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Mondscheintarif

Mondscheintarif

Titel: Mondscheintarif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
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vielleicht alleine übrig geblieben. Und das macht dann wirklich keinen Spaß mehr.

18   :   20
    «Matz?»
    «Sag mal, Big Jim, wie lange lässt du die Mädels warten?»
    «Hä? Cora? Wo bist du? Was ist los? Was ist das für ein Rauschen in der Leitung?»
    «Ich liege in der Wanne, nehme ein Entspannungsbad und lasse gerade heißes Wasser nachlaufen. Hör zu, ich muss die Wahrheit wissen. Wenn du Sex mit einer Frau hattest, wie lange wartest du, bis du sie das nächste Mal anrufst?»
    «Wenn ich jemals wieder Sex mit einer Frau haben sollte, werde ich sie noch in derselben Nacht fragen, ob sie mich heiraten will.»
    «Sag doch mal im Ernst.»
    «Gutaussehend? Blond? Vollbusig?»
    «Mach keine blöden Scherze.»
    «Okay. Mmmm. Also beim letzten Mal, das weiß ich noch genau, habe ich ihr am nächsten Abend einen Strauß Rosen gebracht. Außerdem hatte ich einen Picknickkorb dabei, um sie spontan in den Park zu entführen.»
    «Und?»
    «Ach weißt du, ich glaube, sie fühlte sich etwas überrumpelt.»
    «Das kann ich mir vorstellen. Wahrscheinlich hatte sie gerade eine Gesichtsmaske aufgetragen.»
    «Nein, das nicht. Im Gegenteil, sie sah hinreißend aus. Außerdem hatte sie so eine reizende Art, sich am Ohrläppchen zu zupfen, wenn sie nervös wurde. Sie schob sich dann ihr Haar in den Nacken, und   …»
    «…   und, was wurde nun aus euch und eurem Picknick?»
    «Weder aus uns noch aus dem Picknick ist etwas geworden. Sie hat mich noch an der Wohnungstür abgewimmelt und gesagt, sie hätte gerade Besuch. Dabei konnte ich den Fernseher hören. Na ja. Ich habe ihr dann noch dreimal auf Band gesprochen. Sie hat nie reagiert.»
    «Du Armer. Aber so eine Frau wäre eh nichts für dich gewesen.»
    «Ach was. Und was für eine Frau, bitte schön, wäre was für mich? Aber lass uns jetzt nicht mit diesem Kram anfangen. Du willst also wissen, wie lange du noch warten musst?»
    «Ja. Nein. Also jetzt mal nur rein theoretisch.»
    «Klar.»
    «Und, Jim   …»
    «Ja?»
    «Dieser Typ, also dieser theoretische Typ, der ist nicht so wie du. Verstehst du? Der ist eher so ein typischer Mann.»
    «Verstehe. Also ein egozentrischer Mistkerl, karrierebewusst, mit null Einfühlungsvermögen, dem die Frauen scharenweise nachlaufen?»
    «Mmmh. So ungefähr.»
    «Vielleicht bin ich in dieser Sache nicht ganz der richtige Ratgeber. Aber warte mal. Klaus und Hannes sind gerade bei mir. Nimm du dein Entspannungsbad. Ich werde das Thema mit den beiden erörtern. Schalt dein Fax ein. Wir schicken dir gleich ein Statement von zwei bis drei erfahrenen Männern nach Hause. Hast du Lust, später noch mit in die Max-Bar zu kommen?»
    «Äh, nun ja, ich hab wahrscheinlich noch was vor. Aber wenn nicht, dann kann ich ja nochmal   …»
    «Verstehe, verstehe. Ruf mich an, wenn er sich nicht meldet.» Er kichert, der Idiot, und im Hintergrund prosten ihm seine versoffenen Kumpels zu.
    «Blödmann. Ich leide.»
    «Natürlich. Alles klar. Du leidest, weil du leiden willst. Wenn du nicht unglücklich sein kannst, bist du nicht glücklich.»
    «Wie? Was? Was willst du damit sagen?»
    «Ach nichts. Vergiss es. Ich verspreche dir, wenn wir jemals Sex haben, werde ich dich gleich am nächsten Tag anrufen. Bleib so, wie du bist.»
    «Ich will aber nicht so bleiben, wie ich bin!»
    «Eben.»
    Aufgelegt. Sackgesicht. Das ist mal wieder total typisch. Männer können die vielschichtige weibliche Charakterstruktur einfach nicht begreifen. Noch nicht mal einer wie Big Jim. Ich bin reflektiert und verschließe meine Augen vor Problemen nicht. Schon gelte ich als launische Zicke.
    Sascha zum Beispiel. Der kam grundsätzlich mindestens eine halbe Stunde zu spät zu unseren Verabredungen. Als ich ihn, wie ich fand, freundlich, aber bestimmt darauf ansprach, hieß es gleich, ich solle doch jetzt kein Problem daraus machen.
    Was heißt denn kein Problem daraus machen! Es ist ein Problem, wenn man von 20   Uhr bis 20   Uhr 45 nur mit Strapsen bekleidet in der Wohnung rumlungert und der Sekt in den Gläsern allmählich seine Kohlensäure verliert, bis er aussieht wieeine Urinprobe. Das macht doch keinen Spaß! Da wird man doch mal was sagen dürfen!
    Ach, ich reg mich schon wieder auf. Von wegen Entspannungsbad. Bin außerdem schon viel zu lange in der Wanne, meine Haut ist so schrumpelig, wie sie es in zwanzig Jahren auch ohne Einweichen sein wird.
     
    Beim nächsten Mal überließ ich nichts dem Zufall. Ich hatte Dr.   Daniel Hofmann zwei Tage lang zappeln

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