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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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dir die Arbeit da oben bedeutet, aber wir lassen uns wie immer nicht unterkriegen.« Und zu ihrer Überraschung fand sie auch Post von einer alten Flamme, von der sie seit dem College nichts mehr gehört hatte: »Andi, ich liebe dich immer noch. Komm sicher wieder nach Hause.«
    Das war nun wirklich lange her.
    Eine Glocke signalisierte, daß eine Prioritätsmeldung eintraf, deren Empfang Vizepräsident Haskell bestätigen mußte. Das bedeutete eine Hardcopy. Andrea druckte sie aus, sah sie sich an und entnahm ihr, daß der VP den Befehl erhielt, zeitig die Mondbasis zu verlassen. Mit dem nächsten Flug. Um die Kommunikation zu erleichtern und die Organisation der Katastrophenhilfe zu unterstützen. Andrea hatte gehört, daß nicht alle evakuiert werden konnten, also fragte sie sich, ob das Weiße Haus einen heldenhaften Vizepräsidenten retten wollte, der entschlossen war zu bleiben. Oder einen herauszuholen, der zuviel geredet und sich in eine peinliche Klemme manövriert hatte.
    Sie zeigte die Nachricht dem Wachdienstleiter.
    »Okay.« Er nahm das Papier entgegen. »Ich sorge dafür, daß sie zugestellt wird.«
     
    FINANCIAL TIMES, WELTAUSGABE, aktualisiert 11 Uhr 53
     
    Führende Marktindikatoren sind am zweiten Tag in Folge drastisch gesunken. Sorgen um die finanzielle Stabilität von Mondbasis International und der Mondverkehrsbehörde nährten starke Kursverluste auf einer breiten Palette von Emissionen …

 
3.
     
     
Mondbasis, Grissom Country, 12 Uhr 03
     
    Charlie war allein, als die Nachricht eintraf. »… gerade in der Kommzentrale für Sie eingegangen, Herr Vizepräsident.« Der Bote war ein Junge, wahrscheinlich noch keine achtzehn. »Ich benötige Ihre Unterschrift.«
    Charlie kam dem Wunsch nach. »Warum bist du noch hier, Junge?« fragte er. »Wann fliegst du ab?«
    »Ich stehe für morgen auf der Liste.« Der Junge war Afroamerikaner und starrte Charlie mit diesem fast wehmütigen Respekt an, den Vizepräsidenten automatisch von anderen erhalten, außer von denen, die sie gut kennen. »Dem Frühflug.«
    »Viel Glück«, sagte Charlie.
    Er lächelte schüchtern. »Ihnen auch, Sir.«
    Dann war er fort, und Charlie blieb allein mit seiner Fluchtgelegenheit zurück. Was für ein schrecklicher Rückschlag der Mikrobus-Vorfall gewesen war! Beinahe hätten sie alles hinbekommen. Haskell hält bis zum Ende durch. Das wäre Dynamit gewesen und hätte ihn vielleicht zur Nominierung geführt.
    Jetzt jedoch würden Menschen sterben. Und er wußte, daß die übrigen Kandidaten ihn mit Hilfe seiner frühen Abreise in den Boden stampfen würden. Tatsächlich blieb ihm, sobald er aus dem Flieger stieg, wenig übrig, als sich aus dem Rennen zurückzuziehen. Rick gab vor, nicht dieser Meinung zu sein, aber Rick hatte ein zäheres Fell als Charlie.
    Charlie war müde.
    Evelyn würde bleiben.
    Auch Jack Chandler wollte bleiben. Chandler war nur eine flüchtige Bekanntschaft, aber Charlie hatte ihm die Hand geschüttelt. Mit ihm geredet. Ihm Glück gewünscht.
    Charlie blickte ins eigene Angesicht, und ihm gefiel nicht, was er sah.
    Er blickte auf die Uhr und überlegte, Evelyn anzurufen. Ihr Glück zu wünschen, sie zu fragen, ob er irgend etwas tun konnte. Lebewohl zu sagen.
    Mistkerl.
    Wie er sich auch herauszuwinden versuchte, er würde für immer der bleiben, der weggelaufen war.
     
     
Mondbasis, Büro des Kaplans, 12 Uhr 09
     
    In beträchtlicher Zahl kamen Menschen an diesem letzten vollen Tag in der Kapelle vorbei, um Mark Pinnacle alles Gute zu wünschen. Sie alle wußten, daß einige Personen des Führungsstabes zurückblieben, und Mark stellte unterschiedliche Reaktionen fest. Manche Leute waren angenehm überrascht und behaupteten teilweise, sie hätten damit gerechnet, daß sich die Schwergewichte als erste verdrückten. Andere zeigten sich skeptisch, deuteten an, es wäre ein Schwindel und niemand schwebte wirklich in Gefahr. Die meisten jedoch waren traurig.
    Gerüchte kursierten, daß nicht nur Freiwillige zurückbleiben sollten und Evelyn Hampton sie in gewissem Maße unter Druck gesetzt hatte. Falls das stimmte, machte es keinen heroischen Eindruck. Würde sich in den Geschichtsbüchern nicht gut machen, wenn man den Leuten die Pistole auf die Brust setzen mußte, damit sie das Richtige taten. Aber niemand trat vor und sagte, nehmt mich.
    Und warum sollte es auch jemand tun? Warum sollte, sagen wir, ein junger Mann, der das Leben noch vor sich hatte, sich für seinen Boß opfern wollen? Das

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