MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
hatte das Gefühl, der Wald würde auf uns warten müssen.
Drei Tage später begann das neue Schuljahr. Die Zeit der Zweisamkeit war, für meinen Geschmack, viel zu schnell vorüber.
Trotzdem freute ich mich auf das Wiedersehen mit Amia und Miro. Raven, die gestern eingetroffen war, hatte mir versichert, dass die beiden zurückkommen würden.
Ich hatte keine Ahnung, wie viele aus meiner Gruppe wussten, dass es Calum gewesen war, der mich zurückgeholt hatte. Ohne dass wir darüber gesprochen hatten, war klar gewesen, dass ich zum Schuljahresbeginn mein Zimmer wieder mit Raven und Amia teilen würde. Es gefiel mir nicht, aber ich wollte Calum auch nicht zu einer Entscheidung drängen. Alle nahmen es als selbstverständlich hin, dass ich wieder hier war.
Pünktlich zum Unterrichtsbeginn am nächsten Morgen stand Amia in der Tür unseres Zimmers und strahlte uns an. Ich ließ meine Bücher fallen und sprang über mein Bett, um sie in die Arme zu schließen. Ich hatte sie vermisst. Am liebsten hätte ich sie nicht losgelassen, doch Raven zog mich von ihr fort, um sie ebenfalls zu umarmen.
Amia sah wunderschön aus. Die Liebe stand ihr ausgesprochen gut.
»Das war aber auf den letzten Drücker«, warf Raven ihr vor. »Emma konnte es nicht erwarten, dass du kommst. Ich reiche ihr als Freundin nicht aus.«
Ich lächelte Raven an und fasste nach Amias Hand. Im selben Moment hörten wir den Gong, der den Unterrichtsbeginn ankündigte.
»Oh Gott«, stieß ich hervor. »Jetzt müssen wir uns aber beeilen. Wir haben in der ersten Stunde bei Talin Mysterienkunde.«
Im selben Moment liefen wir los. Aber selbst, wenn wir geflogen wären, hätten wir es nicht pünktlich geschafft. Talin stand, wie immer, mit gerunzelter Stirn im Raum und sah uns entgegen.
»Dass ihr es nicht einmal schafft, am ersten Tag pünktlich zu sein.« Vorwurfsvoll schüttelte er den Kopf.
»Bei Amia kann ich es ja verstehen, obwohl Miro schon hier ist. Aber bei euch beiden.«
Er wedelte mit einer Hand in die Richtung unseres Tisches und wir drängelten uns zu unseren Sitzplätzen durch. Ich suchte den Raum ab, und als ich Miro entdeckte, winkte ich ihm zu. Er lächelte zurück. Auch ihm hatten die Flitterwochen gutgetan. Er sah reifer aus und wirkte längst nicht so unsicher wie früher.
Ich zog mein Buch und meine Stifte heraus. Talin hatte angefangen, zu erläutern, welche Themen wir dieses Jahr behandeln würden. Da es unser letztes Jahr war und wir zum Abschluss Prüfungen abgelegen mussten, warteten seinen Ausführungen nach zu schließen arbeitsreiche Monate auf uns.
An diesem Tag hatten wir außerdem Mathematik und Politeia. Ich verstand nicht, weshalb man uns am ersten Schultag die furchtbarsten Fächer in den Stundenplan gepackt hatte. Wenn das so blieb, dann würden die zukünftigen Montage die reinste Qual werden. Das Einzige, was mich aufmunterte, war Calums Anwesenheit in unserem Klassenraum. Er und Joel wollten in diesem Schuljahr ebenfalls ihren Abschluss machen, deshalb hatte Myron sie in unsere Klasse gesteckt. Joel war auch in unsere Gruppenräume gezogen und teilte sich mit Miro ein Zimmer Zum Glück hatte Calum sein Einzelzimmer behalten, so würde es für uns leichter sein, auch mal ungestört zu sein.
Als wir am Nachmittag in unser Zimmer zurückkamen, warf ich mich auf das Bett und beobachtete Amia, wie sie ihre Sachen in die Kommode räumte.
»Weshalb wohnst du nicht mit Miro zusammen?«, fragte ich.
»Myron hat uns gefragt«, antwortete sie, »aber wir wollten das letzte Jahr mit euch zusammen verbringen und nicht mutterseelenallein in einem Winkel des Schlosses sitzen.«
»Calum und mir hat er das nicht angeboten«, bemerkte ich schmollend.
»Ihr seid ja auch nicht verbunden. Das wäre irgendwie nicht richtig. Stell dir vor, es gäbe für jedes Paar ein eigenes Zimmer.« Sie schüttelte ihre langen Haare und sah empört aus. Raven kicherte in ihr Kissen.
»Was hast du?«, fragte Amia und wandte sich ihr zu.
»Ihr Shellycoats seid so spießig«, brachte sie lachend hervor. »Da wäre doch nichts dabei. Ich fände das eine gute Idee. Wir sollten es Myron vorschlagen.«
Amia sah sie entgeistert an. »Findest du das auch, Emma?«
»Also ich hätte nichts dagegen, ein Zimmer für mich und Calum zu haben. Dabei fällt mir ein, woher wusstest du, dass wir beide wieder zusammen sind? Du warst nicht ein bisschen erstaunt, mich zu sehen.«
»Joel hat es uns erzählt«, erklärte sie. »Außerdem habe ich das
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