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Mondmilchgubel Kriminalroman

Titel: Mondmilchgubel Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Bodenmann
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Jung an.
    »Hexenschuss. Ich habe vorher im Auto eine ungeschickte Bewegung gemacht.«
    »Warten Sie unter der Pergola auf mich. Ich hole Ihnen etwas gegen den Schmerz. Sie können beim Brunnen inzwischen Wasser holen. Die Karaffe steht auf dem Tisch.«
    Kurz darauf reicht sie ihm ein Schmerzmittel. »Besser, Sie nehmen zwei Tabletten. Soll ich Ihnen den Liegestuhl holen?«
    Er winkt ab und setzt sich schwerfällig.
    »Nun, wie ist Ihr Gespräch mit dem Eierkari gelaufen? Sie sehen nicht besonders glücklich aus, was sicher nicht nur an Ihrem Hexenschuss liegt.«
    »Der junge Honegger wollte unbedingt nach Hause, also habe ich ihn heimgefahren. Ich gebe zu, ein netter Kerl. Sie hätten sehen sollen, wie sich seine Hühner gefreut haben. Und da will einer sagen, dass Hühner dumm sind.«
    »Hat er Ihnen gesagt, wer Iris getötet hat?«
    »Nein. Er fürchtet sich.« Er versucht das Gespräch wiederzugeben, doch der Schmerz in seinem Rücken lässt keine langen Erklärungen zu.
    »Wie hat er reagiert, als Sie ihm die Fotos von Edelmann und Brunner gezeigt haben?«
    »Bei beiden hat er den Kopf geschüttelt.«
    »Gab es bei seiner Reaktion überhaupt keinen Unterschied?«
    »Doch.«
    »Welchen?«
    »Das Bild von Edelmann hat er eingehender betrachtet.«
    »Und sonst?«
    »Schwer zu sagen. Vielleicht könnte man sagen, dass er unterschiedlich emotional reagiert hat.«
    »Ich rufe jetzt Manuel an. Ich kann nicht länger mit ansehen, wie Sie leiden.«
    »Unterstehen Sie sich. Das wird schon wieder.«
    Jung greift nach dem Handy. »Hallo, Manuel. Ich bin’s, Viktoria. Ich habe einen Patienten für dich. Er hat starke Schmerzen. Ich tippe auf Hexenschuss. Kannst du ihn heute Nachmittag drannehmen?«
    Möller will sie stoppen, doch sie winkt ab.
    »In einer halben Stunde? Ja, das passt. Ich fahre ihn zu dir.« Sie legt auf.
    Er rappelt sich mühsam hoch. »Es ist nicht mein erster Hexenschuss«, fährt er sie an. »Da helfen nur Schmerzmittel. Geben Sie mir seine Praxisnummer. Ich mag es nicht, wenn über mich entschieden wird.«
    »Kommen Sie. Wir nehmen meinen Wagen.«
    Er folgt ihr widerwillig. Mühsam zwängt er sich auf den Beifahrersitz. »He, langsam. Sie fahren ja wie der Henker. Wollen Sie mich umbringen?« Jung geht nur leicht vom Gas.
    »Manuel hasst Unpünktlichkeit. Sollten Sie sich nicht anschnallen?«

     
    Nach der kinesiologischen Behandlung stellt Möller zufrieden fest, dass er wieder aufrecht gehen kann. »Bin ich froh, dass das Schmerzmittel endlich wirkt. Nichts gegen Ihren Freund, aber es hat sich ein bisschen wie Hokuspokus angefühlt.«
    »Lesen Sie die Broschüre, die Manuel Ihnen mitgegeben hat.«
    »Keine Sorge, das werde ich tun.«
    »Und vergessen Sie Ihren morgigen Termin nicht.«
    »Bis jetzt hat bei mir jeder Hexenschuss zehn Tage gedauert.«
    »Papperlapapp.« Jung gibt Gas.

     

Kapitel 25
    Der Tag beginnt mit viel Sonnenschein. Doch wie eine Woche zuvor sind auf den Nachmittag heftige Gewitter angesagt. Viktoria betrachtet den Dunst über dem Tal. Sie nützt die kühlen Morgenstunden, um an ihrem Buch zu arbeiten. Diesmal nimmt sie sich dafür die Kolumne über Intersexualität vor. Damals sorgte dieser Artikel für viel Aufregung und Ärger, weil sie dafür eintrat, ein drittes Geschlecht, namentlich weiblich-männlich, zu institutionalisieren. Die Hypothese, dass eine strikte Aufteilung aller Menschen in zwei Geschlechter den natürlichen Gegebenheiten nicht gerecht wird, war damals noch ein großes Tabu. Sie denkt an ihre intersexuelle Freundin Alex, die sie während ihren Recherchen kennengelernt hat. Wenn das hier vorbei ist, überlegt sie, werde ich sie für ein Wochenende ins Oberholz einladen.
    Sie bereut, dem Verlag eine feste Zusage gemacht zu haben. Wer würde ihre alten Kolumnen denn schon lesen wollen. Ein lähmendes Gefühl der Unlust überkommt sie. Eine Woche ist seit Iris’ Tod vergangen und noch immer ist unklar, wer sie aus dem Leben gewürgt hat. Wie lange wird es dauern, bis ihre Trauer abklingt und sie in ihr normales Leben zurückfindet? Gibt es dieses sorgsam zurechtgelegte Leben überhaupt noch? Verbirgt sich hinter ihrer Trauer nicht vielleicht noch etwas viel Schlimmeres?
    Zeit für eine Pause. Sie schnappt sich ein Buch und setzt sich damit unter die mit Wildreben überwachsene Pergola. Grübelnd blickt sie in die Ferne. Die Idee mit dem Kriminalroman ist plötzlich da. Sie sieht den Plot vor sich. Wirklichkeit und Fiktion vermischen sich. Auch Valentin Möller

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