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Monkeewrench 02 - Der Koeder

Monkeewrench 02 - Der Koeder

Titel: Monkeewrench 02 - Der Koeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Der Alkohol war immer noch verführerisch. Aber das Gefängnis würde es ihm schon austreiben, dachte er und lächelte bitter. «Das ist nun wirklich ein großes Geheimnis, Jack. Quid pro quo. Wahrheit gegen Wahrheit.»
    Jack stellte sein Glas auf den Fußboden, beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Knien ab. «Ich hätte für dich da sein sollen. Ich habe dich im Stich gelassen, Mann. Ich habe in den letzten Jahren bestimmt hundert Sachen angehäuft, die ich bereue, und auf der Liste steht das an der Spitze.»
    «Die Wahrheit, Jack. Was weißt du darüber, wer deinen Vater umgebracht hat?»
    Jack lächelte ihn an, ohne sich zu bewegen. «Marty, die Wahrheit ist nicht immer das, als was sie gepriesen wird, verstehst du.»
    «Wer immer es getan hat, bringt noch andere Leute um, Jack. Du musst uns helfen.»
    «Nein. Er ist fertig. Nur ich bin noch übrig.»
    «Zum Teufel, woher weißt du das?»
    Jack sah tief in sein Glas, atmete durch und blies die Luft heftig wieder aus. «Ich glaube, ich muss ganz von vorne anfangen.»
    Manchmal feuerte man ganze Breitseiten von Fragen ab, hämmerte nonstop auf sein Gegenüber ein, aber bei jedem Verhör kam der Augenblick, in dem man zu fragen aufhörte und einfach schwieg. Marty ließ die Hände still auf den Lehnen seines Stuhls ruhen, behielt Jack im Blick und wartete.
    «Es fällt mir verdammt schwer, dir das anzutun, Marty. Ich weiß doch, was der alte Mistkerl dir bedeutet hat.»
    «Er war ein guter Mensch, Jack.»
    «Das wird hier genau wie bei Elvis.»
    «Ich kann dir nicht folgen.»
    «Na ja, erinnerst du dich, wie es war, als man herausfand, dass der King drogensüchtig war? Ich meine, da war dieser Typ, der einzig wahre König, und als was stellt er sich heraus? Als fettleibiger, Pillen schmeißender Junkie. Mann, das Idol stürzte vom Sockel und erschütterte mein ganzes Weltbild. Bist du bereit für so was?»
    «Jack…»
    «Pop hat mir zum ersten Mal an meinem neunten Geburtstag eine Waffe in die Hand gedrückt. Hast du das gewusst? Du musst bereit sein, sagte er, und von da an hat er mich jeden Sonnabend morgens mit zum Anoka Gun Club genommen, wo wir auf Zielscheiben geschossen haben. Ma dachte, wir gingen zu McDonald's, um was fürs Vater-Sohn-Verhältnis zu tun, und ich durfte ihr nicht die Wahrheit sagen. Es war grauenhaft langweilig. Ich hasse Waffen. Aber ich war ein dummer kleiner Junge. Solange ich mit Pop zusammen war, fand ich es toll.» Er nahm wieder sein Glas zur Hand und lehnte sich in die Kissen zurück. Er trank einen großen Schluck und lächelte. «Ich bin ein wirklich guter Schütze, Marty. Aber nicht zu vergleichen mit Pop.»
    Marty musterte Jacks weiße Beine, die aus den Shorts ragten, den kleinen Schmerbauch, die von der Sonne verbrannten Geheimratsecken über der Stirn. Während die Vorstellung von Jack als einem guten Schützen ihm höllische Angst machte, war das Bild einer Waffe in der liebevollen und sanften Hand seines Schwiegervaters vollkommen abwegig. «Läuft das auf irgendwas hinaus, Jack?»
    «Aber sicher.» Sein Kopf pendelte ein wenig, als Jack versuchte, sich auf Marty zu konzentrieren. «Du möchtest wissen, wer Pop hätte umbringen wollen, stimmt's? Denn er war doch so ein großartiger Kerl, liebte alle und wurde von allen geliebt… Scheiße. Marty. Ich habe die letzten Jahre damit verbracht, mein Leben zu zerstören, damit ich niemandem etwas erzählen musste, und jetzt verlangst du von mir, dass ich es einfach ausspucke.»
    Marty hörte in der Ferne ein Donnergrollen. «Was immer es ist, die Polizisten werden es sich am Ende doch zusammenreimen.»
    Jack kicherte. «Diese Komiker werden es nie im Leben rauskriegen, und wenn doch, würden sie es ohnehin nicht glauben.»
    «Was rauskriegen?»
    Jack bemühte sich, nachzudenken und gleichzeitig Marty nicht aus dem Blick zu verlieren. Fast hätte ihn das überfordert. «Dass jemand ihnen auf die Schliche gekommen ist. Nur waren es nicht die Polizisten. Aber man kann mit so einer Sache nicht ewig davonkommen, ohne jemanden stinksauer zu machen, stimmt's?»
    «Mit was für einer Sache?»
    «Verdammt, Marty, nun denk doch mal mit, bitte! Leute umzubringen natürlich. Ich würde mal denken, zwei im Jahr und das über einen langen Zeitraum.»
    Marty zuckte mit keiner Wimper. «Du erzählst Scheiße, Jack.»
    Jack nickte, bei seinem Zustand eine gefährliche Bewegung. «Okay. Das tu ich oft genug. Aber diesmal nicht. Diesmal geht es um Tatsachen.» Er beugte sich nach vorn,

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