Mondsplitter
frisch gepflanzter junger Bäume säumte den Fußweg. Die überall in der Einkaufszone verstreuten Menschen erweckten nicht den Eindruck, daß etwas Schreckliches bevorstand. Gelegentlich lachte jemand, und die Gespräche wirkten recht unbeschwert. Und doch klammerten sich die Leute aneinander.
Der Herdentrieb.
Seine Entscheidung hatte etwas in ihm verändert, das Band zu den Mitgeschöpfen durchschnitten. Er fühlte sich ganz allein.
NEWSNET, aktualisiert 12 Uhr 30
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MBI BESTREITET, JEMAND WÜRDE ZURÜCKGELASSEN.
›Alles unter Kontrolle‹, sagt Hampton.
MÄNNERQUARTETTE TRETEN IN TULSA AUF.
Aufführungen über die ganze Woche hinweg.
Wissenschaft:
NEUNZIGSTER JAHRESTAG DES ›GROSSEN WINDES‹.
Höchste jemals verzeichnete Windgeschwindigkeit, am 12. April 1934.
Böen erreichten 370 Kilometer pro Stunde.
GESCHICHTSFREUNDE VERSAMMELN SICH IN FORT SUMTER.
Erinnerung an die ersten Schüsse im Bürgerkrieg.
Computersimulation geplant.
MICHAEL HARMON SPRICHT ZUR ERINNERUNG AN FRANKLIN D. ROOSEVELT IN WARM SPRINGS.
Einziger Vier-Amtszeiten-Präsident starb am 12. April 1945.
HASKELL SCHWÖRT, ALS LETZTER ABZUREISEN.
›Ich werde persönlich das Licht ausschalten und die Tür abschließen.‹
FLUGZEUGE, ZÜGE, AUTOS: VERKEHR KOMMT ZUM ERLIEGEN.
Fluglinien sagen Flüge ab; Highways verstopft.
Besuchen Sie Tante Sue nicht kommendes Wochenende!
(Siehe verwandte Meldungen: ›Chaos auf den Straßen‹ und ›Japaner fliehen auf höheres Gelände.‹)
BEFREIUNGSTAG IN UGANDA.
Diktator Idi Amin im 20. Jahrhundert an diesem Datum gestürzt.
URLAUBSORTE AN DER KÜSTE VERLIEREN LUKRATIVES WOCHENENDE.
Touristen fliehen aus den südlichen Urlaubsorten.
WASHINGTON ONLINE, 12 Uhr 33
von Mary-Lynn Jamison
Das Weiße Haus gab vor wenigen Minuten bekannt, daß es Vizepräsident Haskell angewiesen hat, den Mond zu verlassen und an Bord einer der Raumfähren zu gehen, die sich auf einer Mondumlaufbahn befinden. Pressesekretärin Pat Russell erläuterte, die Maßnahme wäre erforderlich geworden, weil der Präsident engen Kontakt mit Haskell halten müßte, während die Kommunikationsvorgänge der Mondbasis an die Einstufen-Raumfähren übertragen werden. Es wird gemeldet, Haskell, der öffentlich versprochen hat, die lunare Einrichtung als letzter zu verlassen, sei ›über die Direktive nicht glücklich‹ und habe gebeten, auf dem Mond bleiben zu können; offensichtlich wurde ihm das nicht gewährt. Gestern abend sagte der Vizepräsident auf einer landesweit ausgestrahlten Pressekonferenz …
4.
Mondbasis, Main Plaza, 12 Uhr 36
Rick machte sich immer noch mehr Gedanken über die politischen Implikationen als über die menschlichen Aspekte der Vorgänge. Das lag nicht an Gefühllosigkeit, vielmehr weigerte er sich schlicht und einfach immer noch, daran zu glauben, daß wirklich irgend jemand auf der Mondbasis umkommen würde. Rick lebte in einer Welt des äußeren Scheins und der Manipulation, einer Welt, die im Grunde genommen keine Gewalt kannte. Niemand wurde je wirklich verletzt. Nicht körperlich. Sein Thema war, wie der Vizepräsident öffentlich dastand, während die Seniormanager versuchten, die Lage in den Griff zu bekommen.
Vielleicht irrten sich die Experten, und sie mußten einfach nur später zurückkommen und die aufsammeln, die zurückgelassen worden waren. Der Komet würde schließlich auf der Rückseite des Mondes einschlagen. Ricks Job bestand darin, für Charlie Haskells Nominierung zu sorgen und zu diesem Zweck die potentiell verheerenden politischen Auswirkungen des Ereignisses zu vermeiden.
Charlie konnte offenkundig nicht bleiben; je schneller er also an Bord der Raumfähre ging und unterwegs nach Hause war, desto besser.
Eine kleine Menschenansammlung hatte sich an der Straßenbahnhaltestelle der Main Plaza gebildet und wartete auf die Beförderung zum Raumhafen. Rick stand ein Stück weit seitlich davon und trug die wenigen Habseligkeiten, die er hatte retten können, in einer Aktentasche bei sich. Die Leute unterhielten sich über das, was sie tun würden, wenn sie zu Hause waren. Ob Mondbasis International sich bemühen würde, Jobs für sie zu suchen. Wie leid ihnen die sechs taten, die zurückblieben.
Die Straßenbahn kam, und alle stiegen ein. Eine Stimmaufzeichnung forderte sie auf, sich zu setzen. Sobald sie es getan hatten, fuhr die Bahn los.
Zwei professorale
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