Money, Honey
Jedoch hatte Jonas kein Nein gelten lassen.
Patrick bewunderte den Geschäftssinn seines Schwagers. Es war schon erstaunlich, was der aus dieser heruntergekommenen Spielhölle gemacht hatte. Jetzt, wo er die Eleganz des Kasinos mit eigenen Augen sah, war er gleich noch beeindruckter. Aus dem Restaurant duftete es herrlich nach Maras meisterhafter Kochkunst. Im Brightwater’s auch ein Restaurant zu eröffnen, war wirklich ein Geniestreich von Jonas gewesen. Und auch dass er nicht lockerließ, bis Mara endlich zugestimmt hatte, das Restaurant zu leiten.
Ihr zum Dank gleich einen Ring an den Finger zu stecken, fand Patrick allerdings ein wenig übertrieben. Aber die beiden schienen ihre Heirat bisher nicht bereut zu haben. Angesichts der wortreichen Nachrichten auf seiner Mailbox hätte Patrick von Mara andernfalls bestimmt davon erfahren.
Er schlenderte hinter Liz her und genoss den Anblick ihrer Rückseite. Sie rannte nun schon fast, und dabei schwang All tlft verführerisch mit, was der hässliche Hosenanzug Verbarg.
Vielleicht etwas zu verführerisch. Er zwang sich, woanders hinzusehen. Jetzt nur nicht die Fassung verlieren! Um sich abzulenken, lächelte er der Frau am Empfang zu. Sie erwiderte sein Lächeln, und er ging auf sie zu.
»Kann ich Ihnen helfen?«, erkundigte sie sich mit einer extrem rauchigen Stimme, die erhöhten Zigarettenkonsum vermuten ließ. Sie beugte sich über den Tresen und gewährte dabei einen tiefen Blick in ihren Ausschnitt.
»Ganz bestimmt«, antwortete Patrick. In dem Moment aber drehte Liz sich um. »Nein«, sagte sie. »Wir haben einen Termin mit Mara.«
»Oh, ja natürlich.« Das strahlende Lächeln verschwand vom Gesicht der Empfangsdame, und sie richtete sich wieder auf. Mit den tiefen Einblicken war es damit vorbei. Patrick seufzte. »Ich bringe Sie gleich zu ihr.«
»Danke, aber wir kennen den Weg«, lehnte Liz ab und sah Patrick streng an. »Kommst du nun, oder hast du vorher noch etwas Dringendes zu erledigen?«
Er lächelte der Frau bedauernd zu. »Nehmen Sie es ihr nicht übel. So ist sie immer, wenn sie ihren selbst gekochten Kaffee trinken musste.«
Ernst nickte die Frau. »Dann bringe ich Ihnen einen erstklassigen Espresso in Maras Büro.«
Patrick nahm ihre Hand und küsste sie. »Sie sind ein Engel.« Zart errötete die Empfangsdame. Liz schnaubte ungeduldig und marschierte Richtung Küche. Patrick unterdrückte ein Grinsen und folgte ihr.
Wenn irgendjemand den wahren Wert einer zweiten Chance kannte, dann war es Liz Brynn. Sie hatte ihre zweite Chance im Alter von zehn Jahren bekommen und arbeitete nun wie eine Verrückte, denn ihr Job erlaubte es ihr, auch anderen Menschen dieses Glück zu verschaffen. Vor sechs Jahren zum Beispiel Mara und ihrem Bruder. Und wenn Mara nun auch nicht unbedingt ihre beste Freundin geworden war, bewunderte Liz sie doch dafür, was sie seitdem aus sich gemacht hatte.
Mara hatte eine renommierte Kochschule besucht, dann ein kleines Catering-Unternehmen auf die Beine gestellt und schließlich in Brightwater’s Kasino ein Restaurant eröffnet, das Gourmets aus allen Himmelsrichtungen anzog. Ziemlich beeindruckend, und das erst recht bei einer Frau, die in einer der berühmtesten Verbrecherfamilien des Landes groß geworden war.
Bei Patrick lagen die Dinge da schon anders.
Vor drei Jahren hatte Liz ihn zum letzten Mal gesehen. Damals hatte er seinen Teil ihrer Abmachung erfüllt und war dann verschwunden. Drei Jahre als Liz’ Befehlsempfänger im Tausch dafür, dass Mara nicht belangt wurde. Und dann - puff - weg war der Mann. Er hatte sich einfach in Luft aufgelöst.
Jetzt mochte er ja als gesetzestreuer Bürger leben, sonst hatte er sich allerdings überhaupt nicht verändert. Derselbe messerscharfe Verstand, das umwerfende Aussehen und der verführerische Charme. Noch heute fühlte sie sich in seiner Gegenwart wie ein nervöser Teenager. Eigentlich hatte sie gehofft, dass sie solchen Gefühlen inzwischen entwachsen war.
Liz stieß die Schwingtüren zur Küche auf, dem Herzen von Maras Restaurant. Vom Grill schoss eine Stichflamme nach oben zur Dunstabzugshaube und Liz’ Hand zuckte zur Waffe im Holster unter ihrer Jacke. Ungeduldig schüttelte sie den Kopf. Oh Gott, war sie angespannt.
Wütend starrte sie Patrick an. Das war alles seine Schuld. Normalerweise ließen Diebe - oder Ex-Diebe - sie eiskalt, aber dieser Mann war genauso wenig normal wie die Gefühle, die er in ihr auslöste.
Egal, es ging hier nicht um sie.
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