Money, Honey
zu verarbeiten, was sie eben gesagt hatte. Oh Gott, allein dieses Gesicht! Er konnte bei dem Anblick kaum noch atmen!
Liz war nicht im eigentlichen Sinne hübsch, und das würde sie auch niemals sein. Ihre Wangenknochen waren zu ausgeprägt, die Augen zu groß, das Kinn zu spitz. Aber trotzdem war all das die perfekte Ergänzung zu ihrem Puppenmund, von dem er den Blick einfach nicht abwenden konnte.
»Schön, dich zu sehen«, meinte Patrick schließlich, als er wieder in zusammenhängenden Sätzen sprechen konnte. »Längere Haare. Eigentlich ein bisschen zu girliemäßig für dich, steht dir aber dennoch überraschend gut.«
Sie ignorierte die Bemerkung. »Was willst du hier, Patrick?«
Er zog die Augenbrauen hoch und tat ganz unschuldig. »Das weißt du nicht?«
»Würde ich sonst fragen?« Sie kniff die kornblumenblauen Augen zusammen.
»Wohl nicht, Small Talk ist nicht dein Ding, wenn ich mich recht erinnere.«
»Stimmt, und ich habe mich in letzter Zeit nicht wesentlich geändert. Was also machst du hier?«
Er zuckte mit den Schultern. Wenn das FBI tatsächlich nicht Bescheid wusste, würde er nichts daran ändern. »Mara hat mich angerufen.«
»Du hast seit drei Jahren kein Wort mehr mit deiner Schwester gesprochen.«
»Richtig, allerdings lässt Mara nicht locker. Bedauerlicherweise ist sie mit dem Konzept der Mailbox und der E-Mail vertraut.« Er lächelte matt. »Und so habe ich erfahren, dass ihr Restaurant das Opfer von irgendwelchen kriminellen Machenschaften ist.«
»Und deshalb bist du heute hier?«
»Ja.« Das war keine Lüge, nur nicht die ganze Wahrheit. »Um den Fall kümmere ich mich, Patrick, der geht dich nichts an.«
»Sie hat erwähnt, dass du dich mit dem Problem befasst. Sagen wir einfach, sie ist mit deiner Vorgehensweise nicht ganz zufrieden.«
»Und du bist der Superheld, der die Nummer jetzt regelt?« »Sozusagen.«
Liz schloss die Augen und kräuselte die Nase. »Patrick, du hast seit drei Jahren keinen Kontakt mehr zu Mara. Warum willst du jetzt den edlen Retter spielen?«
»Weil sie sagt, dass sie mich braucht.« Und das wahrscheinlich dringender, als ihr selbst klar war, falls Patricks Intuition stimmte. Unglücklicherweise für alle Beteiligten täuschte ihn sein Gefühl in der Regel nicht.
»Aha.« Liz zog einen Schmollmund, den Patrick sich lieber nicht zu lange ansah. »Also bist du in L. A. in den nächsten Flieger gesprungen, um die Arme zu retten?«
»In Palm Springs. Der Rest stimmt.« Er zuckte die Achseln. »Sie ist eine O’Connor. In meiner Familie passen wir aufeinander auf.«
»Das ist aber diesmal mein Job«, entgegnete Liz, stand auf und schaute ihn durchdringend mit ihren blauen Au-gen an. »Wer Hilfe beim FBI sucht, darf sich meiner absoluten Loyalität sicher sein. Daher ist dein Auftritt hier auch überflüssig.«
Patrick nahm ihren frischen Duft wahr und spürte, wie das Verlangen in ihm erwachte. Er unterdrückte seine Empfindungen und erwiderte scheinbar gelassen ihren Blick. »Das muss meine Schwester mir schon selbst sagen.« »Okay.« Liz wirbelte herum und ging zu ihrem Aktenschrank. »Und was erwartet sie jetzt von dir? Was sollst du konkret tun?«
»Keine Ahnung.« Er beobachtete, wie sie einen Beutel aus dem Schrank holte, den sie wohl für eine passable Handtasche hielt. Sie warf ihn sich über die Schulter, steckte das Handy ein und marschierte an Patrick vorbei in den Flur.
»Was ist?« Sie steckte den Kopf durch die Tür. »Kommst du nun mit?«
»Wohin?«
»Mara ein paar Takte erzählen.«
Patrick überlegte. Wollte er wirklich dabei sein, wenn die beiden Frauen, die sein ganzes Leben umgekrempelt hatten, aufeinander losgingen wie die Furien?
»Okay«, sagte er und lächelte unwillkürlich. »Ja, auf jeden Fall.«
Eine Viertelstunde später stürmte Liz durch die Eingangstüren des Brightwater’s Kasinos und Restaurants, als würde j sie ein Sondereinsatzkommando anführen. Patrick hingegen sah keinen Grund für übertriebene Eile. Außerdem wollte er sich etwas umschauen. Es amüsierte ihn noch immer, dass seine kleine Schwester sich in einen Kerl verliebt hatte, der ein Kasino betrieb. Nicht dass es ein besonders einträgliches Geschäft gewesen wäre, als Jonas Brightwater, es von seinem Vater geerbt hatte - aber immerhin.
Nachdem Mara es nur durch die Hilfe ihres Bruders knapp geschafft hatte, einem längeren Gefängnisaufenthalt zu entgehen, hatte sie voller Inbrunst geschworen, nie wieder ein Kasino zu betreten.
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