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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Triebwerken hervorschossen, erhellten das dunkle Gestein. Das Unternehmen lief jetzt seit zwei Minuten, und der Reporter sagte, alles sähe gut aus. Bislang. Selbst wenn nicht, dachte Marilyn, selbst wenn alles schiefging, so waren sie doch bestimmt weit genug im Norden, um in Sicherheit zu sein.
    Bestimmt!
     
     
Percival Lowell, Ausrüstungsdeck, 4 Uhr 20, null plus sechs.
     
    In Wirklichkeit wußte Keith Morley überhaupt nicht, wie die Lage aussah. Im Grunde kommentierte er die Ereignisse aus dem Stegreif. Er war davon ausgegangen, daß er dem Unternehmen irgendwie zusehen könnte, aber er hatte nur die Bilder zur Verfügung, die die Überwachungsschiffe sendeten, Lichtblitze in der Dunkelheit, in Nahaufnahmen erkennbar als Flammen, die aus den Raketen hervorschossen. Nicht festzustellen war jedoch, was mit dem Possum passierte, wenn überhaupt etwas geschah. Morley hatte keinen Hintergrund zur Verfügung, um daran Bewegung zu erkennen. Und was das anging, er konnte nicht mal sicher sein, ob eine scheinbare Bewegung nicht an Positionsänderungen der Sensoren lag, die sich auf den am Himmel kreisenden Stationsfähren befanden.
    Er hatte sich bemüht, in der Nähe des Präsidenten zu bleiben, aber Haskell saß vorn auf dem Platz des Copiloten, und auch Lee Cochran befand sich auf dem Flugdeck, so daß der Platz dort nicht mehr für Morley reichte.
    Dieser Präsident schien sich jedoch des Einflusses der Medien ungewöhnlich bewußt. Er rief Morley an und teilte ihm mit, daß alles nach Plan lief, aber trotzdem kannte Morley keine echten Details. Immerhin wußte er ungefähr, was im Verlauf des Unternehmens geschehen sollte, also erfand er einfach einen Bericht, wobei er davon ausging, daß alles so lief, wie es sollte, und daß man ihn informieren würde, falls etwas schiefging. Und es war schließlich so: Falls er danebenlag, falls man ihn dabei erwischte, daß er nur daherlaberte, hatte die Welt größere Probleme, als einen armen Journalisten zu attackieren.
    »Die Trudelbewegung des Possums hat sich um etwa dreißig Prozent verlangsamt«, erklärte er einem weltweiten Publikum.
     
     
Einstufen-Raumfähre Berlin, Flugdeck, 4 Uhr 21, null plus sieben
     
    Womöglich gab es einfach zu vieles, was schiefgehen konnte, zu viele bewegliche Teile, zu viele Vermutungen, zuviel Improvisation.
    Der Funker auf der Mabry meldete, daß der Possum präzise nach Kalkulation beschleunigte. Gruder hatte nie bezweifelt, daß das geschehen würde. Gehe von einem Erfolg aus, halte dich an die Mathematik, sei auf Störungen gefaßt und konzentriere dich auf die jeweils unmittelbare Aufgabe. Auf dieser Formel hatte er sein Berufsleben aufgebaut. Anders als die Bürokraten, die gern sagten: »Mal gewinnen, mal verlieren.«
    Bislang hatte er wenig zu tun gehabt. Er saß in seinem D-Anzug da, genoß das Erlebnis und dachte über eine Zukunft voller Menschen nach, die auf ihn zeigten und sagten: Ja, das ist Gruder Müller; er gehörte zu der Flotte, die den Possum abgelenkt hat. Falls er sonst nie mehr etwas leistete, machte das nichts. Er konnte morgen sterben, und sein Leben war trotzdem ein Erfolg.
    Es war ein herrliches Gefühl. Er hatte immer ein Held sein wollen, und jetzt kam es wirklich dazu.
    »Null plus acht«, meldete die Mabry. »Der Vektor sieht immer noch gut aus.«
    Die Besatzung der Berlin war jetzt seit fast drei Stunden auf dem Possum, und Gruder hatte ein Schema in der Art und Weise entdeckt, wie Sonne und Erde kreuz und quer ihre Bahn über den Himmel dieser Mikroweit zogen. Es war zunächst unmöglich gewesen, vorherzusagen, wo genau ein Himmelskörper aufgehen würde, außer in sehr allgemeinen Begriffen. Jetzt hatte er die zeitliche Abfolge jedoch durchschaut. Und alles verzögerte sich. Ein gutes Zeichen.
    Der Blick nach vorn wurde von einer niedrigen Erhebung versperrt, die nicht weit über das Raumschiff ragte und zu beiden Seiten in Graten auslief, die das Fahrzeug umschlossen. Während Gruder hinsah, tauchte der Rand der Erde über dem Hang links auf.
    Willem Stephan überprüfte die Treibstoffanzeige. Der Vorrat reichte noch für zehn Minuten vollen Schub. Das Programm mußte neun weitere Minuten absolvieren. Perfekt. Stephan öffnete einen Kanal und wandte sich an die Besatzung: »Ich denke, wir haben alle ein gutes Essen verdient, wenn wir wieder zurück sind.«
    Kathleen, die neben ihm saß, hob die linke Hand und warnte vor frühzeitiger Feststimmung. Gruder dachte jedoch genauso wie der Pilot und

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