Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden
sein Spiegelbild in der verglasten oberen Hälfte der Tür, fand, dass er aussah wie ein Mafiagangster, und wandte dann seine Aufmerksamkeit den anwesenden Polizisten zu. Gino, Sheriff Halloran und sein Deputy standen vor der großen Tafel mit den Fotos der Opfer und der Tatorte. Die Männer hatten die Hände in den Taschen und sahen recht betreten aus.
Der Sheriff war eine Überraschung: hoch gewachsen, dunkelhaarig, mit scharfsinnigem Blick und ganz und gar nicht der blonde, gutmütige Typ vom Lande mit Schmerbauch, den Magozzi sich vorgestellt hatte. Nach seiner Schulterbreite zu urteilen, beschäftigte er sich aber damit, in seiner Freizeit 50Kilo-Heuballen durch die Gegend zu werfen. Der Deputy war kleiner und entsprach eher dem Klischee. Angesichts dessen Weihnachtsmannwampe musste sich Gino ja beinahe grazil vorkommen.
Als Magozzi die Tür öffnete, blickte Gino in dessen Richtung und sagte: «Da kommt er ja. Und was hab ich gesagt?
Groß, dunkel, ein so richtig fies aussehender Typ.» Dabei deutete er auf Magozzi. «Klein, blond, reizender Bursche.» Er presste den Daumen auf die eigene Brust. «Genau wie Sie beide. Ich sag's Ihnen, es ist, als wären wir zwei Zwillingspaare, die man durcheinander gemischt hat. Wie in dem Film mit Lily Tomlin und wer war das denn noch?» Er kratzte sich am Kopf.
«Bette Midler», bot der Deputy an.
«Ja, genau die. Magozzi, darf ich dir Mike Halloran und Bonar Carlson vorstellen. Normalerweise sieht mein Partner ein bisschen besser aus.» Bonar Carlson ergriff Magozzis Hand. «Ich finde, Sie sehen sehr nett aus.»
«Danke.» Sheriff Halloran deutete mit einer ruckartigen Kopfbewegung auf seinen Deputy. «Ich wollte ihn gar nicht mitbringen, aber ich musste mich zwischen ihm und einer schönen Frau entscheiden.»
«Dann blieb ja keine andere Wahl.» Magozzi schüttelte ihm die Hand.
«Ganz und gar nicht. Wie ich höre, haben Sie die Nacht mit einer Ihrer Verdächtigen verbracht.»
«Schätze, es gibt nur in der Äußeren Mongolei zwei oder drei Leute, die bis jetzt noch nicht davon gehört haben.» Gino sagte: «Nichts ist unmöglich. Sie hat wieder eine E-Mail gekriegt, hm?»
«Yeah. Tommy ist dran oder war es zumindest letzte Nacht.»
«Er ist noch immer dabei und hockt über seinen Maschinen wie ein irrer Gnom. Ich glaube, er war nicht mehr zu Hause, seit diese Sache angefangen hat. Seine Augen gehen inzwischen getrennte Wege.»
«Und, Sheriff, hat Gino Sie auf den letzten Stand gebracht?»
«Im Grunde …»
«… brauchte ich das gar nicht», mischte sich Gino ein.
«Gloria hatte ihnen schon alles erzählt, bevor ich hier ankam, einschließlich deiner Unterhosengröße. Die Kugel haben wir rüber ins Labor geschickt. David ist auf dem Weg hierher. Er kümmert sich dann sofort darum.» Er sah stirnrunzelnd auf die Tafel, an der man Leichenhallen- und Tatortfotos des Opfers aus der Mall angebracht hatte. «Das ist unser Mädel von gestern. Marian Siskel, zweiundvierzig Jahre alt, und sie war du wirst es nicht glauben beim Sicherheitsdienst der Mall und saß vor den Monitoren der hauseigenen Überwachungsanlage.
Sie hatte gerade ihre Schicht beendet und anscheinend beschlossen, beim Schlussverkauf von Nordstrom's noch ein paar Sachen anzuprobieren, bevor sie sich auf den Heimweg machte. Die Kriminaltechniker haben tonnenweise Spuren aus dem Umkleideraum, in dem es sie erwischt hat. Haben gesagt, sie brauchen zehn Jahre, bis sie sich da durchgearbeitet haben.» Magozzi betrachtete die neuen Fotos und verglich die Aufnahme der toten Frau am Tatort mit dem gestellten Bild aus dem Computerspiel. Die Ähnlichkeiten waren unheimlich. Sein Blick wanderte zum nächsten Foto aus dem Game eine Frau in einem Malerkittel, die zusammengesunken unter der Wandtafel in einem Klassenzimmer lag. Halloran folgte seinem Blick.
«Ist das die Nächste?», fragte er.
Magozzi nickte. «Nur wird es nicht so weit kommen.
Zumindest nicht heute. Der Gouverneur hat alle Schulen schließen lassen.»
«Und die Tatorte verraten Ihnen gar nichts?»
«Nichts Brauchbares. Auf die Weise kriegen wir ihn nie.» Der Sheriff bewegte die breiten Schultern unter seiner Jacke, als wolle er eine Last abschütteln. «Montag beerdigen wir unseren Deputy», sagte er ernst, und Magozzi erkannte im selben Moment, dass es der Tod des Deputies war, der auf ihm lastete, und dass diese Last wahrscheinlich viel zu schwer war.
«Ich würde Dannys Eltern wirklich gern sagen können, dass diese
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