Mondlicht steht dir gut
hilft Ihnen denn dabei?«
»Ich hab mir gedacht, ich fang einfach an, dran zu zerren. Ich bin stärker, als ich aussehe.«
»Sie machen Witze! Sie wollen mir doch nicht erzählen, daß Sie diesen Ahornbrocken ganz allem rumschieben wollten? Komm mal, Neil, wir fangen mit dem Bett an. Wo wollen Sie die Kommode hingestellt haben, Maggie?«
Neil wartete gerade lange genug, um zu sagen: »Nimm’s nicht persönlich. Er ist zu allen so.«
»Zu allen, an denen mir was liegt«, korrigierte ihn sein Vater.
In nicht einmal zehn Minuten standen die Möbel an ihrem neuen Platz. Während sie dabei zuschaute, malte sich Maggie aus, wie sie das Zimmer neu dekorieren würde. Die alte Tapete mußte ersetzt werden, entschied sie. Und dann mußte der Fußboden wieder in Ordnung gebracht werden, und anschließend würde sie sich Teppiche aus der Gegend hier besorgen und den verblichenen grünen Teppichboden loswerden.
Wieder mit Nestbau beschäftigt, dachte sie.
»Okay, erledigt«, verkündete Robert Stephens.
Maggie und Neil folgten ihm die Treppe hinab, während er sagte: »Ich bin dann weg. Ein paar Leute kommen später auf einen Drink vorbei. Neil, kommst du nächstes Wochenende wieder her?«
»Klar doch«, erwiderte Neil. »Ich nehm mir den Freitag wieder frei.«
»Maggie, ich komme mit den neuen Schlössern vorbei, aber ich ruf Sie vorher noch an«, sagte Robert Stephens auf dem Weg zur Tür hinaus. Er saß schon in seinem Wagen, bevor Maggie ihm überhaupt danken konnte.
»Er ist wunderbar«, sagte sie, während sie seinem Wagen nachschaute, bis er verschwand.
»Wenn’s auch kaum glaubhaft scheint, aber ich bin derselben Meinung«, sagte Neil mit einem Lächeln. »Manche Leute finden ihn natürlich zu dominant.« Er schwieg einen Augenblick. »Warst du heute vormittag am Grab deiner Stiefmutter, Maggie?«
»Nein, war ich nicht. Wie kommst du auf die Idee?«
»Weil deine Hosen an den Knien schmutzig sind. Du hast doch sicher nicht in diesem Aufzug im Garten gearbeitet.«
Maggie begriff, daß sie während der Anwesenheit Neils und seines Vaters das tiefsitzende Unbehagen abgeschüttelt oder doch wenigstens verdrängt hatte, das durch den Fund der Glocke auf Greta Shipleys Grab ausgelöst worden war. Neils Frage brachte ihr die alte Sorge rasch wieder zu Bewußtsein.
Aber sie konnte jetzt nicht darüber sprechen, nicht mit Neil, im Grunde mit niemandem, entschied sie. Nicht, bevor sie irgendwie festgestellt hatte, ob Earl Bateman für die Plazierung der Glocken verantwortlich war.
Als er sah, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte, ging Neil aufs Ganze. »Maggie, was zum Teufel ist eigentlich los?« fragte er leise und eindringlich. »Du bist sauer auf mich, und ich weiß nicht, warum, mal abgesehen davon, daß ich dich nicht mehr rechtzeitig vor deiner Abfahrt angerufen habe, um die Telefonnummer hier zu erfahren. Das werde ich mir ohnehin den Rest meines Lebens vorwerfen. Hätte ich gewußt, was passiert war, dann wäre ich für dich dagewesen.«
»Wirklich?« Maggie schüttelte den Kopf, ohne Neil anzusehen. »Neil, ich versuche gerade, mir über eine Menge Dinge Klarheit zu verschaffen, Dinge, die keinen Sinn ergeben und vielleicht nur das Produkt meiner übersteigerten Phantasie sind. Aber es sind Dinge, über die ich mir selbst Klarheit verschaffen muß. Können wir’s vorläufig dabei belassen?«
»Vermutlich hab ich keine andere Wahl«, erwiderte Neil.
»Hör mal, ich muß mich jetzt auf die Socken machen. Ich muß mich noch für eine Vorstandssitzung morgen früh vorbereiten. Aber ich ruf dich morgen an, und Donnerstag nachmittag bin ich dann wieder hier. Du bleibst doch bis nächsten Sonntag?«
»Ja«, antwortete Maggie und fügte im stillen hinzu: Und vielleicht hab ich bis dahin ein paar Antworten auf meine Fragen zu Earl Bateman und diesen Glocken und …
Ihr Gedankenfluß wurde unterbrochen, als ihr auf einmal die Latham Manor Residence einfiel. »Neil, gestern abend hast du doch gesagt, daß du mit deinem Vater im Latham Manor warst. Du hast dir eine Mehrzimmer-Einheit für deine Kunden angeschaut, stimmt’s nicht?«
»Ja. Wieso?«
»Nuala hätte beinahe diese Wohnung übernommen. Und hast du nicht auch gesagt, daß eine andere Frau sie genommen hätte, dann aber nicht dazu in der Lage war, weil sie ihr Geld in einer Fehlinvestition verloren hat?«
»Genau richtig. Und der Typ hat noch eine andere Kundin von Dad reingelegt, die ebenfalls auf der Warteliste des Latham stand – Cora Gebhart. Und das ist auch
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