch keinen Wein mehr. Ich werde allmählich rührselig.«
    Als Neil Maggie nach Hause gebracht hatte, begleitete er sie noch zur Haustür und nahm ihr den Schlüssel ab. »Ich bleibe bloß eine Minute«, erklärte er, während er die Tür aufmachte. »Ich möchte nur etwas nachschauen. Wo geht’s zur Küche?«
    »Hinten, durchs Eßzimmer durch.« Verblüfft folgte Maggie ihm.
Er ging sofort zur Tür und untersuchte das Schloß. »Wie ich gelesen habe, denkt die Polizei, daß entweder der Eindringling diese Tür hier unverschlossen vorgefunden oder deine Stiefmutter sie für jemand aufgemacht hat, den sie kannte.«
»Das ist richtig.«
»Ich schlage eine dritte Möglichkeit vor: Das Schloß hier ist so locker, daß jeder es mit einer Kreditkarte aufkriegen könnte«, sagte er und lieferte sofort den Beweis.
»Ich hab einem Schlosser eine Nachricht hinterlassen«, sagte Maggie. »Montag höre ich dann wahrscheinlich was von ihm.«
»Nicht gut genug. Mein Dad ist begnadet mit solchen Sachen im Haus, und ich bin als sein unfreiwilliger kleiner Helfer aufgewachsen. Morgen komm ich wieder, oder vielleicht kommen wir beide, um dir einen Riegel zu installieren und alle Fenster zu überprüfen.«
Kein »Wenn du willst« oder »Ist dir das recht?«, dachte Maggie mit einem plötzlichen Gefühl von Gereiztheit. Einfach nur »So ist es nun mal«.
»Ich geh aber zum Brunch weg«, informierte sie ihn.
»Ein Brunch ist normalerweise um zwei vorüber«, entgegnete Neil. »Laß uns diese Zeit festhalten, oder wenn’s dir lieber ist, kannst du mir auch sagen, wo du einen Schlüssel versteckst.«
»Nein, ich werde dann hier sein.«
Neil griff nach einem der Küchenstühle und klemmte ihn unter den Türknauf. »So würde es wenigstens Lärm machen, falls jemand versuchen sollte reinzukommen«, sagte er. Dann blickte er sich in dem Raum um, bevor er sich an sie wandte. »Maggie, ich will dir keine Angst einjagen, aber soweit ich weiß, ist man allgemein der Ansicht, daß der Mörder deiner Stiefmutter auf der Suche nach etwas war, und niemand weiß, was es war oder ob er es gefunden hat.«
»Mal angenommen, es war ein ›Er‹«, sagte Maggie. »Aber du hast recht. Das ist genau das, was die Polizei glaubt.«
»Mir gefällt die Vorstellung nicht, daß du hier alleine bist«, sagte er, als sie zur Vordertür gingen.
»Ich bin ganz ehrlich nicht nervös, Neil. Ich passe schon lange selbst auf mich auf.«
»Und wenn du nervös wärst, dann würdest du’s niemals mir gegenüber zugeben. Richtig?«
Sie blickte zu ihm hoch und betrachtete sein ernstes, forschendes Gesicht. »Das ist richtig«, erwiderte sie schlicht.
Er seufzte, während er sich umdrehte und die Tür aufmachte. »Ich habe den heutigen Abend wirklich genossen, Maggie. Bis morgen dann.«
    Als Maggie sich später im Bett hin und her wälzte, sah sie ein, daß es ihr keine Befriedigung bereitete, Neil verletzt zu haben, und es war offensichtlich, daß sie das getan hatte. Wie du mir, so ich dir, versuchte sie sich zu rechtfertigen, aber das Bewußtsein, daß sie es ihm heimgezahlt hatte, half ihr nicht, sich wieder besser zu fühlen. Taktische Spielchen in Beziehungen gehörten nicht zu ihrem liebsten Zeitvertreib.
    Ihre letzten Gedanken, als sie endlich einzudösen begann, waren unzusammenhängend und scheinbar ohne Tragweite, stiegen völlig aus ihrem Unterbewußtsein auf.
    Nuala hatte sich auf die Warteliste für eine Wohnung im Latham Manor setzen lassen und starb dann, kurz nachdem sie ihre Reservierung rückgängig gemacht hatte.
    Die mit den Stephens’ befreundete Laura Arlington hatte sich um dieselbe Wohnung beworben und verlor dann ihr ganzes Geld.
    Brachte diese Wohnung irgendwie Unglück, und falls ja, warum?

SONNTAG, 6. OKTOBER

55
    Auf das Drängen seiner Frau hin hatte Dr. William Lane den Brauch eingeführt, daß er sich während des Sonntagsbrunchs im Latham Manor zu den Bewohnern und ihren Gästen gesellte.
    Wie Odile argumentiert hatte, funktionierte das Latham wie eine Art großer Familie, und Besucher, die zur Teilnahme am Brunch geladen wurden, waren potentielle zukünftige Bewohner, die auf diese Weise vielleicht begannen, das Latham in einem sehr günstigen Licht zu sehen.
    »Ich meine ja damit nicht, daß wir dort ganze Stunden verbringen müssen, Liebling«, zwitscherte sie, »aber du bist so ein fürsorglicher Mensch, und wenn die Leute wissen, daß ihre Mütter oder

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