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Mondscheintarif

Mondscheintarif

Titel: Mondscheintarif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
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vorschlagen. Ein guter Tag. Ein lässiger, emanzipierter Termin. Ich hörte mich sagen: «Wie wär’s mit morgen Abend?»
    Hatte ich das wirklich ausgesprochen? Was war in mich gefahren? Meine Worte hingen schwer und bedrohlich in der Luft.
    «Tut mir leid. Am Wochenende geht’s nicht. Wie wär’s mit Mittwoch kommender Woche?»
    Shit. Shit. Shit.
    «Mittwoch? Augenblick.» Ich blätterte vielsagend in der Programmzeitschrift.
    «Mittwoch ginge. Allerdings erst so gegen neun.»
    Gut. Hatte mit einem eleganten Schlenker meine Würde zurückerobert.
    «In Ordnung. Wohin wollen Sie mich ausführen?»
    Darüber hatte ich selbstverständlich bereits lange nachgedacht.
    «Ich werde einen Tisch im ‹Uno› reservieren. Kennen Sie das?»
    Ich finde, mit einem Italiener der gehobenen Mittelklasse kann man nichts falsch machen. Ich war einmal mit Jo im ‹Uno› gewesen. Lässige Leute. Gutes Essen. Und Kellner, an deren Arroganz man gleich merkt, dass man sich in einem angesagten Szene-Laden befindet.
    «Kenne ich. Um neun?»
    «Um neun.»
    «Schön. Ich bin gespannt auf Ihre guten Seiten.»
    «Ich auch. Bis dahin.» Ich legte auf und wusste, dass ich eine harte Woche vor mir hatte.

18   :   23
    Allmächtiger! Sind das Schmerzen! Was soll das blöde Gerede? Männer sollen froh sein, dass sie weder ihre Tage noch Kinder bekommen müssen.
    Männer sollen froh sein, dass sie sich nicht die Beine epilieren müssen! Ich habe noch kein Kind auf die Welt gebracht – aber ich bin sicher, dass ich das mit links hinkriegen werde. Schließlich überstehe ich alle vier Wochen eine Beinenthaarung.
    Urgh. Diese Schmerzen! Davon macht man sich ja keinen Begriff. Das Gerät an sich sieht harmlos aus und ist in etwa so groß wie eine Tafel Ritter-Sport-Trauben-Nuss.
    Ich habe es vor einem Jahr gekauft. Der Verkäufer zeigte mir eine Reihe von Epiliergeräten. Der Mann trug ein Toupet und war auch ansonsten irgendwie verklemmt.
    «Dieses hier», sagte er und hob eine o.b.-blaue Verpackung hoch, «ist ganz neu auf dem Markt. Damit können Sie nicht nur die Haare an den Beinen entfernen. Es eignet sich auch für die Epilation der Achseln und der Bikinizone.» Dabei wurde er so rosarot im Gesicht, als hätte er etwas Unanständiges gesagt.
    Bikinizone? Woran denkt der denn? Reicht bei seiner Frau etwa die Bikinizone bis zu den Kniescheiben?
    «Dieses neuartige Gerät ist mit einem Super-Sanft-System ausgestattet. Es verursacht kaum unangenehme Gefühle und ist insofern auch für, äh, sensiblere Hautpartien durchaus, äh, vorgesehen.»
    Meine Güte, der arme Mann. Er wand sich, als hätte ich von ihm verlangt, mir die Vorzüge von noppenbeschichteten Dildos zu erklären. Ich kaufte das Super-Sanft-Ding, sechs Wochen Rückgabegarantie, und ließ den beschämten Toupetträger hinter mir.
    Zu Hause studierte ich erst mal aufmerksam die Gebrauchsanweisung. Das mache ich normalerweise nicht, wenn ich mir ein elektrisches Gerät kaufe. Das ist der Grund, warum ich bis heute noch nicht mit meinem Videorecorder aufnehmen kann. Ich kenne allerdings niemanden, der das kann. Diesmal allerdings, wo es um meinen Körper, meine Haare, meine Schönheit ging, nahm ich mir viel Zeit dafür.
    «Während der Epilation entspannt das Super-Sanft-System Ihre Haut wie durch eine Massage. Das Zupfgefühl der Epilation
wird unterdrückt (Abb.   1). Dadurch ist die Epilation kaum spürbar. Nach der ersten Anwendung des Gerätes können Sie ein leichtes Unbehagen empfinden, weil die Haare an der Haarwurzel entfernt werden. Das geht nach wenigen Anwendungen vorüber.»
    Wenn die Gebrauchsanweisungen für Videorecorder genauso schlampig geschrieben sind, wundert es mich nicht, warum ich niemanden kenne, der mit seinem Videorecorder aufnehmen kann.
    ‹Leichtes Unbehagen› – dass ich nicht lache. Genauso könnte man sagen, die Entfernung eines Blinddarms ohne Narkose würde bloß ein wenig ziepen. Dennoch empfand ich meine erste Epilation als eine Art Erwachsenwerden. Ähnlich dem Tag, an dem ich zum ersten Mal eine Putzfrau für meine Wohnung engagierte.
    Das sind die geheimen Initiationsriten im Leben einer heranwachsenden Frau: Menstruation. Geschlechtsverkehr. Sich im Restaurant über das Essen beschweren. Putzfrau anheuern. Erstmaliges Überziehen des Dispokredits. Beinenthaarung. Geburt. Mit einem fünfzehn Jahre jüngeren Mann schlafen. Mit zwei fünfzehn Jahre jüngeren Männern gleichzeitig schlafen. Scheidung.
    Aber ich schwöre bei Gott: Keine Scheidung

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