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Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Titel: Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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ihrem Kaffeebecher auf, den sie in der linken Hand hielt. Die rechte steckte tief in der Bademanteltasche, und sogar aus der Entfernung konnte er die Umrisse ihrer Waffe unter dem Stoff erahnen. Ein Schlauch schlängelte sich zum Stamm des Magnolienbaumes, und das Plätschern des Wassers klang in der Stille des Morgens wie Musik. Aber verdammt kalt war es.
    «Hier draußen erfriert man ja», sagte er, als er vorsichtig die Hintertreppe hinunterging, um den frischen Kaffee in seinem Becher nicht zu verschütten. Er konnte seinen Atem in der kalten Luft sehen, und das gefrorene Gras knisterte unter seinen Schuhsohlen.
    Charlie verdrehte den Kopf und grinste ihn an. Auch seinen Atem konnte man sehen.
    «Ziehen Sie lieber Ihr Jackett an», ermahnte ihn Grace, ohne sich umzusehen.
    «Hab ich bereits getan.» Magozzi hockte sich neben Charlies Stuhl und kraulte das drahtige Fell hinter den Hundeohren. Charlie seufzte und schmiegte den Kopf in Magozzis Hand. «Der Kaffee ist phantastisch.» Er sah zu Grace hinüber und stellte fest, dass sie ihn anlächelte. Dieses Lächeln hatte er bislang bei ihr noch nicht gesehen, und es vermittelte ihm das Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben.
    «Was ist?»
    «Sie haben Charlie nicht von seinem Stuhl vertrieben.»
    «Wieso auch? Es ist doch sein Stuhl.» Wieder lächelte Grace.
    «Und ich hätte ihn ja vertrieben, aber ich fürchtete, er würde mir den Arm abbeißen.» Er blickte hinunter auf die wilde Bestie, die ihm inbrünstig die Hand leckte, und für eine Sekunde sah er das uramerikanische Genrebild von Mann, Frau, Haus und Hund vor sich, als sei es Realität und als passe er in dieses Bild. «Sie sollten sich nicht allein hier draußen aufhalten», sagte er unvermittelt, und schon war Graces Lächeln verschwunden.
    «Das hier ist mein Hinterhof, mein Garten. Mein Haus.» Sie sah ihn einen Moment fast böse an und löschte damit aus, dass er gerade noch eine Kleinigkeit richtig gemacht hatte. Er hätte ebenso gut den Hund mit einem Fußtritt vom Stuhl vertreiben können. Nur dass er den Hund wirklich gern hatte. Schließlich seufzte sie und sah wieder hinüber auf die Magnolie.
    «Außerdem musste ich meinem Baum Wasser geben.» Magozzi schlürfte seinen Kaffee und bemühte sich, die Lektion zu verarbeiten und ein Fazit daraus zu ziehen: Lege Grace MacBride niemals nahe, ihre Gepflogenheiten zu ändern, damit sie nicht auf ihrem Hinterhof niedergemetzelt wird. Er konzentrierte sich mit aller Kraft darauf, den Beschützerinstinkt zu unterdrücken, der allen Männern wohl schon zu Eigen gewesen war, als sie noch in Höhlen wohnten.
    Ohnehin ein dämlicher Instinkt, dachte er, dem die evolutionäre Modifikation entgangen war, die dann auch Frauen mit großen Handfeuerwaffen in ihren Bademanteltaschen einbezogen hätte. Er sah hinunter auf die Pfütze, die sich um den Stamm der Magnolie bildete, und glaubte, ein ungefährliches Gesprächsthema entdeckt zu haben.
    «Ist vielleicht schon ein bisschen spät im Jahr dafür, oder?» Grace schüttelte den Kopf, sodass ihre dunklen, vor Kälte schon fast starren Locken über den weißen Bademantel strichen. Mit ihrem nassen Haar hätte sie nicht hier draußen sein sollen, aber darauf würde Magozzi sie bestimmt nicht ansprechen. «Es ist nie zu spät. Bäume zu wässern. Auf jeden Fall nicht, bis der Boden gefroren ist. Wohnen Sie in einem Haus?»
    «Wie ein normaler Mensch.»
    «Auf mich hat er es nicht abgesehen. Noch nie.» Guter Gott, sie wechselte das Gesprächsthema so schnell, dass Magozzi Mühe hatte, ihr zu folgen. Offensichtlich blieb ihr das leider nicht verborgen.
    «Deswegen habe ich auch keine Angst, allein hier draußen zu sein», erläuterte sie. «Er will mich nicht umbringen. Er will nur, dass ich ­ aufhöre.»
    «Womit?» Sie zuckte nur mit den Achseln. «Das versuche ich schon seit Jahren herauszufinden. Der Profiler, der in Atlanta hinzugezogen wurde, meinte, die Absicht des Killers sei ‹psychologische Emaskulation›, was auch immer das heißen soll. Dass er das Gefühl habe, ich besäße eine Art von Macht über sein Leben, die er zu eliminieren versuche, und dass meine Ermordung dafür offenbar nicht ausreiche.»
    «Interessant.»
    «Finden Sie? Ich hab das immer für Psychologengeschwafel gehalten. Niemand besitzt noch Macht, wenn er tot ist.»
    «Märtyrer haben Macht.»
    «Oh.» Ihre Lippen formten bei dem Laut einen Kreis und blieben einen Augenblick so. «Das ist wahr.»
    «Tote Geliebte.»
    «Tote

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