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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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und Erzählungen zu füllen) und ein Couchtisch. Eine Wand enthielt ein Universalfenster, durch das er sich die Mondoberfläche ansehen konnte – oder, wenn er es vorzog, Tequendama Falls in Kolumbien, Mount Bromo in Indonesien oder die Kalksteinberge von Kweilin. Falls er Heimweh bekam, standen ihm diverse Ausblicke über Cape Cod zur Verfügung. Auf Knopfdruck kam ein Bett aus der Wand.
    Jemand hatte fürsorglich zwei Mondbasis-Uniformen über das Sofa gelegt – eine Galauniform, einen Overall und eine Jacke. Die Uniform würde sich vor der Kamera gut ausnehmen, und so beschloß Charlie, sie zur Eröffnung zu tragen.
    Obwohl der Mond gefrorenes Wasser enthielt, war dessen Gewinnung immer noch teuer und schwierig. Dementsprechend war Wasser selten. Zwar stand es zur Verfügung, aber ein großes Schild forderte Charlie auf, anstelle der Dusche den Ultraschallschrubber zu benutzen. Jedem Angehörigen des Personals der Mondbasis stand eine bestimmte Ration zu, die er nach Belieben verwenden konnte. Charlie wußte, daß er nach Herzenslust Wasser durchlaufen lassen konnte, ohne daß sich jemand beschweren würde. Aber unausweichlich würde es jemand zu den Medien durchsickern lassen. Charlie lächelte über das eigene Wortspiel. Er stieg aus den Kleidern, betrat die Kabine, zog den Vorhang zu und wählte ULTRASCHALL. Die Empfindung war keinesfalls unangenehm. Tausend winzige Finger stocherten und bohrten, lockerten Schmutz und getrockneten Schweiß. Er wischte sich mit einem feuchten Tuch ab.
    Danach zog er sich an und machte sich in Begleitung eines Stabsassistenten und seines Agententeams auf eine Besichtigungstour. Die Main Plaza, das Herz der Mondbasis, war zwar offiziell erst nach der Zeremonie geöffnet, aber einige der Läden führten bereits ihre Geschäfte.
    Die Main Plaza bestand aus einer riesigen Kuppel, ungefähr fünfzehn Stockwerke hoch und achthundert Meter lang. Eine Schlucht von fünf Stockwerken Tiefe führte im Zickzack durch das Zentrum der Plaza und enthielt Wohnquartiere und Arbeitsplätze. Auf Bodenhöhe war die Anlage bemerkenswert grün gestaltet: Rasenflächen, Parks und Waldstücke breiteten sich in einer sanften Steigung bis zum Rand aus.
    Vier Säulen trugen die gewaltige Decke. Sie standen in gleichmäßigen Abständen, jeweils zwei auf beiden Seiten des Verwaltungsgebäudes, das die Plaza im Zentrum verankert hielt. Läden und Restaurants waren günstig plaziert, und ein Orchesterhäuschen dominierte einen der Parks. Charlie blickte zum Dach hinauf, von wo aus Leuchttafeln eine bemerkenswert gute Illusion von Sonnenlicht verbreiteten.
    Die Luft war süß und sauber und duftete nach Frühling. Charlie spazierte die Fußwege entlang, fuhr mit Aufzügen und Straßenbahnen, ließ sich von der Hälfte der Menschen auf der Mondbasis fotografieren, gab Autogramme, schüttelte jedem die Hand und jagte seinen Agenten einen Schrecken nach dem anderen ein.
    Noch viel mehr war zu sehen: Der Stausee, die Kommunikationszentrale, das Raumverkehrsbüro, Management- und Technikabteilung, die Solarenergieanlagen, eine automatisierte Solarzellenfabrik, die Forschungslabors. Charlie wollte alles besuchen, aber er wollte es auch in Muße tun.
    Er gewöhnte sich nur langsam an die Schwerkraft von einem Sechstel des irdischen Wertes, sogar mit den Gewichtsschuhen, die er von seinen Gastgebern erhalten hatte. Aber zu seiner Erleichterung stolperten sogar seine Agenten hin und wieder über die eigenen Füße. Der einsame Stabsassistent, Rick Hailey, schien sich als einziger mühelos anzupassen, ein Umstand, der die Agenten ärgerte. Ein alter Witz kursierte über ein Football-Spiel zwischen dem Secret Service und dem Stab des Weißen Hauses: Zehn Minuten, nachdem die Agenten das Spielfeld verlassen hatten, erzielte der Stab einen Treffer.
    Aber Rick, der Charlies Wahlkampf leitete, schien für eine niedrige Schwerkraft geboren zu sein. Auf L1 hatte er sich bewegt, als hätte er dort schon sein ganzes Leben verbracht. Jetzt zeigte er auf dem Mond die gleiche Beweglichkeit. Als Charlie eine Bemerkung darüber machte, tat Rick sie mit einem Lachen ab. »Öffentlichkeitsarbeit bedeutet, daß man nie Bodenberührung zu haben braucht«, sagte er.
    Dann empfahl er, den Spaziergang abzukürzen, sich in ein Café zu setzen und über die Zeremonie mit dem Durchschneiden des Bandes zu reden.
    Es war Wahljahr, was die politischen Untertöne jeder Handlung verstärkte. Besonders, wenn man in den Umfragen zurücklag. Charlie

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