Money, Honey
Beschreibung passt auf fast jeden gewöhnlichen Verbrecher.
»Man kann viel über Seamus O’Connor sagen, aber bestimmt nicht, dass er in irgendeiner Hinsicht gewöhnlich gewesen wäre.«
Mara seufzte. »Wenn Dad noch leben würde, hätte ich ihn auch in Verdacht, das könnt ihr mir glauben. Tatsächlich wäre ich fast erleichtert, wenn er dahinterstecken würde.« Liz kniff die Augen zusammen, als sie das hörte, doch Patrick nickte nur. »Ist immer besser, wenn man den Feind kennt«, murmelte er.
»Da wir das allerdings ausschließen können«, fuhr Mara fort, »sollten wir uns auf die Achillesferse unseres Verdächtigen konzentrieren.«
Liz starrte Mara eindringlich an. »Und die wäre ...?« Mara lächelte. »Sein Ego. Vergiss nicht, dass ich unter lauter männlichen Profis groß geworden bin, die genau in das von dir angegebene Alter passen, allesamt überdurchschnittlich intelligent ...«
»Danke«, sagte Patrick.
»... und mit einem enormen Ego gesegnet«, beendete Mara ihren Satz. »Wenn der Kerl auch nur das Geringste mit dir und Dad gemeinsam hat, müssen wir ihm nur eine kleine Herausforderung bieten, damit er aus seinem Versteck kommt.«
Nachdenklich meinte Liz: »Und du glaubst, unser Mann springt darauf an, dass du einen ehemaligen Juwelendieb und Pokerkönig hergelotst hast?«
»Patrick ist ziemlich umtriebig gewesen, seit er zum letzten Mal hier in Grief Creek war«, erklärte Mara. »Seine Vergangenheit hilft, aber der entscheidende Faktor ist sein momentanes Betätigungsfeld. Damit werden wir den Kerl in die Falle locken.«
Patrick war überzeugt, dass er wusste, worauf Mara hinauswollte. Doch sie sollte es selbst aussprechen. Er hatte noch nie seine Karten offen auf den Tisch gelegt, bevor er sich nicht vollkommen sicher war, was der Gegner auf der Hand hatte. Außerdem war Mara nicht gerade die Königin des Pokerface. Falls sie der Meinung war, dass Patricks Vergangenheit und sein momentanes Leben sich gerade auf Kollisionskurs befanden und ihre Familie bei diesem Crash gefährdet war, würde sie damit schnell herausrücken.
»Ich bin jetzt nur noch ein kleiner Autor, der billige Krimis und ab und zu ein Drehbuch schreibt, Mara«, sagte er. »Okay, ich verdiene ganz gut damit, trotzdem teile ich Liz’ Bedenken. Inwiefern sollte es unseren Fälscher kümmern, ob ich mich im Kasino herumtreibe oder nicht?«
Mara grinste ihn an. »Nun stell dein Licht bitte nicht so unter den Scheffel, Patrick. Du bist berühmt. Wann immer ein neues Buch von dir erscheint, kann man dich in jeder Talkshow bewundern. Und alle Welt würde zu gern erfahren, was in deinen Thrillern Wahrheit und was Fiktion ist.« »Meine gesamten Taten sind erfasst und schon seit Jahren in den Akten des FBI genau dokumentiert. Liz hat das alles irgendwo im Archiv. Was ich schreibe, ist ausnahmslos reine Fantasie, Mara. Das weißt du genauso gut wie sie.« Liz’ Miene blieb undurchdringlich, aber Mara nickte. »Natürlich weiß ich das«, sagte sie ungeduldig. »Ich war bei deinen Coups dabei, oder hast du das schon vergessen?« Meistens zumindest, dachte Patrick, dennoch nickte er ebenfalls, und Mara fuhr fort.
»Das kann der Rest der Welt aber nicht wissen. Dein neuestes Buch ist doch gerade erst erschienen, oder?«
»Letzten Dienstag, um genau zu sein.«
»Bei jeder deiner Veröffentlichungen gibt es ein riesiges Medienecho.« Mara lehnte sich zufrieden zurück. »Ich will nur, dass du ein paar Tage hier in Grief Creek bleibst und dich ein bisschen in den Klubs herumtreibst. Spiel den Star, sei dekadent, mach auf dich aufmerksam!« Sie grinste ihren Bruder an. »Kurz gesagt - sei ganz du selbst!«
Liz sah ihn an, und ihre blauen Augen schienen zu leuchten. »Patrick stellt ein paar gezielte Fragen über die Herstellung von Blüten«, spann sie Maras Gedanken weiter. »Und erwähnt, dass er für sein nächstes Drehbuch recherchiert. Am besten deutet er noch an, dass er jemanden braucht, der ihm dabei hilft. Einen echten Fälscher-Experten.«
Mara nickte fröhlich. »Du hast mich also gleich verstanden, Liz. Ja, er sucht angeblich nach einem echten Fälscher. Möglicherweise soll der sogar nach Hollywood zum Dreh kommen. Als Berater.«
Liz tippte sich gegen die Unterlippe und schaute gedankenverloren in die Ferne. Patrick konnte fast sehen, wie sie den Plan und seine Konsequenzen genau analysierte und in konkrete Schritte einteilte. Er hatte am eigenen Leib erfahren müssen, wie wirkungsvoll sie ihre Überlegungen
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