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Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Titel: Mondstahl - Die Schlucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Kaiser
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wahrscheinlich besser, wenn ich dich langsam an die Sache heranführen würde. Oder dir eine Wahl lassen, ob du die Wahrheit überhaupt hören möchtest. Aber die Sache ist wichtig – im Allgemeinen und besonders für mich. Also werde ich es dir sagen, ohne Rücksicht auf deine persönlichen Gefühle. Ich hoffe, du verzeihst mir das.“
     
    Parus hob eine Braue, sein Blick wurde misstrauisch.
     
    „Du bist kein Bauerssohn. Und deine Herkunft ist nicht gewöhnlich, im Gegenteil. Du bist ein Auserwählter der Waldgeister, zumindest vermute ich das. Anders hättest du ihrem Zauber nicht widerstehen können.“
     
    „Sie reden wirr, alter Mann. Ich wurde auf diesem Hof geboren und habe Sie noch nie in meinem Leben gesehen.“
     
    „Das ist der Punkt, in dem du dich irrst, Parus. Ich habe dich an diesen Ort gebracht, deinen Eltern auf die Schwelle ihrer Tür gelegt.“
     
    Parus Züge wurden zornig, er hob die Stimme.
     
    „Ich glaube Ihnen kein Wort, Sie sind nur ein alter Spinner, der seine Zeit damit verschwendet, ehrliche Leute hinters Licht zu führen.“
     
      „Ach, bin ich das? Soll ich dir erzählen, wie du zu deinen Eltern kamst?“
     
    „Genauso wie jedes andere Kind Jahowals. Es gibt nicht viele Geheimnisse, wenn man den Kühen schon als Kind beim Kalben geholfen hat.“
     
    Er wurde ungeduldig und – was noch schlimmer war – langsam nervös. Irgendetwas in seinem Inneren ließ ihn plötzlich zweifeln. Galenis hatte Mitleid mit ihm, also wurde seine Stimme sanfter, als er antwortete:
     
    „Ich belüge dich nicht. Ich brachte dich einst zu deinen Eltern. Aber mach dir keine Sorgen deswegen. Es ändert nichts an deiner Beziehung zu den beiden. Sie haben es immer gewusst und dich trotzdem geliebt.“
     
    Parus wich einige Schritte zurück, in seinen Augen funkelte Angriffslust.
     
      „Nein! Das ist unmöglich! Du lügst, alter, seniler Narr.“
     
    Sein Innerstes verzog sich schmerzhaft und sein Gesicht war wie versteinert. Er   war wütend darüber, dass er an dem zu zweifeln begann, was er stets für selbstverständlich gehalten hatte. Sein Kopf schmerzte.
     
    „Hör auf dich zu quälen, Junge. Ich habe deine Eltern sehr sorgfältig ausgesucht. Sie sind gute, ehrliche Menschen. Nur ist es nun mal unglücklicherweise so, dass deine Herkunft mehr als schleierhaft ist und mit einem Ereignis von höchster Wichtigkeit zusammenhängt. Und aus diesem Grund musst du sie verlassen und ich weiß nicht, ob du sie jemals wiedersehen wirst.“
     
    Der letzte Satz schmerzte Parus. Er versuchte, gefasst zu reagieren.
     
      „Was auch immer Sie in mir sehen; Ich bin nur ein ganz gewöhnlicher Bauer, nichts Besonderes. Und ich wünsche mir, dass sie jetzt gehen. Und dass sie niemals wieder diesen Hof betreten.“
     
    „Nicht ich, sondern du irrst, mein Junge. Du hast den Tanz gesehen, den Tanz der Waldgeister - tatsächlich gesehen. Dort fand ich dich dann auch. Und weil deine Anwesenheit dort so unwahrscheinlich ist, glaube ich, dass du eine große Zukunft vor dir hast. Und ich sehe es als meine Pflicht an, dich auf den richtigen Weg zu bringen. Weil es wichtig ist. Für uns alle.“
     
    Fremde Gedanken huschten durch Parus Innerstes, die sein Unterbewusstsein nur schwer unterdrücken konnte. Er und eine große Zukunft? Er wollte nur die Welt ein wenig kennenlernen, dem fahrenden Händler als Gehilfe dienen, vielleicht bei einem Schuster oder Hufschmied in die Lehre gehen. Ein anständiges Leben, nur weniger einsam. Doch dieser Fremde, trotz seiner abgegriffenen Kleidung, hatte etwas so Außergewöhnliches an sich, dass er Parus in seinen Bann schlug. Doch er konnte ihm nicht glauben, nichts von dem was er sagte. Es war zu unwahrscheinlich.
     
    „Beweisen Sie es!“
     
    „Bitte?“
     
    Parus atmete tief durch.
     
    „Beweisen Sie mir, dass Sie ein Zauberer sind. Sie haben gesagt, Sie wären in einem Orden. Beweisen Sie es!“
     
    Galenis nickte verstehend. Er ging einen Schritt auf Parus zu, streckte die Hand aus und legte sie auf seine Stirn. Der junge Mann sah ihn verwirrt an. Eine Zeit lang geschah nichts.
     

     
    Plötzlich schossen tausende Gedanken in Parus Schädel. Es war, als würde er in einen rasenden Fluss stürzten, der ihn mitreißt und ganz in sich aufnimmt. Ein brachialer Fluss aus Erinnerungen. Er tauchte tief, sah vergangene Dinge, die sein Innerstes nach außen trugen. Er sah seinen achten Geburtstag, den Tod seiner Tante, den großen Brand in der Scheune.

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