Money, Honey
später in die Tat umsetzte.
»Okay«, wandte sie sich dann an Mara. »Ich glaube, du hast nicht unrecht. Falls unser Profil korrekt ist, wird der Verdächtige sich einer solchen Versuchung kaum entziehen können. Dafür lechzt er zu sehr nach Aufmerksamkeit und Anerkennung. Es mag nicht der ideale Weg sein, um ihn zu schnappen ...« Sie blickte kurz hinüber zu Patrick. »... aber man kann damit arbeiten.«
Patrick verschränkte die Arme vor der Brust. Es tut nicht weh, sagte er sich. Warum auch? Liz musste bei ihrer Arbeit mit ziemlich harten Geschichten klarkommen. Wieso also hätte es ihn verletzen sollen, dass sie ihn dazuzählte?
»Weshalb geht ihr beide eigentlich so selbstverständlich davon aus, dass ich noch mal mit dem FBI Zusammenarbeiten will?«, erkundigte er sich, obwohl die Frage sich eigentlich nicht einmal stellte.
Er hatte für seine Sünden gebüßt, und das war Liz auch bewusst. Trotzdem war sein moralisches Schuldenkonto noch nicht wieder ausgeglichen. Da konnte es ihm eigentlich nur recht sein, wenn das Schicksal ihm eine weitere Gelegenheit zur Wiedergutmachung präsentierte. Eine Wiedergutmachung allerdings, bei der er sich zum letzten Mal Liz’ Autorität unterstellen musste - während er gleichzeitig mit der unerklärlichen Versuchung konfrontiert wurde, die sie für ihn darstellte.
Das Universum meinte es wirklich nicht gut mit ihm. Seine Frage wurde mit beredtem Schweigen beantwortet, das Mara schließlich brach.
»Ich gehe gar nicht davon aus«, entgegnete sie leise und ernst. »Es ist ein Gefallen, um den ich dich bitte, auch wenn ich keinerlei Recht dazu habe. Du schuldest mir weiß Gott nicht das Allergeringste. Weder mir noch dem FBI. Ich bitte dich dennoch darum. Du bist mein Bruder und ich brauche deine Hilfe. Bleib bitte hier.«
Patrick schaute ihr in die Augen, und sie erwiderte seinen Blick, ohne zu blinzeln.
»Selbst wenn du es nicht tun willst«, fuhr Mara fort. »Gönn mir eine Woche deiner Zeit. Ich habe dich vermisst.« Oh verdammt, dachte er, ich habe überhaupt keine Wahl. Er war immer peinlich darauf bedacht gewesen, Mara nach außen hin mit gleichmütiger Freundlichkeit zu behandeln. Niemand sollte darauf kommen, dass sie der Mensch war, den er am meisten liebte.
Aber es gab jemanden, der es doch gemerkt hatte. Der Mann, der dabei gewesen war, als Patrick ein einziges Mal offen seine Zuneigung gezeigt hatte. Der Mann, der sie wegen ihres stümperhaften Diebstahls ins Gefängnis gebracht hatte. Er hatte Patrick damit gezwungen, sich zwischen seinem Mentor und seiner Schwester zu entscheiden. Und Patrick hatte keine Sekunde gezögert. Seine Wahl war auf Mara gefallen, und Jorge Villanueva war auf der Strecke geblieben. Inzwischen jedoch war es sechs Jahre her, seit dieser irgendeine Gefahr für sie dargestellt hätte. Damals nach Patricks Verrat hatte sich Villanueva sofort ins sonnige Lateinamerika abgesetzt. Auf dem Anwesen eines Drogenbarons bei Rum und mit jungen Senoritas wartete er darauf, dass seine Taten verjährten. Patrick hatte mehr aus Gewohnheit als aus echter Sorge noch immer ein wachsames Auge auf ihn gehabt.
Das änderte sich allerdings, als Patricks Quellen verlauten ließen, dass Villanueva sich seit nunmehr ein paar Monaten wieder auf dem Boden der Vereinigten Staaten befand. Und kürzlich hatte man ihn in der Nähe von Grief Creek gesehen. Das wiederum machte Patrick tatsächlich Sorgen. Um ehrlich zu sein, war Maras Hilferuf die perfekte Entschuldigung gewesen, ihr einen brüderlichen Besuch abzustatten, ohne Verdacht zu erregen. Zeit mit Mara zu verbringen, während er den Gerüchten wegen Villanueva auf den Grund ging, war nicht das Problem.
Das Problem war Liz. Wenn sie ihren Plan ausführen wollten, würde er die ganze Zeit eng mit ihr Zusammenarbeiten. Leider hatten die Jahre, in denen er Liz nicht gesehen hatte, nichts daran geändert, dass er in ihrer Nähe dauernd um seine Selbstbeherrschung fürchten musste. Mit seinen sexuellen Anspielungen und bissigen Kommentaren war es nicht schwer, sie auf Abstand zu halten. Nur geschah das keineswegs, um sie zu schützen. Liz’ Beruf brachte ständig neue Gefahren mit sich und sie war nun wirklich kein kleines Püppchen, das unbedingt männliche Hilfe benötigte. Besagter Abstand schützte vielmehr Patrick. Und zwar vor sich selbst. Das hatte schon damals funktioniert und das würde es nun auch wieder tun. Bestimmt.
»Zwei Wochen«, stimmte er schließlich zu. »Ich gebe dir zwei
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