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Monkeewrench 02 - Der Koeder

Monkeewrench 02 - Der Koeder

Titel: Monkeewrench 02 - Der Koeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Montgomery? Und das ist Tim Mason? Wir arbeiten hier, und Mr. Pullman hat uns aufgefordert zu Hause zu bleiben, denn Sie würden vielleicht mit uns reden wollen? Aber… wir mussten einfach herkommen, verstehen Sie?»
    Magozzi fand, dass sie aussahen wie zwei verirrte Welpen. Er hob das Absperrband und forderte sie mit einer Geste auf, drunterdurch zu kommen. Dabei musste er die Regung unterdrücken, ihre Köpfe zu tätscheln und ihnen zu versichern, dass alles in Ordnung kommen würde.

 
    KAPITEL 7
     
    Wenn es keine offenkundigen Verdächtigen gab, bestand der erste Ermittlungstag in einem Mordfall aus einem hektischen Durcheinander von Vernehmungen und Faktenklärung. So vergingen die kostbaren Stunden nach einem Mord, und die Wahrscheinlichkeit, den Mörder zu finden, sank rapide. Wenn man Glück hatte, sah man einen Hoffnungsfunken aufglimmen – entdeckte eine winzige Information, die vielleicht in die richtige Richtung deutete. Doch Magozzi und Gino hatten dieses Glück heute nicht gehabt. Seit vierzehn Stunden waren sie an dem Gilbert-Fall dran, und noch gab es keinen Hoffnungsschimmer.
    Magozzi parkte den Wagen auf der Straße neben der City Hall, und eine Zeit lang blieben er und Gino im Dunkeln sitzen.
    Weißt du, was dein größtes Problem ist, Leo? Du nimmst jeden Mord so verdammt persönlich.
    Es waren diese Sätze seiner geschiedenen Frau, die ihn noch heute sprachlos machten und die ihm auch nach all den Jahren nicht aus dem Kopf gingen. Sogar das Geständnis ihrer häufigen Untreue, das sie in der Endphase ablegte, hatte im Laufe der Zeit seine niederschmetternde Wirkung verloren, nicht aber jene Worte. Damals hatte er zum allerersten Mal die Möglichkeit erwogen, ein Mord müsse nicht von jedem persönlich genommen werden, aber anfreunden hatte er sich mit diesem Gedanken nie können.
    Er nahm an, es hatte mit einer Art Mitgefühl für das Opfer zu tun. Nicht ein einziges Mal war es ihm gelungen, eine Leiche mit einer rationalen Distanz zu betrachten, die es ihm erlaubt hätte, in ihr nichts anderes als «nur» eine Leiche zu sehen. Manche Cops konnten das. Manche Cops mussten es tun, wenn sie nicht den Verstand verlieren wollten. Magozzi hatte es nie geschafft. Für ihn handelte es sich nie nur um eine Leiche; es war stets eine tote Person, und das war ein großer Unterschied.
    Aber bei dieser Leiche war es schlimmer als sonst. Erst ein Tag war mit Ermittlungen vergangen, und er empfand nicht nur Mitleid mit dem Opfer. Langsam empfand er bereits Mitleid mit sich selbst, weil er den Mann nicht gekannt hatte. Das war ihm noch nie passiert.
    «Langer Tag», seufzte Gino schließlich.
    «Zu lang. Zu viele trauernde Menschen. Weißt du, ich möchte nur ein einziges Mal an einem Fall arbeiten, bei dem jeder den Toten gehasst hat.»
    «Das wird nie passieren», murrte Gino. «Niemand hasst einen Toten. Das gehört sich nicht. Du kannst der fieseste Kerl auf Erden gewesen sein, aber wenn sie dich in einem offenen Sarg aufbahren, dann scheinen auch die Leute, die dich zu Lebzeiten gehasst haben, etwas Nettes über dich sagen zu können. Es ist wie ein Wunder.»
    Magozzi blickte zum Fenster hinaus auf die verlassene Straße. Vielleicht hatte Gino Recht. Vielleicht war Morey Gilbert ein Mensch wie jeder andere gewesen und wurde nur durch seinen Tod erhöht. Aber insgeheim war er anderer Meinung.
    Gino blieb einen Moment lang stumm. «Aber ich denke, dass es in diesem Fall ein bisschen anders ist, Leo.»
    «Ja, ich weiß. Mir ist eben dasselbe durch den Kopf gegangen.» Magozzi schloss die Augen und dachte an die vielen Trauernden vor der Gärtnerei. Es war eine spontane Trauerkundgebung gewesen, wie man sie erwartet hätte, wenn ein Prominenter gestorben war oder vielleicht eine hoch verehrte Person des öffentlichen Lebens, aber nicht irgendein Durchschnittsmensch, von dem niemand je gehört hatte. In den Medien war darüber berichtet worden, aber hauptsächlich, weil es zu einem Verkehrschaos auf dem Boulevard gekommen war. Von Morey Gilbert hatte auch in der Redaktion noch nie jemand gehört, und das Hauptaugenmerk richtete sich auf die großartige, Quoten steigernde Horrorgeschichte des anderen alten Mannes, der gequält und an Gleise gefesselt worden war.
    Beethovens Fünfte erklang aus der Tasche von Ginos Shorts. Er zerriss sie, als er sein Handy hervorzog, bevor es die nervenden Töne noch mal von sich gab. «Verdammt, die Göre kriegt Hausarrest. Damit sie ein bisschen Respekt vor ihrem Vater und

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